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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4371 1809 7 21 Kalt. Früh schrieb ich meiner Mutter. Im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Idas und Marphisa“, dann erwartete ich den Grafen bei mir, welcher im Garten bei der Terzaghi abstieg. Zusammen fuhren wir ins Haus, zur Fürstin Batthyàny, Pergen, sahen die Brandstätte bei Johann Pálffy, waren bei Brandmayer und Czernin. Unterm Essen kam die Josephine und äußerte den Wunsch, Sonntags zur Revue nach Schönbrunn zu fahren, welches ich kaum möglich zu machen weiß, da der Graf hier ist. Nach Mittag zum Wolkenstein, Pergen, dann nach Haus. Therese besuchte die Phillebois, ich ging zur Josephine, Brandl, erkundigte mich im Gewölbe nach der kranken Geissler im Spital. Dann nach Haus, machte mich bequem, las in Cleynmanns Rede und um 9 h ins Bett. Band 06 (VI.), Seite 237r
4372 1809 7 22 Kühl, heiter. Früh zahlte ich Nagls Tochter, die mit dem Tode ringt, 300 fl , arbeitete etwas. Um 8 h ging ich auf einen Augenblick zum Keglevich, holte dann den Grafen im Garten ab, zusammen zum Quarin, Czernin, sprachen Justinus. Therese ging zur Madeleine Treitschke gratulieren. Im Kärntnertor-Theater „Dankbarkeit“ und „Paul et Virginie“. Phillebois zeigte mir den Universitäts-Ratssaal, mit der wenig ähnlichen Büste des Quarin von carrarischem Marmor von Fischer gehauen. Therese aß bei ihrer Mutter wegen Ninas Geburtsfest und war nach Mittag zu Haus. Ich aß erst um 3 h beim Traiteur auf dem Bauernmarkt, dann zum Theodor Batthyàny, zur Josephine und sagte ihr, dass ich morgen sicher mit Therese und ihr und dem Rat Schön, den ich auch dazu engagierte, um 8 h zu Napoleons Revue nach Schönbrunn fahre. Später zu Brandmayer mit dem Grafen, den ich im Garten abholte, ins Kärntnertor-Theater; sprach auch Keglevich. Um 9 h sehr müd ins Bett. Beauharnais, V[ize]-König von Italien, ist seit 2 Tagen mit 900 Mann in Eisenstadt. Band 06 (VI.), Seite 237r
4373 1809 7 23 Ein schöner Tag. Napoleon hält große Wachtparade. Im Kärntnertor-Theater „Griselda“, „Don Juan“, im Burgtheater französisch „Unversehene Wette - Le gageure improvue“, comédie en 1 acte, dann „Die Unbefangenen - La famille des Innocents, ou Le triple Mariage“, opéra –Vaudeville en 1acte. Früh machte ich noch verschiedene Disposit[ionen], war im Haus, fuhr in den Garten zum Grafen, nahm von ihm Abschied. Machte dem Kollmann den Spaß, ihn mitzunehmen und fuhren nach Schönbrunn. Nach 9 h stiegen wir beim eisernen Gitter ab. Schon war alles in voller Parade aufgestellt, französische und italienische Grenadiers standen in den ersten Reihen, in den letzten ein paar Divisionen Ulanen und Husaren.. Um 9 ¾ h erschien Napoleon über die Stiege herab, umgeben von einer Menge von Marschällen und Generälen, der V[ize]-König Beauharnais und der Kronprinz von Bayern begleiteten ihn. Er stellte sich mitten vor die Stiege und ließ die Truppen exerzieren, dann vor sich vorbri defilieren. Im Ganzen mochten es 6000 Mann gewesen sein. Die Wachtparade dauerte ¾ Stunden. Der Garten war geschlossen, und nach der Parade wurde auch der Schlossplatz samt allen Nebenflügeln geschlossen und selbst da Wohnende wurden nicht eingelassen. Wir erquickten uns beim Wagner mit abgegossenem Wasser, setzten uns in die kühle Kirche, und gingen um 1 h in der größten Hitze zum Mondschein speisen, hatten fatale Umgebung, aber gut und billig zu essen. Nach Mittag zu Wagner. Da wir nicht ins Schloss durften, konversierten wir mit ihm am Fenster. Er bediente uns mit abgegossenem Wasser, verschaffte uns Billetts, und selbst mit diesen mussten wir noch List anwenden, um beim Meidlinger Gittertor.ins Schloss zu kommen. Bei Wagner tranken wir Kaffee, von da fuhren wir nach Hietzing, Speising, Lainz, Mauer. Hier stiegen wir aus und spazierten auf den Kirchhof und durch den schönen Ort, dessen Lage, Gebäude und Gärten sehr angenehm, aber wie alle Orte verwüstet sind. Atzgersdorf, Altmannsdorf, Hetzendorf, besuchten Lefèvre, sahen das Schloss und vom Balkon das 12.000 Mann starke Lager der Franzosen in Baracken, den Garten des Mayer, der ohne Planke ist, da begegneten wir Bärenklau (?). Gingen ins französische Lager, sahen ihre wirklich recht fleißig gebauten Hütten, mit Fenstern, Türen u. dgl, der Oberste ließ hier austapezieren. Kehrten in Bärenklaus Schloss zurück, wo Mayer wohnt, sahen den schönen Garten und fuhren erst um 9 h nach Haus, tranken Bier, aßen Salami, dann ins [... ?, Satzende fehlt]. Der Nachmittag verstrich uns sehr angenehm. Band 06 (VI.), Seite 237v
4374 1809 7 24 Große Hitze und Staub. Im Kärntnertor-Theater „Vorsatz“, „Paul und Virginie“, Ballett in 3 Akten von Aumer, im Burgtheater „Les aventures des Maris“, comédie en 1 acte. Früh arbeitete ich, war in der Theaterkasse, erkundigte mich um alle Menschen, nach dem Valmagini, der sich um unsere Weine bei Dervillier (?) annehmen soll. Er versprach es, ich schrieb ihm eine Note und schickte sie durch Aloys. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, schrieb dem Grafen. Abends zu Rohrweck, dann auf die Bastei, um ¼ 9 h zu Haus und ins Bett. Therese war gratulieren. Band 06 (VI.), Seite 237v
4375 1809 7 25 Große Hitze. Im Burgtheater „Sargino“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Das Gespenst“, Schauspiel in 4 Akten von Kotzebue, Musik von Gyrowetz. Früh machte ich ein Geschäft mit dem Brandmayer, 7 ½ Ellen mel[iertes] grün[es] Tuch, 6 Ellen Casimir und 5 Ellen französisch blaues Tuch sind das Resultat. Den Vormittag arbeitete ich, Therese ging gratulieren, ich in die Theaterkasse. Mittags allein, nach Mittag war ich zu Haus, brachte der Rodler graue Wachsleinwand. Dem Bschaidner stellte ich manches aus. Abends mit Therese, Goldmann, Lavotta und Frau ins Theater an der Wien, jung Huber und Peck folgten nach. Wir unterhielten uns so ziemlich, die Musik hat wenig Interessantes. Später mit Huber zum Lothringer, plauderten bis 12 h herum, um eine Annen-Serenade zu hören, aber vergebens; nirgends war etwas zu hören. Band 06 (VI.), Seite 237v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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