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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4471 1809 10 29 Schlechtes Wetter, kalt und Regen. Degens Flugversuch ist vereitelt. Im Burgtheater französisch, „Tante Aurore“ und „Caliph von Bagdad“, im Kärntnertor-Theater „Witwe von Kecskemet und „Tableau animé“; im Theater an der Wien der 2. Teil vom „Seltenen Prozess“. Großes Friedensdiner, 12 Personen. Unser waren Geissler, Kridl, Rodler, Peter, Goldmann Josephine, Therese, Lang, Nina, Jungmann, Czaczek, Ullmann. Früh arbeitete ich, Therese ordnete und richtete zu, Obermayer brachte das Dessert. Dem Quarin gaben wir die Loge ins Kärntnertor-Theater. Um 11 h hörte ich den Hofprediger, dann zu Huber in die Kasse, auf den Michaelsplatz und in Compagnie von Peter, der mit mir gleich nach Haus ging. Bei diesem bösen Wetter im warmen Zimmer, einem guten Glas Wein und einem schmackhaften Mahl ließen wir uns es recht wohl geschehen und feierten den Frieden. Nach Tische kam Mark. Wir blieben bis 10 h zusammen, es wurde gesungen, Pianoforte gespielt, geschäkert; die Stunden schwanden. Huber gab mir ein Billett auf den Apollo-Saal. Da das Wetter so schlecht war und der Fiaker 12 fl. verlangte, so blieb ich zu Haus und schickte das Billett durch Mark zurück. Band 06 (VI.), Seite 251v
4472 1809 10 30 Kalt, aber heiter. Bei St. Stephan Mozarts Requiem für Strodl. Im Burgtheater „Sonnenjungfrau“, im Theater an der Wien „Waldmänner, im Kärntnertor-Theater „Sargino“. Früh arbeitete ich zu Haus, besorgte mehrere Aufträge, später in Peters Gesellschaft. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich dem Keglevich. Schlenderte mit Mark herum, ging ins Burgtheater. Die Loge gaben wir Passy und Schöpfer. Fand die Rodler und Hahnl (?), welche mit Feiglfeld war und ich begleitete in ihren Himmel. Während dem suchte ich Compagnie um zu soupieren. Therese zahlte Hocheder den Batist und war abends zu Haus. Band 06 (VI.), Seite 251v
4473 1809 10 31 Kalt. Im Burgtheater französisch, im Kärntnertor-Theater „Savoyarden“ und „Triumph des Vitellius“, im Theater an der Wien „Fiaker in Wien“. Den Vormittag zu Haus, schloss meine Rechnungen, schrieb an den Grafen. Holte in der Kasse Theresens Nachtrag und Gage, kam in Peters Compagnie. Therese gab Lektionen. Mittags allein, nach Mittag kam Kridl, brachte uns einen Zettel auf hartes Holz und erzählte von den schlechten Streichen und dem Tod des Freiherrn Wolfern (?), welchem durch das Sprengen der Minen das Hirn zerschmettert und am Freitag begraben wurde. Ich schlenderte mit Mark herum. Therese besuchte die kranke Hocheder. Ich war im Burgtheater und suchte Compagnie zum soupieren. Abends Regen. Band 06 (VI.), Seite 251v
4474 1809 11 1 Äußerst unangenehmes, kaltes, nebliges Regenwetter. Der arme Degen kann wieder nicht steigen. Im Burgtheater „Milon“, „Übelgehütetes Mädchen“, im Kärntnertor-Theater „Macbeth“, im Theater an der Wien „Friedrich mit der gebissenen Wange“, 1. Teil. Den Vormittag zu Haus, arbeitete, da kam Pingerl (?) mit dem Komödienzetteln und der traurigen Nachricht, dass heute früh um 8 h mein Freund Karl Klimbke gestorben sei. Er wollte zum Frühstück aufstehen, richtete, setzte sich im Bette auf, wurde vom Schlage getroffen, fiel um und war tot. Der Ärmste genoss keine Freuden, hat sich für andere geopfert, viel und lange gelitten. Wir kannten uns seit 15 Jahren und waren stets warme Freunde. Er erreichte das [ .. ?, fehlt] Jahr, bald folgte er seinem Quäler Walser. Schnell verlor sie Mann und Geliebten, den sie so sehr betrog und der alles für sie tat. Später besuchte ich Freund Liebisch, brachte ihm die Trauerkunde und sah Bschaidners Arbeiten. Therese aß allein, ich bei Peter und Jungmann. Heute sind es 8 Tage, dass der Schuft und Klimbkes Quäler, Johann Freiherr Walser von Wensheim, pensionierter ehemaliger Podestà von Travona (?) in der Schweiz, Verräter seines Vaterlandes und jetzt unseres Kaisers, am 25. Oktober [starb]. Dem Keglevich schrieb ich wegen Keppler (?) und Weinen. Um 5 h kam ich im stärksten Regen nach Hause, machte es mir bequem und fand die Wiener Zeitung ohne Adler, ½ Bogen stark und von französischer Seite – Wideman (?) –redigiert. Man sagt wegen dem letzten böhmischen Arikel und jenem von Vlissingen. Unangenehme Spannung; dies wird im Auslande Lärm machen und beschimpft uns in jedem Fall. Bei uns waren Mark und Mafficioli. Therese bediente und überraschte uns mit Punsch. Nachher las ich bis 10 h, dann ins Bett. Band 06 (VI.), Seite 252r
4475 1809 11 2 Ein düsterer Tag, Morast zum Versinken. Im Burgtheater letztes französisches Spektakel „Schatzgräber“, im Kärntnertor-Theater „Cantatrici villane“, im Theater an der Wien „Friedrich mit der gebissenen Wange“, 2. Teil. Früh arbeitete ich, schrieb dem Grafen und Keglevich, auch, dass der Fürst hier sei und kam später in Peters Gesellschaft. Richart gab ich Klimbkes Briefe, worin er die 100 fl. bestätigt, und bat ihn, mit der Rubana zu reden, den Schreibkasten, welchen er mir auch mit 185 fl. schuldig, in Anspruch zu nehmen. Nach Tische ging er hin, man trug ihn eben fort, das Opfer für andere. Rubana, die von ihm lebte, verweigerte den Kasten. Bald darauf kam Haim, dem er auch 225 fl schuldig, vermutlich von Rubana gesandt, und trug mir Vermittlung und Vergleich an. Mittags allein. Nach Tische mit Högler zum Chimani wegen Keglevich, dann setzte ich meine Briefe fort und arbeitete bis 8 h. Mark ging mit uns fort und ich speiste in Compagnie. Therese war allein und unterhielt sich mit Arbeiten. Die Rouge et Noir-Banque wurde heute durch Gens d’ Armes konfisziert. Band 06 (VI.), Seite 252r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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