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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4391 1809 8 10 Veränderlich. Im Kärntnertor-Theater „Molinara“, im Theater an der Wien zum ersten Mal „Die Kreuzfahrer“, Trauerspiel in 5 Akten von Kotzebue mit allen kirchlich-klösterlichen Zeremonien.. Im Burgtheater französisch. Früh zu Haus, machte die Tour auf der Glacis vom Stuben- zum Kärntnertor, war wegen Schmalz vom Berger bei der Richart. Mittags allein, nach Tisch kamen Schubernig (?) und Zimmermann, 2 Todfeinde, einer nach dem anderen. Es besuchte mich wegen Geld Graf Fünfkirchen (?). Nach 5 h ging Therese zu ihrer Mutter singen, ich zur Karilla, dann in die Loge No. 20, wohin Therese, 2 Rivolla, Ullmann mit Czaczek, Jungmann und Peter kamen. Es war zum Brechen voll, gefiel außerordentlich und wird ein wahres Kassen-Stück werden. Der Eindruck, welchen die Kirche auf das Publikum machte, war neu, eine allgemeine Stille, ihr folgte ein allgemeines Klatschen. Witter (?), Grüner und Krüger wurden vorgerufen. Band 06 (VI.), Seite 240r
4392 1809 8 11 Ein schöner, warmer Tag. Im Kärntnertor-Theater „Stille Wässer sind betrüglich“, im Theater an der Wien Kreuzfahrer, in Schönbrunn „Molinara“, dann von Aumer „Das übelgehütete Mädchen“. Früh ließ mir Pfersmann sagen, dass ich mit ihm nach Schönbrunn fahren kann. Ich besuchte den kranken Aloys, war in der Theaterkasse, brachte Quarin den Logenschlüssel ins Theater an der Wien. Er lud für Sonntag zum Peter auf ein Rostbratl sich und die Phillebois. Dann zu Richart und zur Geissler ins Spital, der ich heute den letzten Besuch machte. Therese war bei Treitschke, fand ihn nicht, bei Rivolla. Mittags allein, um 3 h mit Pfersmann, Haim nach Schönbrunn ins Theater. Eben war Generalprobe vom „Übelverwahrten Mädchen“. Der Kammerherr und Maitre de plaisirs Bondi war gegenwärtig, auch Hartl. Nach der Probe sprach ich wegen „Cosa rara“ mit Treitschke und Weigl, setzte ihnen sehr zu und führte ersteren zu Wagner in die Apotheke, der uns mit vortrefflichem Wein und Abgusswasser bediente. Dann schlenderten wir im Hof herum. Um 8 h erschien Napoleon, die Garden besetzten den Hof und ließen niemand in seine Nähe. Beim Eintritt begann die Symphonie. Im Parterre waren vorne Damen, rückwärts Offiziers und von jedem Corps Garden, auf der Galerie Marschälle und Generäle. Er saß in der Loge links, hinter ihm zur Rechten stand Bessières, zur Linken Duroc, und hinter diesen ein Kammerherr. Willinger besuchten wir, der uns seine Tagesordnung erzählte. Napoleon sah mit seiner Lorgnette ins Parterre, wenig auf’s Theater, las, schmauchte viel Tabak. Die Oper war so geschnitten, dass selbe nur eine Stunde dauerte, ebenso das Ballett, welches höchst mittelmäßig ist. Auf dem Theater sind Gens d‘ Armes, und bei den ersten 2 Kulissen darf niemand stehen. Um 10 h war das Theater geendet, mit Rossi (?) und Bandini (?) flogen wir in die Stadt. Therese war nach Mittag zu Hause, hatte unter ihrem Fenster Hunds-Komödie, ging abends mit der Hausfrau zur Töpfer und Rothe und machte eine Tour über die Bastei. Band 06 (VI.), Seite 240r
