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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4341 1809 6 21 Heiter. Im Burgtheater „Maison des Orphelins“, im Kärntnertor-Theater „L’ École de Médisance“, im Kärntnertor-Theater „L‘Auberge au Lion d’Or“, „Arlequin et Colombine sur les Alpes“. Früh arbeitete ich, dann wegen Quartier für Terzaghi, dann zu ihr, fuhr mit ihrem Kalesch zum Brandmayer, Theaterkasse. Aloys luden wir wegen Namensfest zum Frühstück und Mittagsmahl. Neumann begleitete mich. Vom Brandmayer machten wir eine Tour zu den Lackierern Müller und Quaglia (?), dann über die Glacis nach Haus. Es war ein unerträglicher Staub. Therese gab bei der Stöger und Rivolla Lektion. Mittags waren Peter und Aloys unsere Gäste, dem schenkte ich ein Halstuch und ein neues Gilet. Nach Mittag zu Hause und zu Cartier (?). Therese ging mit der Goldmann ins Theater an der Wien und nahm den Aloys mit, ich mit der Geissler über die Bastei und später ebenfalls dahin; besetztes Theater. Während der Oper unterhielt ich mich in der Vorhalle, während der Pantomime kam Gewey. Band 06 (VI.), Seite 231r
4342 1809 6 22 In der Nacht Regen. Früh arbeitete ich zu Haus, nachher mit der Rodler zu Reimann. Schlenderte herum, mittags waren Kridl und Eckhart unsere Gäste. Wir bestimmten, nach Mittag in den Napoleon-Saal – so nennt das Volk den Apollo-Saal – zu gehen. Im Kärntnertor-Theater „Hass allen Weibern“, „Abdul“, im Burgtheater „Le Milicien – Der Soldat von der Miliz“, „D‘ une folie“, opéra en 2 actes, musique de Méhul, im Theater an der Wien „Cordonnier gaillard“ Neumann begleitet mich in Finks Kammer zur Schwann, wo sein Geschäftsträger Reiff arbeitet, um etwas Neues zu hören. Er brachte mir einen Metzen Mehl und sagte, dass er Dienstags in Raab gespeist habe, während die Franzosen die Vorstädte besetzt hielten, die Stadt beschossen und unsere anhaltend heraus geschossen. Nun wird die Stadt wohl schon in den Händen der Franzosen sein; arme Einwohner ! Der Palatinus und Ehz. Johann sollen sich mit ihren Corps zurückgezogen haben. Später mit der Rodler zu Reimann, Theaterkasse, Michaelsplatz und Karilla. Mittags mit Kridl; meine Mutter schickte Mehl, Brot und Eier, für Therese Kirschen. Nach Mittag mit Kridl, Goldmann und Rodler in den Prater, in den offenen Garten der Kaiserin, zum Peter, ich über die Bastei ins Burgtheater. Schlechteres als diese „Beiden Füchse“ gegeben wurde, lässt sich nicht denken. Es war nicht voll, es wurde viel gelacht und gezischt. Kalter Wind verdarb den Abend. Band 06 (VI.), Seite 231r
4343 1809 6 23 Heiter, kühl. Im Burgtheater „Unvermählte“, im Kärntnertor-Theater „Savoyarden“ und „Weinlese“, im Theater an der Wien „Titus“ Früh schrieb ich meiner Mutter, rangierte meine Schriften, Bücher, unterhielt mich mit Ungarns Karte, sandte den Plan der Schlacht von Essling an Stessel. War in unserem und im fürstlichen Haus, bei Rohrweck und in der Theaterkasse. Therese gab ihre Lektionen. Mittags allein, nach Tische engagierte Therese die Goldmann, um auf der Bastei den für das Publikum offenen Erdödy’ schen Garten zu besuchen. Vormittag suchte mich der Zuckerbäcker und sagte, dass ein französischer Commissaire hier sei, um des Grafen Keller zu konskribieren. Ich war sehr betroffen. Es kam richtig der Kriegskommissär Doillenot (?) – wohnt auf dem