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Anzeige von 4506 - 4510 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4506 1809 12 3 Kalter Wind, Regen, düster. Im Burgtheater „Ostade“, „Nebenbuhlerinnen“, im Kärntnertor-Theater „Anklage und Rechtfertigung“, missfiel ganz. Im Theater an der Wien „der lustige Schuster“. Früh zum Stessel, Janschky, Quarin, Keglevich. Den Vormittag beim Grafen. Therese ging mit Henriette Pesch in Cleynmanns Predigt, wohin ich auch zu kommen suchte, aber bis zum Ende nicht bleiben konnte. Quarin war beim Grafen. Ich schlichtete später mit Stessel unser Geschäft, und gab ihm die 1500 fl., um die 7000 fl. voll zu haben. Der Brandl und Nina waren unsere Gäste. Nach Mittag ging Therese zur Brentano, blieb ein paar Stunden, ich war allein zu Hause. Gegen 6 h zur Rodler. Wir fanden die Bulla, tranken Kaffee und aßen Butterbrot. Die Bulla ging, wir waren recht froh; bald aber kam der Schleicher und Schwätzer, der fatale Schluderpacher. Ich ward still und begleitete Therese um 8 h nach Haus. Sprachen bei Brandl ein und fanden den Franz, der nach 3 Jahren ganz verwildert von Prag ankam. Freute mich seines Wiederkommens und versprach, wegen seiner Adjustierung mit seinem Vater zu reden. Es regnete und schneite so sehr, dass ich Anstand nahm, ins Burgtheater zu gehen. Der Kaiser war darin. Ich war meistens auf dem Theater. Band 06 (VI.), Seite 256r
4507 1809 12 4 Barbara. Böses Wetter. Im Burgtheater „Der Livländische Tischler“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, die Milder tritt nach ihrer angeblichen Flucht und Prellerei wieder auf Im Theater an der Wien „Kein Schwiegersohn ohne Amt“. Therese ging zur Hahnl und Phillebois. Beim Licht arbeitete ich, dann zum Grafen, Stessel, Theaterkasse, Keglevich. Besorgte einige Geschäfte, kam nach 12 h in Czaczeks Gesellschaft, sprach Peter und suchte mir Compagnie zum Speisen. Therese gratulierte ihrer Mutter, brachte Kammertuch, Wein, einen Kapaun und blieb auch den Abend dort. Therese machte mit ihrem Geschenk bei der Mama große Freuden, die Bulla zeigte ihre Kochkunst. Heute musste ich eine Loge für Quarin, Heiss, Ullmann und Gesellschaft im Leopoldstädter Theater verschaffen. Stessel zahlte mir unsere Interessen und ich die 31 Pfund Zucker à 6 ¼ fl.. beim Kamel (?). Nach Mittag arbeitete ich beim Grafen. Abends der Gesellschaft wegen beim Mark im 3. Stock des Kärntnertor-Theaters, voll. Der Empfang der Milder war nicht brillant und am Ende war alles ruhig, niemand klatschte. Der Graf schenkte eine Tesen gesalzene Butter, 2 Säcke Mehl und Erdäpfeln. Band 06 (VI.), Seite 256r
4508 1809 12 5 In der Nacht und am Tage fiel heftiger Schnee. Im Burgtheater zum Namensfest des Fürsten 2 kleine Stücke von Kotzebue, „Putzmacherin“, „Häuslicher Zwist““ und Posse „Die Zerstreuten“. Im Kärntnertor-Theater „Samtrock“, „Weinlese“, im Theater an der Wien „Joseph und seine Brüder“, Oper in 3 Akten, Musik von Méhul. Bar[on] Peck war unser Gast, nach Tische kam ich in Peters Gesellschaft, dann zum Grafen, wo ich bis 6 h blieb. Jeanette und Peck treffen sich. Abends zur Rodler, der ich ihr Stammbuch brachte, welches ihr große Freude verschafft. Dann sah ich im Leopoldstädter Theater die zwei neuen Stücke, die mich vortrefflich unterhielten. Ich fand Cleynmann, Wächter und Schöpfer. Therese war zu Haus. Band 06 (VI.), Seite 256v
4509 1809 12 6 Nikolaus. Des Grafen Abreise. Um 6 h war ich schon bei ihm. Im Burgtheater „Entführung aus dem Serail“, im Kärntnertor-Theater „Dankbarkeit“, „Häuslicher Zwist“, „Zerstreute“, im Theater an der Wien „Joseph und seine Brüder“, aus dem Französischen nach Duval von Hassaureck, Dekors von Sacchetti und Gail. Um 8 h fuhr der Graf weg und überlud mich mit Aufträgen. Zuerst zum Meisl, Theaterkasse, zum Schießl, um mit ihm wegen eines Gemäldes in Henriette Pesch’s Stammbuch zu reden. Brandl war unser Gast, mit dem ich wegen Equipierung des Franz sprach, der auch kam. Nach Mittag schrieb ich dem Grafen, was ich wegen dem 3. Stock im Porzellanhaus erreichte. Reich war mit mir da; der Teil vom Taglioni ist halb verlassen, der andere hat Kontrakt. Meisl schickte mir seinen Zeichner Karl Högl, mit dem ich die Hinabreise nach Preßburg verabredete. Die Henriette kam wegen der Großbauer. Therese ging dann zu ihr und war den Abend zu Hause. Ich begab mich zur Karilla, dann ins Kärntnertor-Theater und fand Compagnie Band 06 (VI.), Seite 256v
4510 1809 12 7 Heiter; nach Mittag fiel so dichter, stinkender Nebel ein, dass die Laternen auslöschten und man nicht auf 5 Schritte sehen konnte. Ich erinnere mich nie solch eines starken Nebels. Im Burgtheater „Eduard in Schottland“, „Häuslicher Zwist“, im Kärntnertor-Theater „Iphigenie in Tauris“, im Theater an der Wien „Joseph und seine Brüder“. Früh schrieb ich an Reich wegen Quartier für die Terzaghi in Hofingers Haus, dann zu Reimann wegen Tischen der Aschkan, zum Keglevich wegen Inventierung seiner Bücher, welche ich dann nach Hause nahm. Zum Cavriani, zum Hofinger selbst, zum Janschky, dann kam ich in Peters Compagnie. Mittags waren Peter und unser lieber Joris unsere Gäste, wir unterhielten uns recht gut. Joris brachte mir und der Umlauf einen schönen Christuskopf, der uns viel Vergnügen macht. Nach Mittag arbeitete ich zu Haus, schrieb dem Grafen durch Koch, Zimmermann, inventierte die Bücher. Ging im Nebel, in Lebensgefahr, überfahren zu werden, ins Kärntnertor-Theater und nach dem ersten Akt nach Haus, wo ich wieder schrieb. Therese richtete für morgen zu, machte mir Punsch und um 10 h legten wie uns. Band 06 (VI.), Seite 256v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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