Kalt, Schnee. Im Burgtheater anstatt Donnerstag französisch zum Schluss, im Kärntnertor-Theater „Sargino“, im Theater an der Wien „Kreuzfahrer“. Früh kam Rathmayer, dann in die Theaterkasse, um für Hörr, dann für Richart und ihre Suite eine Loge an die Wien zu erhalten. Dann zum Schießl, holte die Veste Dürnstein – Richard Löwenherz saß darin – ab und ließ das Tableau in das Stammbuch der Rodler binden. Therese gab ihre Lektionen. Mittags allein, wir tranken Kaffee, gleich nach Tische mit der Rodler wegen Passys Klienten, dem Violinisten Dobler, in die Porzellanfabrik. Ich ließ Passy den Brief des Peck. Wir suchten für die Josephine Blumenvasen aus, kamen in der Dämmerung erst in die Stadt, und blieb zu Haus. Ich ordnete meine Bücher, Mark, später Hörr mit Frau und Kindern, Rodler mit ihrer Freundin Henriette Pesch kamen und blieben bis 10 h. Ich unterhielt sie mit Joris‘ Kupfern und Optik. Gestern reiste die Milder mit ihrem Hauptmann auf ein Jahr nach Paris.
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Kalt, aber heiter. Im Burgtheater „Sonnenjungfrau“, im Kärntnertor-Theater „Savoyarden“ und „Nebenbuhlerinnen“, im Theater an der Wien „Kreuzfahrer“ .Quarins Geburtstag, dem ich eine Loge ins Kärntnertor-Theater gab. Therese hatte außerordentliche Kopfschmerzen beim Aufwachen, nachher ließen sie etwas nach. Ich arbeitete den Vormittag, nach 10 h in Cleynmanns Predigt, wo ich Mark, Rodler mit Henriette, und Richart, aber nicht Zeuner fand. Mark und ich begleiteten die Rodler nach Haus, dann zu Reinhold. Therese lag auf dem Sopha. Mittags allein. Therese machte nach Mittag ihren ersten Besuch bei der Brentano und hatte abends die Jeanettl mit den Kindern ihres Bruders und die Schwester der Schmirer bei sich, denen sie die Optik zeigte. Ich war bei der Rodler, fand sie nicht und plauderte mit ihrem Mädchen, der Rosine Thaler, welche ein gutes, unverdorbenes Geschöpf ist. Dann zu Rösgen, wo wegen Fischers Reise nach Graz der Abschied war.
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Kalt, heiter Im Burgtheater „Besuch“, „Die Sucht, zu glänzen“, [im Kärntnertor-Theater] „Matrimonio segreto“, im Theater an der Wien „Kreuzfahrer“. Früh schickte uns Peter vom Kurz (?) Linsen und Bohnen. Ich arbeitete, ging in die Theaterkasse, zum Buchbinder, Schießl. Kam in Peters Gesellschaft, sprach Handl (?) und brachte Billetts ins Theater an der Wien. Therese gab Lektionen. Mittags allein, nach Mittag machte Therese Besuche, ich arbeitete, schrieb an den Grafen und schlenderte mit Mark herum. Heute als am Abmarsch der Franzosen und Räumung der Stadt war noch den ganzen Tag der Michaelsplatz voll von Chasseurs zu Pferde. Um 5 h ging ich zu Rodler, Henriette kam nach Haus. Ich blieb eine ganze Stunde, trank Kaffee, schwätzte von Büchern. Dann suchte ich Compagnie um zu soupieren und fand Zeuner. Um ½ 10 h zu Haus. Therese war bei Hocheder, zu Haus fand sie die Goldmann, die den Abend blieb. Heute wurden alle Wachen von unseren Bürgern besetzt.
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Rauer Wind, Schneeflocken lassen sich sehen. Tag der Erlösung, heute sind wir von den Franzosen befreit. Durch 192 Tage – vom 13. Mai bis zum 20. Novemb[er] – waren die Franzose im Besitz unserer teuren Vaterstadt und schleiften vom 16. Oktober bis zum 10. November die Mauern der uralten Kaiserresidenz. Der Anblick der Schutthaufen ist empörend. Deutsche Theater, gottlob. Im Burgtheater „Dorfbarbier“, „Beide Nebenbuhlerinnen“, im Kärntnertor-Theater „Mündel“, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“. Den Vormittag gab Therese Lektionen und ging zur Rivolla. Ich arbeitete zu Haus, die Rodler kam, ich gab ihr für Schluderpacher ein Frühstücksgeschirr auf 6 Personen, weiß, für 40 fl. Dann schrieb ich meiner Mutter zum Namensfest, dann dass der Hitzinger noch im Alten, der Sohn aber besser, aber sehr eigensinnig sei und sich nicht gehörig pflege und schone. Später begab ich mich in die Theaterkasse und zur kranken Geissler. Mittags allein mit Nina. Therese hatte Besuche von Nina und am Nachmittag von der Jeamettll, welche morgen zu Peter geht. Später kam die Rodler. Ich schrieb und las den Nachmittag. Es kam Mark, ich ging in die Buchh[andlung] und zum Buchbinder. Abends zur kranken Karilla, dann ins Burgtheater, sprach Nitschner mit Anhang, später Richart mit Zimmermann.
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Schnee, kalt.Im Burgtheater „Intermezzo“, „Agnes Sorel“ im Kärntnertor-Theater, im Theater an der Wien „Idas und Marphissa“. Meiner guten Mutter Namensfest. Ich schrieb an Stessel, dass er meiner Mutter einige Maß guten Wein verschaffen möchte, dann schickte ich ihm Bücher. Auch schrieben wir der Csekonics. Therese gab ihre Lektionen bei Rivolla und zum ersten Mal wieder bei Stöger. Mittags speisten wir eine große Gans vom Hofer. Am Nachmittag und Abend war ich zu Haus und hatte mit der Bestie von Magd unleidlichen Ärger. Um 7 h zur Rodler, wo ich den Plauderer Schluderpacher fand. Sie lag, und Henriette arbeitete. Von ihrem bösen Prozess mit der Brandstätter wurde gesprochen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).