Petersplatz No. 651 im 2. Stock – mit noch einem und begleitet von jemandem von der Regierung, konskribierten den Keller nur obenhin und versiegelten die Türen. Nun sind wir übel daran. Nach Mittag ging ich zu Offenheimer, suchte Czernin, Jos[eph] Pálffy, Wurmbrand und Kernmayer (?) zu sprechen. Alle sagten mir, dies geschah auf ausdrücklichen Befehl Napoleons, weil die Weine im Hofkeller enden, um einen Vorrat für die Kranken zu haben. Mehrere 40 Keller, worunter jene der emigrierten Cavaliers, der Stifte und Klöster begriffen sind, wurden konskribiert und versiegelt. Ich sagte dem Commissaire, dass ich und niemand es denken kann, dass nach den 1. Punkt der Kapitulation, Sicherheit der Person und des Eigentums, welches er auch in seiner Proklamation bestätigte, so gerade brechen sollte. Er widersprach dies feierlich. Abends besuchte uns die Hauptmannswitwe Pehaker (?). Ich ging auf die Bastei. Es wurde kühl, regnete abwechselnd, und doch war es ziemlich voll. Später mit Huber in beide Theater, dann nach Haus. Band 06 (VI.), Seite 231r
4344 1809 6 24 Trüb, kühl, es erheiterte sich. Im Burgtheater „Indianer in England“, im Kärntnertor-Theater „Griselda“, die Fischer und Radichi mit Saal, sonst elend besetzt; im Theater an der Wien „Zum Goldenen Löwen“ und Pantomime „Amazoneninsel“. Bei uns wohnt General Razout, vormals Platzkommandant, der Wüterich zog in die Leopldstadt. Früh sagte ich dem Kammerdiener Joseph, er solle den General wissen lassen, dass man ihm nur Wirtshauswein auftischen kann, wenn er sich nicht verwendet, dass der Keller geöffnet wird; dann soll er auch wegen Führung eines kleinen Handels um Abnahme des Siegels bitten. Czernin versprach mir, es einzuleiten, dass sie alle in Corpore um Zurücknahme dieses Eingriffes ins Eigentumsrecht sich verwenden werden, und auch Josephine sagte, durch Savary, Herzog von Rovigo, hoffe man es durchzusetzen. Bis 10 h war ich zu Haus, später zum Grafen, Theaterkasse, Michaelsplatz, in Geisslers Gesellschaft. Mittags allein, Therese war in Angelegenheit der halben Gage bei Treitschke. Der Schuft empfing sie sehr kalt und bewies deutlich, dass er an dieser infamen Schikane wesentlichen Anteil habe. Gestern wurden 400 Gefangene von uns gebracht uns abends im Starhembergischen Freihaus eingeschlossen, wo die Halbscheid sich selbst ranzionierte. Bei dieser Gelegenheit wurden die Gefangenen sehr beschenkt. Ein Gens d’ Armes widersetzte sich und bekam mit einem Bürger Händel. Dieser, ein junger Mann von 30 Jahren, Tischler vom Spittelberg und Werkführer seiner Mutter Teller, riss ihn vom Pferde und schimpfte Napoleon einen Räuber. Dieser Bürger wurde heute aufgesucht, man besetzte den ganzen Spittelberg mit starken Patrouillen und unterhielt Hausuntersuchung; gefunden, vor ein Kriegsgericht gebracht und abends nach 7 h Uhr unter Bedeckung von 300 Mann Infanterie und Kavallerie ausgeführt, und auf der Glacis zwischen Burg- und Kärntnertor von den gestern eingerückten Nassau-Usingischen Truppen erschossen. Mehrere 1000 Menschen versammelten sich. Ein allgemeiner Unwille und Murren entstand über diese Exekution. Heute nach Mittag ereignete sich in Margarethen ein ähnlicher Exzess. Ungefähr 60 Gefangene wurden von den Franzosen grob behandelt. Unser gedrücktes Volk fühlte dies lebhaft, fiel über die Franzos her, prügelte, verjagte