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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4466 1809 10 24 Ei heiterer, aber kalter Tag. Sterbetag der Elisabeth Roose. Feuerwerk im Prater „Belagerung einer Seestadt“. Im Burgtheater „L’ enfant trouvé“, im Kärntnertor-Theater „Griselda“, im Theater an der Wien „Raoul Barbe-bleue“. Den Vormittag arbeitete ich zu Hause, schrieb meiner Mutter und war bei Zeuner. Therese ging wegen Geld der Csekonics zu Paur auf die Landstraße. Mittags allein mit der alten Töpfer und Mayer von Hetzendorf. Ich schrieb wegen der ausständigen 100 fl der Bäckermeisterin Brucker (?) Tinerl. Nach Mittag mit Mark in den Prater. In der Allee fanden wir niemand, auf dem Platz fanden wir Pulker (?), Peter, Nor (?), dann den fatalen Seliger, bei Benkó im Salettl den Baumann, Wertheimer, den Esel Embel (?), Oberkämmerer und den Schuft Schönfeld. Das Feuerwerk war klein, die Dekoration mit der Devise „Friede“ und die Kanonade befriedigten allgemein. Auf dem Platz füllte es sich ziemlich. Andreossi, Berthier, Vandamme mit Diener, Soult mit Frau waren da. Wir gingen nach Haus; da war Carl Csekonics, Leutnant von Kaiser-Kürassieren, der von Chalons kam, wo er 5 Monate war. Er wurde bei Regensburg durch einen Hieb in den linken Bakcken und Stich in den rechten Arm verwundet und gefangen. Der Ärmste litt sehr; wie schwätzten bis 9 h. Band 06 (VI.), Seite 250v
4467 1809 10 25 Neblig, dann heiter und kalt. Die Mineur-Arbeiten werden ununterbrochen fortgesetzt. Im Burgtheater „Ostade“, „Weinlese“, im Kärntnertor-Theater „Macbeth“, im Theater an der Wien zum ersten Mal der zweite Teil von „Seltener Prozess“, dramatisches Gemälde in 4 Akten von Franz Gewey. Den Vormittag zu Haus, zu Schießl, den ich bat, uns morgen seine Optik zu zeigen. Therese ging zur Richart, der ich sagen ließ, heute ins Theater an der Wien zu kommen, dann zur Fischer, die ich samt dem Kridl auch lud. Mittags gab ich dem Denickel (?), Frau, Zeuner und Mark zu St. Ulrich bei der Eule ein Friedens-Diner. Wir aßen recht gut, waren munter, froh, an unserem Tische saßen noch die würdigen Genies Senfeld (?), Kornhäusel, jung Mayer und Gangelbauer. Therese war allein zu Haus. Nach Mittag schrieb ich an den Grafen und sendete die Friedens-Traktate. Heute erschien wieder die österreichisch-kaiserliche Zeitung mit dem Adler. Auf der Glacis sahen wir das Wegbringen und Führen der Festungsziegel, des Holzes der Magazine, wo die größte Tätigkeit herrschte. Ich musste über diese Art Raubsucht wirklich lachen. Abends mit Therese und Mark ins Theater an der Wien, wo wir Fischer, Zeuner, Richart fanden. Kridl kam nach. Therese war heute wegen Anweisung der nachträglichen Gage beim Hartl, der sie sehr freundschaftlich empfing. Gewey brachte mir den 2. Teil von „Seltenen Prozess“ und war bei uns in der Loge. Das Stück ist sehr mühsam geschrieben, strömt von Witz, hat hohes Interesse für Advokaten, wurde vortrefflich gespielt und hat sehr gefallen. Schade nur, dass Therese, von Kopfschmerzen gequält, nicht mit Muße zusehen konnte. Band 06 (VI.), Seite 251r
