Ein angenehmer. heiterer Tag. Den Vormittag beim Grafen, und Rohrweck, nach 12 h sprach ich Peter und bestellte ihn ins Josephstädter Theater. Therese war bei der Nitschner und lud sie für morgen zum Speisen. Mittags allein, nach Tische fuhr ich mit Therese zum Brandmayer, beim Haumer (?), dann machte ich einen Besuch beim Schacken (?) beim Kreschel (?), soupierte etwas im Theaterwirtshaus, ging dann ins Theater „Das Drachenweibchen (?)“, zum Besten der kranken Hausarmen. Ich langweilte mich sehr. Peter traf ich schlafend an und Röckel begleitete uns.
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Kalt, heiter. Im Kärntnertor-Theater zum Vorteil der Regisseure Lang, Koch und Brockmann zum ersten Mal „Macbeth“, Trauerspiel in 3 Akten von Schiller nach Shakespeares 5 Akten. Therese lud die Nitschner und Sohn nochmals zum Speisen ein und ging zum Stöger zur Lektion. Ich war beim Grafen, kam in Compagnie beim Peter und verabredeten das Rendezvous beim „Macbeth“. Nitschner und Sohn waren unsere Gäste, nach Tisch kam Lang von der Apotheke. Um ½ 4 h gingen wir schon ins Theater, Wanzmann sperrte uns eine Seitentüre auf. Das Gedränge war außerordentlich. Ich fand noch Hardegg, LaTraite (?), Cajetan, Zeuner und ließ die ganze Compagnie hinein. Therese führte ich in den 4. Stock, ich blieb mit Peter im Parterre. Das Stück dauerte bis ½ 11 h, manche Szenen langweilten. Die Hexenszenen überraschten, besonders die 4. Die letzte Szene des Lang erschütterte mich, er übertraf sich selbst. Am Ende erschienen alle 3, Lang als Senior dankte im Namen der anderen. Sie mögen bei 6000 fl. eingenommen haben.
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In der Nacht schneite es, etwas kotig. Siebente Redoute. Früh zum Grafen, Keglevich, dann zur Promenade auf den Graben, traf Rohrweck, Weiß, Dr. Zeuner und ging zum Peter speisen, wo ich den Nachmittag blieb. Therese aß allein, nahm heute von der Nitschner den Spitzel Buberl in Verpflegung und ging mit ihm abends und auch am Nachmittag spazieren. Um 6 h kam ich nach Haus, Moreau war da und brachte Brünner Zettel. Dann schlich ich bis 9 h herum, Peter holte mich ab und wir gingen zusammen in die Redoute. Es waren 2600 Menschen und wir unterhielten uns gut.
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Kalt, gefroren. Nach Mittag erhob sich ein heftiger Wind. Fest im Invalidengebäude, Hochamt, mittags Bewirtung, abends Ball und Illumination des ganzen Gebäudes. Kaiser, Kaiserin und der ganze Hof wohnten dieser Feierlichkeit bei. Ich war den Vormittag beim Grafen, Therese bei Nitschner und Stöger. Mittags war Moreau unser Gast, wir sprachen von den Schurkereien des Schauf, der Schwäche der Fischer und der Kinderei (?) des Bogner. Therese brachte der Großbauer die Loge ins Theater an der Wien „Eulenspiegel „von Stegmayer; ich arbeitete. Um 5 h kam Peter und ich ging mit Therese und der Schmidt die Erleuchtung und Verzierung mit Trophäen des Invalidenhauses ansehen. Es war kalt und litt uns nicht lange, auch war es gar nicht der Mühe wert, denn der Wind litt die äußere Beleuchtung nicht, sondern nur die Fenster waren erleuchtet. Das Gedränge beim Stubentor war außerordentlich und die Wägen standen bis zum Graben an. Ich ging in Peters Compagnie nochmals auf die Bastei, ich dann nach Haus und er zum Hirschen soupieren. Therese spielte mit Werlen Gitarre, ich ging ins Bett.
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Stürmisch, sehr kalt. Redoute für die Invaliden. Den Vormittag bei Brandmayer und Theaterkanzlei wegen Redoute-Billett, ein kleiner Besuch bei Brandl und Rohrweck. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Abends ins Leopoldstädter Theater „Bewohner des glücklichen Tales“, Oper in 3 Akten von Werneck, Musik von Kauer. Ich ging ins Parterre, fand Kárner und blieb der Compagnie wegen. Es ist ein elendes Machwerk Therese ging wegen Nitschners Ohrgehängen zum Scheiger, den Abend war sie in der Gesellschaft von Schmid, Bulla und Josephine. Die Redoute war sehr leer, doch wurden bei 10.000 fl. eingenommen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).