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Anzeige von 4516 - 4520 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4516 1809 12 13 Trüb. Fahrt nach Preßburg mit dem Sohn des Steinmetz Karl Högl als Zeichner des Meisl Um 5 h fuhr ich nach eingenommenem Frühstück fort, mein Reisecompagnon erschien pünktlich. Äußerst schlecht war der Weg bis Schwechat. In Fischamend gab der Hansel Heu und wir verzehrten ein Poulard, welches Therese in liebevoller Sorge uns mitgab. In Petronell blieben wir über Mittag. Das Locale des erst noch zu reparierenden Gasthofes und die Bewirtung waren sehr schlecht. Ich fand Offenheimer, seinen Schwager, den Offizier Herz und Adamberger, welche auch nach Preßburg reisten. Unsere Fahrt begann nun sehr schlecht zu werden. Das Sattelpferd ist stützig, zieht nicht und wir blieben am Fuße des Deutsch-Altenburger Berges stecken. Mühevoll kamen wir weiter, ebenso ging es uns bei Wolfsthal, am schlimmsten war es auf der Heide (?) des abgerissenen Dammes eine Stunde vor Preßburg, da blieben wir in dem Morast weiter gegen dem ganz verheerten Audörfel ganz stecken. Nichts half uns weiter, wir mussten andere Pferde anspannen und im Morast über den Damm und die Schiffsbrücke nach Preßburg wandeln. Über alle Begriffe beschwerlich war im tiefen Morast und beim schwachen Mondenschein dieser Marsch. Erst nach 6 h, nach 13 Stunden, kamen wir in Preßburg an. Beim Joh[ann] Pálffy war für mich ein Zimmer und beim Hausmeister Johann Petter wird für mich gekocht. Der Graf erwartete mich und empfing mich äußerst artig. Wir machten noch einige Geschäfte, dann ging ich mit Gittig ins könig[liche] städtische Schauspielhaus. Man gab „Die Tage der Gefahr“, mit Ehlers als Wasserträger, Rosenfeld (?) als Armand, Jonas (?) als Constanze. Ich fand mehrere Bekannte, auch Lissl, Seppenburg, Liebenfels. Nach dem 1. Akt grüßte ich die Bekannten auf der Bühne. Die Produktion war ziemlich gut, Karner (?) ist Operndirektor. Nachher soupierte ich bei Petter und um 10 h sehr abgemattet ins Bett. Die Bettstatt ist zu kurz und ich schlief schlecht. Band 06 (VI.), Seite 257v
4517 1809 12 14 In Preßburg. Feucht, abends Regen. Im kö[niglich] städt[ischen] Theater „Schwestern aus Prag“, Hasenhuts 4. Gastrolle als Krispin. Um 7 h zum Grafen, wir frühstückten da. Um 8 h .mit Gittig und Högl in die Brandstätte. Wir durchgingen und durchstiegen alles, der Graf kam nach; Högl fing zu mappieren an und mass fleißig fort. Ich war immer dabei. Um 12 h mit Gittig zu Ochsen auf die Promenade speisen, dann ins Erdödy’sche Kaffeehaus, zum Schmidt ins Keglevich’sche Haus, in jenes des Balassa, in die Pfarrkirche, das Castrum Doloris für den verstorbenen Primas zu sehen. Dann nach Haus arbeiten. Ich schrieb Therese, Peter und Gesellschaft viel Schönes, schickte durch Offenheimer Geld für Högler. Abends ins Theater. Ich plauschte, war wieder auf der Bühne, sprach mit Hasenhut, im Parterre mit Liebenfels und einer Berlinerin, die mir viel zu lachen machte. Gittig reiste ab. Wir soupierten, um 10 h ins Bett. Band 06 (VI.), Seite 257v
