Kalt. Im Burgtheater „Selbstbeherrschung“, im Kärntnertor-Theater „Griselda“, im Theater an der Wien „Carolus Magnus“. Früh schrieb ich, dann kaufte ich für Therese Taffet, ging zu den Landständen. Beim ständischen Außchusskollegium nahm man die Rekurs-Schrift nicht mehr, weil morgen schon von der französischen Intendance und dem Wiener Intendanten Angles (?) die Exekution eintritt. Ich suchte alle Wege auf und beschwor den Cavriani, als Hausherr und Schwiegersohn sich der Sache anzunehmen und es auf die Schande der Exekution durch Gens d‘ Armes nicht ankommen zu lassen. Ich tat es mit so viel Energie, dass er gleich mit dem Generalkommissär Rosnier (?) und dieser mit Angles sprach. Holte Mark, mit ihm zu Brandmayer, Porzellanfabrik, dann baden. Wir haben Holz von Kridl. Mittags allein. Nach Mittag schrieb ich an den Grafen, war bei Kridl, kaufte Taffet für Therese zu Mantel und Kleid, schwarz. Um 7 h begleiteten wir mit Mark die Krieghammer, dann zur Terzaghi mit Depeschen und suchte Compagnie um etwas zu soupieren. Bei Therese war die Hocheder.
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Kalt, Regen. Im Burgtheater französisch, im Kärntnertor-Theater „Beide Klingsberg“, im Theater an der Wien „Seltener Prozess“, 1. Teil. Den Vormittag arbeitete ich zu Haus und war bei Cavriani, Offenheimer, beim Magistrat, Geissler und Theaterkasse. Mittags allein. Therese arbeitet am neuen Mantel. Nach Tisch schrieb ich an den Grafen. Nach Mittag war ich beim Cavriani, Offenheimer und dem Gen[eral]kom[missär] Rosnier, schrieb auch an Keglevich und beförderte alles. Nachher mit Therese und Mark ins Theater an der Wien, fanden Richart mit Fischer und Zeuner. Die Krieghammers besuchten uns vor und nach Mittag. da überraschte uns meine Schwester mit Székely, und dem Capitaine Le[fèbvre ?] von der Kavallerie der italienischen Armee, welcher bei meiner Mutter wohnt. Ich engagierte ihn auch mit, uns ins Theater, begleiteten die Krieghammer. Ich erklärte ihm das Sujet lateinisch und so schien es ihn nicht zu langweilen. Wir luden ihn auch auf morgen zum Speisen und begleiteten ihn zum Matschakerhof.
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Nasskalt, neblig. Im Kärntnertor-Theater „Jugend Heinrichs V.“, dann das „Übelgehütete Mädchen“, im Theater an der Wien „Kreuzfahrer“. Großes Diner. Capitaine Lefèbvre, vom Generalstab des V[ize]-Königs von Italien, Beauharnais, Huber Sohn, Mark, Székely, Krieghammer, Kathy, Nany waren unsere Gäste. Früh plauderten wir mit der Nany, es kam die Lenerl, frühstückte mit uns, um 11 h kam Lefèbvre. Therese sang die Arie aus „Griselda“, ich besorgte meine Geschäfte, war in der Theaterkasse. Therese kaufte bei Nitschner eine Ente, und ließ für Mark eine Riesen-Pastete machen. Nach Mittag verfügte sich die ganze Gesellschaft zum Peter, sahen seinen Garten und Wohnung, dann ins Kärntnertor-Theater. Napoleon ließ das Ballett-Corps nach Schönbrunn kommen, und so wurde statt dem Ballett „Hass allen Weibern“ und im Theater an der Wien anfangs „Carolus Magnus“, dann „Fanchon“ angeschlagen. Es war sehr unruhig, als Lesac (?) nach dem Stück den Ballett absagte, alles schrie „ Ballett !“, man schrie, lärmte unsinnig. Da trat Lesac auf Befehl des Platzobersten Collet (?( und sagte, auf Befehl Se. Maj[estät] sei das Ballett-Corps in Schönbrunn. Nun wurden sie etwas ruhiger; als aber das Stück begann, begann auch das Pfeifen, Lärmen und laut Reden, Katzengesang und Hundegebell, und dauerte fort. Krüger als Gärtner entschuldigte sich während dem Stück französisch, alles half nicht. Am Ende wurde es tumultuarisch, man stieg ins Orchester, warf Pulte um und beging Unfug aller Art. Wir gingen nach der 1. Szene des 2. Stücks nach Haus, der Capitaine mit, auch mein Bruder und Nina. Therese und Nina sangen und kamen zeitlich ins Bett. Peter brachte uns Holz-Zetteln.
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Kalt, neblig. Im Burgtheater französisch, im Kärntnertor-Theater „Kabale und Liebe“, im Theater an der Wien „Bertha von Werdenberg“. Den Morgen arbeitete ich, dann mit Therese zu Reimann, wir brachten ihr eine schöne Kaffee-Schale, grün mit Gold und dem Amor. Dann zur Terzaga und Nigris gratulieren. Nany blieb indessen zu Haus. Eckhart und Nany waren unsere Gäste. Nach Mittag zu Haus, es kam die Krieghammer, der ich 50 fl. leihen musste. Ging zum Walnefer wegen Ohrgehängen für den Grafen, kaufte Therese 2 kleine Vorstecknadeln. Ging im Regen zu Neefe, führte ihn zum Peter, wegen der Laterne malen, suchte Biedermann (?) in seinem Hause No. 491 wegen einer Gelegenheit nach Preßburg. Blieb in Compagnie, dann nach Haus, fand den Capitaine Lefèbvre, Nany, meinen Bruder und Nina, welche Lotto spielten. Ich schrieb noch dem Grafen, machte Kasse und legte mich um 9 h. Die Rothe brachte Therese einen Vapeur, weiß und glatt, auf ein Kleid.
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Schlechtes Wetter. Im Burgtheater „Organe des Gehirns“, im Kärntnertor-Theater „Graf Armand“, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“. Früh kamen Jean, Székely und die Muhme Hitzinger. Wir haben heute Holz und der Schufterl vom Hacker steigerte uns auf dem Platz um 30 x. Den Vormittag zum Biedermann, da war auf dem St. Stephans-Platz ein Mordsspektakel. 3 Pfähle mit Stufen sind errichtet, auf diesen werden um 12 h 3 Verbrecher, welche falsche Requisitionen machten, mit 100 Prügeln und 3 Stunden auf der Bühne stehen bestraft. Ungeheuer war die Volksmenge. Nany speiste mit uns. Therese gab ich heute das Stammbuch mit Neefes Landschaften – Peters und unser. Der Capitaine Lefèbvre schrieb sich nach Mittag hinein. Goldmann, Mark, Lefèbvre de Ponette, mein Bruder, Nina und die Hausfrau waren den ganzen Abend bei uns. Ich blieb zu Hause, es wurde gesungen, gescherzt, gelacht. Ich suchte nur Compagnie um etwas zu soupieren und war gleich wieder bei der Gesellschaft. Therese ließ abends einheizen, es tat sehr wohl.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).