4468 1809 10 26 Ein schöner Tag. Große Produktion der Optik von Schießl durch mich. Im Burgtheater französisch, im Kärntnertor-Theater „Tochter Pharaonis“, „Triumph des Vitellius“, im Theater an der Wien 2. Teil vom „Seltenen Prozess“. Früh arbeitete ich zu Haus, dann zum Cavriani, zur Josephine, welcher ich einen weißen Nachttopf brachte. Zur Goldmann, zur Hocheder, die ich zur Optik lud. Zum Magistrat, zum Jungmann wegen Auswechslung von Banco-Zetteln, dann zum Scheidlin, um Hz. Albrecht das halbjährige 5%ige Interesse von 300.000 fl mit 7500 fl. zu erlegen, welche am 1. November fällig sind. Brandl war unser Gast. Nach Mittag schrieb ich an den Grafen, richtete die Optik zu. Mark half mir, und um 5 h war alles gerichtet. Zum ersten Mal kam die Mama in unsere Wohnung, mit ihr Nina, Hocheder, Brandl Reserl, Kridl, Goldmann Therese, Mafficioli. Sie gefiel ihnen ungemein, sie verdient es auch. Nachher ordnete ich wieder alles, wir soupierten und alles war vergnügt und froh. Über 3 Stunden dauerte die Vorstellung. Mark begleitete alle. Band 06 (VI.), Seite 251r
4469 1809 10 27 Düster, neblig. Im Burgtheater „Mündel“, im Theater an der Wien „Noces de Figaro“, im Kärntnertor-Theater „Matrimonio segreto“. Bei uns große optische Vorstellung durch Schießl. Früh arbeitete ich zu Hause, später zur Terzaghi, zu Reimann, welche ich für abends lud. Nachher besuchte ich den kranken Reich, kam in Compagnie und um 12 h erwartete ich in Geisslers Compagnie den Peter. Therese arbeitete und rangierte zu Haus. Später zu zur Rivolla. Die Richart brachte für Abend einen Fisch. Cavriani ließ mich rufen und übergab mir für morgen die Zustellung, dass ich beim Ausschuss-Kollegium erscheinen soll. Ich ging zum Oberstjägermeister Hardegg, der Präsident, und empfahl ihm unsere Sache. Von da nach Haus, schrieb an Grafen und Keglevich. Mittags allein, nach Mittag expedierte ich meine Briefe, rangierte alles zur Optik und holte Schießl mit seinen Mädchen ab. Es kamen die Hoffmann, Rodler, Reimann mit Frau und Theodor, die Lavotta, Mafficioli mit einem Freund, beide Goldmann mit George und Pfändler, dann Mark. Sie unterhielten sich vortrefflich. Schießl machte seine Optik bis 8 h, dann soupierten wir, blieben bis 11 h zusammen, waren recht vergnügt und schieden froh voneinander. Band 06 (VI.), Seite 251r
4470 1809 10 28 Düster, neblig, abwechselnd Regen. Im Burgtheater „Merope“, im Kärntnertor-Theater „Iphigenie in Tauris“, im Theater an der Wien „Waldmänner“. Früh zu Haus, zum Ständischen Ausschuss-Kollegium, wo heute Hardegg und nachher Bar[on] Bengler präsidierte und ich wegen der 4000 fl. fast den ganzen Vormittag zubrachte. Den kranken Franz Reich besuchte ich, der erzählte, dass sein Kamerad, der Rittmeister Strodl (?) nach Mittag begraben wird. Moreau war unser Gast. Nach Mittag referierte ich dem Grafen das Geschehene, sah Strodls Leichenzug, der sehr feierlich war. Strodls Leiche begleiteten der Stadtkommandant General Dänzel, Baron Lederer und die Stabsoffiziere mehrerer Corps. Mit mir ging Therese und Neumann, schlenderte mit Mark herum. Abends an die Wien, abends eine Stunde zu Hause, Therese rangierte schon für morgen. Ich war bei Hoge (?), in beiden Theatern und blieb im letzteren, wo ich eine bekannte Privat-Schauspielerin traf. Band 06 (VI.), Seite 251v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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