Trüb und schwül. Im Kärntnertor-Theater „Ostade“, im Theater an der Wien „Gespenst“. Früh mit Zucker zur Terzaghi, wegen Strohhüten zu Nigris, zum Reimann und zu Zeuner, der nicht zu Haus. Ich fand einen Brief vom Grafen mit Aufträgen wegen 100.000 fl und Erlegung derselben. Ging zu Offenheimer, in unser Haus, um 12 h zur armen Geissler ins Spital, No. 8, Stiege No. 67. Sie liegt im rheumatischen Nervenfieber. Ich schenkte ihr eine Stunde, dann zu Eckhart und um 12 h nach Haus. Therese war gratulieren, brachte der Huber den Logenschlüssel zum „Gespenst“ und Nina Aleatico und Donnerskirchner Wein. Dort speiste sie mit Rosalie und blieb am Nachmittag. Mit Schön speiste ich auf der Bastei im Komp (?) Haus beim französischen Traiteur Chretien, fanden die Bedienung äußerst schmutzig, ja ekelhaft, die Speisen gut, aber sehr teuer. Ich verzehrte 5 fl. Nach Mittag bis 8 h zu Haus, schrieb an den Grafen. Die Goldmann war da, Werlen kam nach 3 Monaten von Tresdorf, plauschte und erzählte uns, ging zur Nina und fuhr nachts wieder zurück. Ich schlenderte eine Weile herum, nach 9 h ins Bett.
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Trüb, etwas Regen Im Burgtheater französisch „Les deux prisonniers“, comédie en 1 acte, „La triple mariage“, opéra-vaudeville. Im Kärntnertor-Theater „Matrimonio segreto“, im Theater an der Wien „Gespenst“. Den Vormittag arbeitete ich zu Haus, berichtigte Rechnungen und Gelder, ging in die Theaterkasse, zu Rohrweck, war in Geisslers Gewölbe, Therese gab ihre Lektionen. Mittags allein, ich bin so matt. Nach Tisch musste ich gleich zu Valmagini, der mir die frohe Nachricht sagte, dass unser Keller heute noch eröffnet und entsiegelt wird. Ich schrieb dem Grafen. Abends in die Theaterkasse wegen französischer Münze, dann zum Peter, wo ich Moser und Patsch traf. Therese ging Verschiedenes zu kaufen und war abends bei Rivolla. Um 9 h ins Burgtheater, mit jung Huber ins Parterre und sah noch die beispiellose „Triple mariage“; sie heulten, sie sangen nicht.
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Trüb, nach Mittag Donnerwetter, abends Regen. Im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie - Le pauvre Jacques“, im Theater an der Wien „Camilla“; die Loge gaben wir dem Lavotta. Früh arbeitete ich zu Hause, zu Valmagini, Terzaghi, sprach auch die Zeuner. Nach 12 h fand ich bei mir Valm[agini], mit ihm zu Doilenot (?), mit der Anweisung der Öffnung des Kellers von Dervillier. Es wurde bestimmt, dass ich ihn nach Mittag um 4 h abholen würde. Mittags allein. Es ist so schwül, ich fühle mich ganz matt. Um 4 h zum Doilenot, mit ihm ins Haus. Der Keller wurde eröffnet, ich schrieb dem Grafen Victoria !. Transportierte die Weine selbst zum Valm[agini], ging zur Terzaga, um ihr die frohe Nachricht zu sagen. Nahm eine Bouteille Malaga und trank selbe zu Haus. Es waren eben Goldmann Josephine, und Mafficioli da. Um 8 h war ich zu Haus, fand mich nicht wohl und legte mich gleich. Ich schwitzte viel. Heute wurde wieder, nebst unmäßigen Requisitionen von Viktualien, Kleidungsstücken und Betten – jeder Hausherr muss eines leisten – folgende Außchreibung eines erzwungenen Darlehens auf die Häuser von Wien angeschlagen: Binnen 48 Stunden muss jeder Hausherr den 4. Teil des fattierten Zinserträgnisses, jeder Inwohner von 101 bis 1000 fl. Zins ¼, von 1001 bis 2000 fl. Zins 1/3, von 2001 bis 4000 fl. ½, und von 4001 bis darüber 2/3 erlegen, gegen Schein, unverzinslich, von der Regierung 3 Monate nach hergestelltem Frieden zahlbar; Wien, den 28. Juli 1809. Ich bestimmte meine 75 fl. gleich, und auch der Hausfrau unseren Zins mit 150 fl. und den 2 fl. Lagergeld zu zahlen.
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Heiter. Im Kärntnertor-Theater „Jugend Heinrichs V.“, „Gespenst im Traum“, im Theater an der Wien „Räuber“. Beim Erwachen fand ich schon ein Billett von Valmagini um mehr Bouteillen. Ich schickte noch 12 Bouteillen dahin; der halunkische Joseph murrte darüber. Nach 9 h zum Doilenot, Petersplatz No. 651, brachte ihm seine Partie Wein, er war sehr artig. Im Haus fand ich Eckhart, mit ihm plauderte ich lange über unsere traurigen Verhältnisse, dann arbeitete [ich], ging in die Theaterkasse, ins Gewölb der Geissler, gab der Richart die Loge ins Theater an der Wien. Therese trug der Hausfrau den Zins hinauf und gab ihre Lektionen. Mittags allein, von dem Milchrahmstrudel schickten wir dem Kaufmann Jahn (?). Nach Mittag schrieb ich an den Grafen, die Prellung des Joseph und Kaufmann wegen 40 # in Gold, und schickte auch das Patent der Zwangsanleihe. Die Josephine besuchte uns, sagte dass Bubna angekommen sei und der Friede gewiss. Peter lud uns für morgen zum Speisen, Ullmanns Namensfest zu feiern. Ich gab ihm 2 Bouteillen Champagner und versprach, morgen Gefrorenes zu liefern. Nach 6 h aßen wir Himbeer-Gefrorenes, vom Obermayer verschafft. Therese war bei Goldmann, um sie morgen zum Peter zu engagieren. Abends sah ich die „Räuber“, die Richart hatte die Loge. Um 11 h kam ich nach Hause, Therese erwartete mich am Fenster.
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.Kühl, manchmal trüb, ein angenehmer Tag. Im Kärntnertor-Theater „Komödie aus dem Stegreif“, „Paul und Virginie“, im Theater an der Wien „Turm von Gothenburg“ Heute nahm Quarin die Loge. Bei Peter Ignaz Ullmanns Namensfeier. Früh arbeitete ich, um 9 h besuchte ich die Geissler im Spital; sie bessert sich. Nahm Aloys mit, suchte unseren Totenträger auf, um Haydns Kopf zu erhalten, den sie mit vieler Mühe bleichten und mazerierten. Therese ging mit der Goldmann Josephine um 10 h zu Peter, sie saßen im Garten und arbeiteten. Das Diner bestand aus Ullmann mit Czaczek, Jungmann, Peter und wir. In Champagner tranken wir auf seine Gesundheit und den baldigen Frieden. Ich machte noch die Gartenpromenade mit, hörte, dass heute Champagny zum Kongress nach Raab reiste, welcher in Fellners Hause gehalten wird. Mit Peter verabredete ich die Drapierung von Haydns Kopf. Abends bediente ich die Gesellschaft mit Tutti-frutti-Gefrorenem, hielten eine Hetze und gaben dem Falken 2 Spatzen zum Raube. Um 9 h über die Bastei nach Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).