4518 1809 12 15 Neblig, vor Mittag und abends Regen. Im fürst[lich] Pálffy’schen Saale Konzert des Wilhelm Ehlers, worin eine komische Szene zwischen ihm und Hasenhut. Nach 7 h zum Grafen, kam ins abgebrannte Haus, beschäftigte mich mit dem Ingenieur (?), mit dem Inventieren der Gewehre, fuhr mit dem Grafen in den Maierhof, der sehr schlecht und fehlerhaft gebaut ist, sah die Wohnung des Csiba, Andrássy (?), Binder (?). Dann zum Petter speisen, nach Tische mit ihm wegen Halsband des Hector, welches ich dem Mayer bestimmte, zum Riemer, auf die Post, zur evang[elischen] Kirche, dann ins Kaffeehaus auf der Promenade. Die Schale schwarzer Kaffee kostet 30 x. Nach Mittag bis 6 h arbeitete ich ununterbrochen, holte Liebenfels im Erdödy’schen Kaffeehaus ab und gingen in Ehlers’ Konzert, Csiba führte mich. Wir fanden den Saal leer. Ich ging in ein Zimmer, wo Doberauer (?) mit Gattin, Marie Müller, ein Negoziant und das Orchester waren. Die ganze Gesellschaft waren kaum 100 Personen. Lissl ist abgereist, ich traf da Seppenburg. Das Ganze dauerte kaum 1 ½ Stunden. Die Szene mit Hasenhut aus dem „Kapellmeister“ war zu niedrig, machte etwas lachen, ist aber ohne allen Wert. Im tiefen Kot wandelten wir nach Haus, soupierten und vor 10 h ins Bett. Liebenfels wird mit Liechtenstein Dienstag nach Wien [reisen ?]. Sein Cousin ist Gollner (?), General-Adjutant beim Joh[ann] Liechtenstein; bei diesem führte er mich auf. Band 06 (VI.), Seite 257v
4519 1809 12 16 In Preßburg. Feucht, abwechselnd heiter. Im Kö[niglichen] Theater „Erbprinz, oder das Geheimnis“, Schauspiel in 4 Akten von Ziegler. Heute sehe ich die Mad. Marie Müller als Prinzessin Marie, die Braut. Früh beantwortete ich Bottas Schreiben, dann zum Grafen, der mir für morgen eine Inventierung des Maierhof-Kellers auftrug. Mit ihm ins Erödy’sche Kaffeehaus, wo ich nach Magendorf ein Billard für 620 fl. kaufte. Mit ihm in beide Häuser, entwarf einen Kellerstand und so wurde es Mittag. Mit Franz in die Tuchhandlung zum Nagy und Schneller (?). Nach Mittag zu Haus, belehrte Andrássy wegen Verfassung des Kellerstandes, arbeitete in Rechnungen, gab auf das Billard 620 fl., dem Aichinger eine Schrift und 120 fl. daran. Mit dem Grafen deliberierte ich wegen Hausbau.und verschiedenen anderen Gegenständen. Um 6 h ins Theater. Mein junger Högl ging Passé spielen, dann kam er auch ins Theater. Ich langweilte mich, fror und schlief. Die Müller sah gut aus und spielte mit vieler Empfindung. Im Ganzen wurde das Stück zum Ansehen gegeben. Im starken Regen zum soupieren, dann zum arbeiten. Um 11 h ins Bett. Band 06 (VI.), Seite 258r
4520 1809 12 17 In Preßburg.Trüb. Hasenhut als Rochus Pumpernickel. Nach 6 h kam schon Andrássy, mit diesem arbeitete ich eine Stunde, dann in den Maierhof zur Revision des Kellers. Mit der Bagage unter Begleitung des Aloys Kollmann sandte ich den Hector für Mayer nach Wien. Um 9 h in die evangelische Kirche, ihren Prediger Irmel (?) zu hören. Der hatte eine Begräbnis und es predigte Sigl (?), ein Mann über 60 Jahren. Dieser gefiel mir nicht und ich ging wieder. Nach 11 h machte ich die Inventur. Csiba und Andrássy gingen mit mir herum, wir gingen in die Franziskaner- und Jesuitenkirche. Koch Zimmermann im Hause der Cas[imir] Esterházy machte die Tour auf die Promenade beim Bräuhaus zur Donau, ließ mir die Situation unserer Batterien in der Au und Petschen (?), und jene der Franzosen in der Engerau zeigen, von welcher Batterie sie Preßburg beschossen. Dann zu Balassa, wohin auch der Graf kam. Die Gräfin Forgacs, ein Beamter des Kapitels und ich waren Gäste. Die Familie des Balassa besteht aus der Frau, einem erwachsenen, sehr modernen und einem kleineren, stummen Sohn und einem Jungfräulein Tochter von 14 Jahren. Nach Mittag in unsere Häuser, zum Kaffeesieder Aichinger wegen morgiger Absendung des Billards nach Magendorf, nach Haus. Schrieb Therese, dann ins Theater, Hasenhuts 5. Gastrolle zu sehen Högl zeichnete den ganzen Tag. Band 06 (VI.), Seite 258r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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