Regen und Schnee. im Burgtheater „Jahreszeiten“ Mayer war unser Gast, blieb über Nacht. Den ganzen Vormittag beim Grafen und abends bis 7 h bei selbem, ich war angestrengt beschäftigt. Wegen Fischers Waren war und schickte ich zur Schwarzleitner, ein Paket nahm Philipp mit. Auf dem Graben traf ich Mark und Botta, sie begleiteten mich zum Grafen. Bei Richart fand ich meinen Kasten von Klimbke. Nach Tisch besuchte uns Jeanette und Mayer Bruder, abends zur Josephine. Um 9 h kam ich von der Compagnie und gleich ins Bett. Therese war nach Mittag und abends mit ihrem Theaterschmuck bei Rivolla.
Band 06 (VI.), Seite 259r
4527
1809
12
24
Adam und Eva. Ein äußerst ungesundes Wetter, den ganzen Tag Nebel und Regen. Nie habe ich so anhaltendes, schlimmes, nasses Wetter erlebt. Den Vormittag beim Grafen, auf dem Kohlmarkt, kam in Rohrwecks Compagnie. Mittags allein, nach Tische las ich Zeitungen. Es kam Vinzenz Brandl, dessen Bruder Franz das Nervenfieber hat, dessen Klagen ich anhörte. Dann arbeitete ich unaufhörlich fort und schrieb meiner Mutter eine Bittschrift an den Fürsten wegen Wein. Therese war den Nachmittag und Abend bei Brentano. Als ich meiner Mutter schrieb, kam sie gegen 8 h nach Haus. Auch schrieb ich an Cleynmann um sein Gebet vor 14 Tagen, und erinnerte ihn, Josephine zu besuchen. Rathmayer brachte für sie die 3 Vasen, weis und Gold. Um 8 h fing ich an, unsere Billetts in ein Buch zu pappen, und sammelte das Theater-Personale. Um 10 h ins Bett.
Band 06 (VI.), Seite 259r
4528
1809
12
25
Christtag. Am Vormittag heiter, nach Mittag trüb. Am Vormittag beim Grafen. Scheiger brachte die schön gearbeitete goldene Dose und zeigte eine Nadel mit Rubin. Ich war wegen Henriettens Stammbuch bei Rösgen, sprach Rösgen, war bei Richart, wo Zeuner, Jungmann und Peter waren. Sie begleiteten mich. Brandl war unser Gast, mit ihm hatte ich wieder wegen den Kindern abzumachen. Nach Mittag 4 h führte ich Therese zu Hocheder, schlenderte herum, sprach Botta. Abends im Redoutensaal für die Bürger von St. Marx „Die Rückkehr des Vaters“, von Seyfried, Musik von Seyfried und Fischer selig. Der Santi Huber spielte als Schindlöckers Schüler ein Violinkonzert. Ich fand Jungmann, Czaczek und Baumer (?), Cartier, Filath und viele andere Bekannte. Es war sehr voll.
Band 06 (VI.), Seite 259r
4529
1809
12
26
Stephanstag. Trüb und nasskalt. Früh zum Grafen, dann in Peters Gesellschaft. Im Burgtheater „Der verbannte Amor“, Lustspiel in 4 Akten von Kotzebue, im Kärntnertor-Theater „Singspiel“ und „Pompejanum“, im Theater an der Wien „Bertha von Werdenberg“. Später mit Peter zu Richart, ich verkaufte ihm den von Klimbke zurückgerufenen Schreibkasten für 60 fl. Czaczek war unser Gast. Nach Mittag schrieb ich an Kárner. Therese verkaufte der Rivolla ihren Theaterschmuck für 100 fl. Mark kam, wir schlenderten herum, ich sprach Botta. Ging ins Burgtheater, schlief und langweilte mich.
Band 06 (VI.), Seite 259v
4530
1809
12
27
Sturm und Schneegestöber den ganzen Tag, außerordentlicher Morast. Meiner Brüder Kárner und Mark Namenstag. Im Burgtheater „Faniska“, im Kärntnertor-Theater „Don Carlos“, im Theater an der Wien „Joseph und seine Brüder“. Früh zum Grafen, Schießl, Walnefer, Buchbinder Schaumburg, Peter und Richart. Therese schickte ihr ein Poulard, Nach Mittag schrieb ich an Keglevich, ließ Scheich kommen, abends brachte ich der Rodler die 3 Vasen, weiß mit Gold. Die Freude der Josephine war außerordentlich. Sie nähte eben an einem ungemein schönen Kleide für Therese, welches eingearbeitete weiße Rusen (?) hat. Kridl, Mark, Jean waren unsere Gäste und recht froh. Ich besuchte die kranke Richart, blieb bis 8 h, dann nach Haus. Wir hatten einen Besuch von Joris.
Band 06 (VI.), Seite 259v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).