4393 1809 8 12 Schön, warm. Im Kärntnertor-Theater „Witwe von Kecskemet“, „Gespenst im Traum“, im Theater an der Wien „Don Juan“. Früh arbeitete ich, ging ins Haus, sah dem Aloys nach, schrieb wegen seiner ein Billett an Kleiner. War bei der Geissler und lud sie und Peter zum Speisen. Erstere traf ich in ihrer Kajüte im Bette und zu schwach zum Gehen, letzterer erschien. Nach Tische besuchten wir die Schwester Baptiste bei den Ursulinerinnen, erzählten von den „Kreuzfahrern“, den Franzosen und blieben bei 2 Stunden. Nachher nach Haus, mit Schöpfer um 7 h nochmals zum Aloys. Auf die Bastei, aßen schlechtes Gefrorenes, trank des heftigen Durstes wegen in Compagnie Wein und begab mich um ½ 10 h nach Haus. Auf der Glacis ließ man 3 Raketen steigen und alles wurde alarmiert. Band 06 (VI.), Seite 240r
4394 1809 8 13 Warm. Besuch des Quarin beim Peter. Früh arbeitete ich, schrieb an den Grafen und Keglevich. Im Kärntnertor-Theater „Hausdoktor“ und „Belebtes Gemälde“, im Theater an der Wien „Kreuzfahrer“, im Burgtheater französisch. Besuchte den kranken Aloys, ging nach St. Stephan und sah die Zubereitung für morgen. Mittags allein, unterm Essen besuchte uns Quarin und erzählte, dass der Friede gewiss sei, dass die Generäle am Dienstag illuminieren, dass Foucher (?) bei uns 300 Lampen bestellte, dass die Schiffe auf der Donau beleuchtet werden und die Franzosen mit selben manövrieren. Nach Mittag zu Haus, schrieb, las. Um 5 h ging ich zu Peter, Therese und Nina holten die Phillebois ab, Quarin kam allein nach. Der Garten gefiel ihnen. Wir setzten uns im Tempel zusammen, diskurierten bis 8 h. Dann ins Zimmer, aßen Rostbratl und Zwetschgen(?)mus, alles war sehr vergnügt. Um ½ 10 h nach Haus, ich führte Quarin. Band 06 (VI.), Seite 240r
4395 1809 8 14 Sehr warm. Dem Aloys schickten wir wieder Schokolade. Er bessert sich, Kleiner ist nun fleißig. Im Kärntnertor-Theater „Liebhaber und Nebenbuhler in einer Person“, im Theater an der Wien „Kreuzfahrer“, in Schönbrunn „Norina“, von der lieblichen Campi gesungen, dann ein zusammengestoppeltes Divertissement. Therese gab Lektion, ich arbeitete zu Haus, ging zu Wallishauser, Theaterkasse und Geissler. Die französischen Großen rüsten sich zu Tafeln und Illuminationen. Um ½ 10 h entzündete sich auf der Schottenbastei das Pulver-Laboratorium, welches unter der Kugel stand und in Verbindung mit dem Arsenal ist. Die Explosion war fürchterlich. Ich ging eben auf den Josephsplatz zur Theaterkasse. Bei 40 Artilleristen, die man nur bis jetzt weiß, sind tot und verwundet. Alle Häuser und Fenster in der Umgebung sind durch die Erschütterung, und Haubitzen-Granaten, die herumflogen, beschädigt und zerschmettert. Das Feuer dauerte über 3 Stunden Der Feuerwerks-Apparat ging auch in Feuer und Rauch auf. Dies mag Napoleon unangenehm sein. Im Burgtheater ist das französische Spektakel gratis; sie geben die elende Farce „Triple Mariage“. Mittags allein, Therese hat Kopfschmerzen. Nach Mittag zu Haus, und um 6 h fand ich angeschlagen, dass morgen als dem Geburtsfeste Napoleon die Stadt illuminieren soll. Es fing so an: „Da die mehrersten öffentlichen Gebäude gegenwärtig von den Franzosen bewohnt sind, welche beleuchtet werden müssen, also wird aufgetragen, vermög Befehl von Andreossi alle Häuser der Stadt und Vorstädte von ½ 8 h an zu beleuchten“. Ich besuchte die Karilla, sprach Perin[et ?], ging zur Donau, sah die Schiffe mitten unter der Brücke vor Anker liegen. Schlenderte in Compagnie herum, der junge Mayer begleitete mich nach Haus. Band 06 (VI.), Seite 240v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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