Tauwetter, auf den Straßen schwimmt es. Im Burgtheater „Reise nach der Stadt“, im Kärntnertor-Theater „Ostade“, „2 Nebenbuhlerinnen“, im Theater an der Wien „Lustiger Schuster“. Früh zum Grafen, Theaterkasse, zum Schießl, zum Wallishauser wegen Kotzebues Almanach, zur kranken Geissler, welche aus dem Spital mit der Wassersucht kam. Mittags allein. Ich zitierte Högl, um mit ihm über den Plan zu reden, ging wieder in Geisslers Gesellschaft, sprach Botta, kaufte Rodler nach erhaltenen 1200 fl.. Schluderpachers Ring zurück. Therese brachte ihr und Richart ein Poulard und besuchte Hocheder. Von da zu Richart, welche ich im Bette Fand. Mit Weber sprach ich wegen Testament des Franz Brandl, der am Nervenfieber liegt.
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1809
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Schneegestöber, tiefer Morast. Im Burgtheater „Waisenhaus“, im Kärntnertor-Theater „Selbstbeherrschung“, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“. Den Vormittag beim Grafen, Geissler wegen Billetts, schrieb an Zimmermann. Brachte Richart ein Gilet von Casimir, erhielt von ihm einen Leuchter von Messing. Peck war unser Gast, nach Mittag arbeitete ich. Ging zum Offenheimer, brachte dem Grafen 4000 fl.. Um 6 h zu Peter, bei uns war Jeanette. Dann zur Rodler, die ich von Schrecken über eine zerbrochene Vase wieder übel fand; ich nahm sie zum Reparieren mit. Besuchte Richart, bei der ich die Zeuner fand. Um 9 h nach Haus. Therese erhielt von der Lavotta eine weiß gestickte Haube mit Rosenband zum Neuen Jahr. Bei ihr war abends der Burghart (?), den sie mit Joris‘ Optik angenehm überraschte. Dem Buchbinder übergab ich Henriette Pesch’s Stammbuch zum Binden.
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1809
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Böses Wetter, Schnee, sehr kotig. Im Burgtheater „Porträt der Mutter“, im Kärntnertor-Theater „Sargines“, im Theater an der Wien „Attila, König der Hunnen“, hist[orisches] Schauspiel in 4 Akten von Werner, Ouvertüre und Zwischenakte von Seyfried, Dekorationen von Sacchetti und Gail, Grüner als Attila. Den Vormittag beim Grafen, Theaterkasse, um Sitze für den Grafen und mich, bei der Geissler und Richart, sie noch krank; bei ihr die Zeuner. Therese hatte Besuche von Pfaller, Hahnl, Ullmann und Peter. Mittags allein, nach Tische bei dem Grafen, mit dem ich arbeitete. Ich expedierte eine Estaffette an Petter in Preßburg und schrieb an Fischer. Die Leni der Rodler brachte Therese ein sehr schönes weißes Kleid von geruschtem Percal, mit Spitz eingesetzt, welches sie ungemein freute. Thanhoffer, der Pernauer Verwalter kam, und brachte mir von Ödenburg Ausbruch. Abends in Theater an der Wien in den 2. Stock. Der Weg ins Theater war sehr glatt, das Stück voll Spektakel, aber ohne inneren Wert.
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Trüb, abwechselnd Schnee und Regen. Im Burgtheater „Samtrock“, „Abdul“, im Kärntnertor-Theater „Wald bei Hermannstadt“, im Theater an der Wien „Attila“. Am Vormittag beim Grafen, Geissler, Richart, Der Geissler brachte ich eine Kaffeeschale, grün mit Gold, und ließ ihr selbe durch Bengler (?) heimlich auf den Tisch stellen. Thanhoffer war unser Gast. Rathmayer brachte Therese eine Schale weiß mit Gold, mir eine Büchse zum Zahnpulver, welche Gold und Bronze ist; erstere von Niedermayer, letztere von Passy. Der Bartl Rehbock verfertigte Therese ein Körbchen und legte frische Blumen hinein. Nach Tische kamen eine Menge Besuche, Kren (?) mit Frau, beide Goldmann, Mark. Kunz (?) zahlte die 400 fl.. samt Interessen. Gegen 4 h holte mich Jungmann ab, brachte eine Tasse von Gras (?), samt dem Gebrochenen. Wir gingen zu Uiberreiter, blieben bis 8 h, Es wurde in den vorderen Zimmern geheizt, Pianoforte gespielt, getanzt, die arme Pepy (?) musste singen. Zusammen in die Stadt und zu Richart. Um 9 h zu Hause. So wurde das Alte Jahr geschlossen, möge das Neue besser beginnen, froher werden !
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1810
Rosenbaum, Tagebücher: Band VII (SN 200) 01.01.1810 bis 31.12.1813
Band 07
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).