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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4381 1809 7 31 Außerordentliche Hitze. Im Burgtheater nichts, im Kärntnertor-Theater „Faniska“, im Theater an der Wien „Gespenst“. In Schönbrunn „Phaedra“, Trauerspiel in 5 Akten von Racine, dann Divertissement, worin beide DeCaro, Coustou, Viganò und Taglioni tanzten. Napoleon erschien in einer Loge rechts, saß im Schatten, las nach und fixierte manchmal diese und jenen. Das Spektakel begann erst um ¼ auf 9 h und endigte um ½ 12 h. Den Vormittag arbeitete ich zu Haus, ging zu Offenheimer um 2000 fl. zur Erhebung und Tilgung des Zwangsdarlehens zu erhalten, und zahlte selbe auch gleich samt meiner im Banco-Haus. Mittags war Eckhart unser Gast. Um 4 h kam der Graf mit der Gräfin und Cavriani an. Er beschäftigte mich bis abends, Ich endigte bei Offenheimer das Geschäft mit den 100.000 fl und wand 465 fl. heraus, die er mir oft antrug, ein wahrer Jude ! im Leopoldstädter Theater „Kreuzfahrer“, Schauspiel in 5 Akten von Kotzebue; eine ebenso unausstehliche Hitze als unerträgliches Publikum. Die Vorstellung war sehr mittelmäßig. Schmidmayer als Balduin spielte kalt, und doch gefällt er mir besser als Koch. Nachher zum Kaufmann Ja[hn ?], wo Reich, Roose, Latzelsperger, Clementi, Mora (?), ein Arzt, Maler Sbira (?), Pfeiffer, Schuster und ein französischer Comissaire Gemahl (?) Mora erschien als Mädchen, Clementi (?) als Bratlgeiger mit Weiß, Schuster als alter Pfarrer. Es wurde soupiert, gesungen, Klavier und Violine gespielt, gepredigt und zum Schlusse liebelte der alte Pfarrer mit seiner Köchin. Um ½ 3 h kam ich erst nach Hause. Band 06 (VI.), Seite 238v
4382 1809 8 1 Schwül, abends Donnerwetter. Früh ½ 7 h ließ mich der Graf rufen, den ganzen Vormittag bei ihm. Besuchte Quarin. Für die im Krieg verunglückten Niederösterreicher „Corsar aus Liebe“ von Weigl mit Tomeoni und Campi; im Theater an der Wien „Eisenkönigin“ .Mittags war Töpfer Mutter unser Gast. Nach Mittag zu Haus, die Goldmann referierte von der „Phädra“. Abends im „Corsar“, dann suchte ich mir Compagnie, um etwas zu soupieren. Im heftigsten Sturm brach das Donnerwetter aus, doch der Regen war weder anhaltend noch stark. Der Zimmermann, welche morgen nach Preßburg reist, gab ich einen Brief an Keglevich mit. Band 06 (VI.), Seite 239r
4383 1809 8 2 Trüb. In Schönbrunn „L‘ amor marinaro“ von Weigl, im Kärntnertor-Theater „Armand“, im Theater an der Wien „Strandrecht“ und „Hausgesinde“. Um 7 h zum Grafen, wo ich den ganzen Vormittag blieb. Therese ging zu Eckhart, um abzusagen, da wir heute bei der Schwann speisen. Der Graf, der Tyrann, verfiel in seine gewöhnlichen Gemeinheiten und brutalisierte, dass ich ihn hätte morden können. Ich war fast rasend, und ging. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Später zu Brandl, Rodler und auf die Bastei, wo ich bis 9 h blieb. Sprach Stephanie mit Frey (?), die blonde Großhändlerin mit ihrer brünetten Gouvernante, und Jahn. Um 9 h zu Haus. Therese hatte Kopfschmerzen und lag schon. Band 06 (VI.), Seite 239r
4384 1809 8 3 Schwül, abends Donnerwetter mit Regenguss. Im Burgtheater französisches Theater, im Kärntnertor-Theater „Gefährliche Nachbarschaft“, „Weinlese“. Vor 7 h zum Grafen, der heute samt der Gräfin abreiste. Ich machte noch meine Gelder und mehrere Zahlungen zusammen, berechnete mich mit ihm und um 9 h fuhr er weg. Ich hatte mehrere Gänge. Die Rodler brachte mir einen Pass nach Stadtl Enzersdorf, auf 6 Personen, für 30 Tage geltend. Mit Peter war ich bei Karilla, die wieder krank ist und uns bat, Quarin zu vermögen, sie zu besuchen. Mittags allein, nach Tische ging Therese zu Quarin, bei Phillebois, fand ihn aber nicht zu Haus. Später kamen die Schülerinnen der Therese und die Czaczek. Ich zahlte mehrere und gab dem Nagl die Loge zur „Semiramis“, besuchte Brandl, wo einmal die Zimmer gereinigt wurden, besuchte Rodler, wo ich Schwester, die Frau des Graveurs Fischer und später Czernin fand. Dem Bschaidner sagte ich, dass er Montag Brandls Zimmer malen möchte. Abends ins Burgtheater, sprach mit Huber wegen unserem Pass und wegen Geldborgen der Auernhammer, der es mir widerriet. Therese war zu Haus und schrieb meiner Mutter. Band 06 (VI.), Seite 239r
4385 1809 8 4 Ein schöner Tag. In Schönbrunn 1. Akt von „Sargino“, dann „Belebtes Gemälde“ von Taglioni. Im Kärntnertor-Theater „Das Porträt der Erbin - Les Lunettes cassées“, im Theater an der Wien „Les Brigands“ Um 8 h ging Therese zum Quarin wegen Karilla, dann gab sie ihre Lektionen. Ich arbeitete zu Haus, ging zu Liebisch wegen Kleidern für Czaczek, besuchte die Geissler im Spital. Um 1 h bestimmten Therese, Rat Schön und ich, die Porzellanfabrik zu besuchen. Mittags wurde es trüb, regnete etwas, nach Mittag erhob sich ein gewaltiger Sturm, abends und in der Nacht regnete es stark. Therese ging nach Haus, fühlte wieder Kopfschmerzen. Passy und Schöpfer persuadierten uns, mit ihnen in der Josephs-Akademie die Wachs-Präparate zu sehen. Wir blieben bis 7 h, dann Schön und ich zum Hafner Winkler wegen schwedischen Öfen. Im Regen kamen wir nach Haus. Ich war sehr durstig, war im Bierhaus, im Kärntnertor-Theater. Fand Compagnie und die adelige Fleischhauerein. In Schönbrunn wird heute das Theater wegen einer Reise des Napoleon nach Krems abgesagt. Abends fuhr er durch die Stadt zurück. Mittels Gouvernements-Verordnung wird im Prater das schnelle Fahren und das Fahren auf den Seiten verboten. Band 06 (VI.), Seite 239r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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