sie und machte die Gefangenen frei. Die Franzosen feuerten unter das Volk, töteten 8 Inwohner und verwundeten einen. Alle Tage geschehen solche Aufläufe. Nach Mittag zu Peter, ich kam eben auf die Bastei, als man den Bürger ausführte und hörte die Schüsse, welche den Ärmsten mordeten. Dieser Teller [wurde] an der Jesuitenmauer bei der Getreidemarkt-Kaserne mit 9 Schuss, dann noch mit 2 Schuss gemordet. Dies erschütterte mich außerordentlich. Bei Peter hörte ich den ganzen Nachmittag, aber sehr ferne, kanonieren. Um 8 h zu Huber in die Kasse, mit Jean ins Parterre im Burgtheater, und warteten den letzten Akt ab. Es war leer. Therese war zu Haus, erhielt Besuch von der Witwe Pehaker und Richart, welche den gewaschenen Buberl brachte. Die Terzaghi war auch da und weinte über die Versiegelung des gräflichen Kellers. Band 06 (VI.), Seite 231v
4345 1809 6 25 Abwechselnd Regen, kühl. Im Burgtheater französisch „Le Cloison – Die Scheidewand“, Lustspiel in 1 Akt, „Adolphe et Clara“, opéra en 2 actes; im Kärntnertor-Theater „Une heure de Mariage - Kurze Ehe“, „Achille sur l’ Île de Scyros“, im Theater an der Wien „Semiramis“. Früh arbeitete ich zu Hause, dann machte ich mehrere Gänge wegen Entsiegelung des Kellers und erfuhr, dass im Falle des Bedarfs für die Spitäler nur inländische Weine gegen Bons requiriert würden. Heute kamen viele mit Ochsen bespannte Wägen mit Verwundeten aus Ungarn an und wurden in die kaiserlichen Ställe verlegt, auch von uns kamen Verwundete an. Nach 11 h bestieg ich mit Kridl den Turm von Maria Stiegen, wo Fellerer sein Magazin hat. Therese ging zur Terzaghi, und sagte ihr, wie sehr ich rastlos besorgt sei, die Öfnnung des Kellers zu bewirken. Fürst Paul, welcher gestern mit Metternich von Wieselburg zurückkam, wo sie 4 Tage auf die Ankunft des Dodin warteten, welcher nicht erschien, begegnete ich auf dem Kohlmarkt. Ich bat ihn wegen den unsrigen Tagesberichten. In Maria Stiegen hat Fellerer und Compagnie ein Heu- und Strohlager. Die Beamten Schwanenfligl (?) und Steinl haben die Aufsicht. Der Neveu des Kridl stieg mit uns auf den Turm. Napoleon hält auf der Schmelz Revue, welche wir deutlich sahen, ebenso gut die Brücke in die Lobau, ebenso die abgebrannten Örter Aspern und Essling und unser Lager an der Donau. Man hat von der Spitze eine unbegrenzte Aussicht. Nachher zu Justinus (?), um auch diesen zu bewegen, durch seinen Freund Charles, Direktor der geheimen Polizei, Wege einzuschlagen. Nach 12 h strich ich eine Weile auf dem Kohlmarkt herum. Mittags allein, nach Mittag mit Hornung auf die Glacis, oder eigentlich Holzgestätte vor dem Neuen Tor, wo um 5 h der Gouverneur von Österreich, Andreossi, über die aufgestellten, nicht zahlreichen Bürgercorps Revue hielt, und zu Fuß, begleitet von den bürgerlichen Stabsoffizieren und Adjutanten, die Reihen durchging. Später war ich 2 Mal bei Justinus, der mir sehr wenig Hoffnung gab, da es vom Dorn (?) abhängt, der sehr eigennützig und mit allen verfeindet ist. Ich gab ihm den Wink von einem großen Präsent. Später auf die Bastei, wo ich Therese mit Goldmann suchte, aber nicht fand, die Richart und Zimmermann sprach. Ging zur Burgtheater-Kasse, leer, dann im Regen nach Hause. Band 06 (VI.), Seite 232r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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