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Anzeige von 3811 - 3815 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3811 1808 1 8 Nasskalt, trübe. Den Vormittag beim Grafen, teilte Theaterbillets aus, war auch bei Pescat. Mittags allein, Therese hat Krämpfungen und liegt. Nach Mittag arbeitete ich, schickte Klimbke eine Loge ins Burgtheater „Bettelstudent“, letztes freies Theater. Im Kärntnertor-Theater „Er mengt sich in alles“; das Theater an der Wien ist geschlossen, teils wegen Zurichtung, teils wegen Generalprobe zu „Armida“. Nach Mittag arbeitete ich, abends zu Stegmayer, welcher mich engagierte, in die Generalprobe zu führen. Da fand ich Bauer, Goldhahns (?) Schwiegersohn. Na h 6 h machten wir einen Versuch, ins Parterre ohne Billetts zu kommen, obwohl der Fürst närrisch stürmte und niemand einlassen wollte. Es gelang, und gelang auch so vielen, dass Parterre und Galerien voll waren. Ich postierte mich zum Castelli und Grohman, die gute Bierwirtin vom Vogonedi (?) brachte uns Bier, Käse und Kipfeln. Wir erquickten uns und blieben 3 Akte sitzen. Den 4. und 5. Akt schlichen wir herum. Im Ganzen großes Spektakel, doch langweilig, nichts, was Ballett ist, gefiel mir gut, einige Kleinigkeiten der Solo-Tänzer auszunehmen. Ich kam um11 h nach Hause. Band 06 (VI.), Seite 66v
3812 1808 1 9 Heiter, doch außerordentlicher Morast. Großes Frei-Spektakel an der Wien „Armida", Oper in 5 Akten von Gluck, Ballett von Coralli. Milder, Radichi – tritt zum 1. Mal auf – Saal, Vogl, Anders, Grünberg, Marconi, Laucher und Jonas singen darin. Am Vormittag beim Grafen und Stessel wegen Erhebung der 200.000 fl. Beim Fürsten sind Militärwachen, um das Zudringen wegen der Billetts abzuwehren. Mittags allein, nach Mittag 3 h kam ich mit Bogner im Bürgerspital-Kaffeehaus zusammen und gingen in Gesellschaft ins Theater hinein. Ließen uns nur durch Mayer hineinführen, hielten uns aber vorher in der Theaterkanzlei auf. Der Gesellschaft wegen ging ich auch in den 3.Stock. Um 4 h wurde das Theater eröffnet und bald darauf war es ganz gefüllt. Ich bequemte mich gleich zum Stehen und kamen zwischen einem Kriegssekretär-Weib von Prag, einem schönen, vollen Weib, und der Catier (?) von Walser. Hinter mir war Arbesser, mit allen diesen und einem Offizier unterhielt ich mich. Es wurden keine Zettel angeschlagen, sondern auf alle Plätze verteilt. Als der Saal erleuchtet und mit schönen, manchen sehr reich geputzten Menschen gefüllt war, gab es einen sehr prächtigen Anblick. Die Straßen und Alleen an der Glacis waren mit Pechpfannen erleuchtet. Der Hof stieg an der Wien ab. Der Hof war mit Zitronen- und Orangenbäumen geziert und mit einem Zelt gedeckt, der Boden und die Stiegen mit grünem Tuch überspannt und prächtig beleuchtet. Um ½ 7 h erschienen Kaiser, Kaiserin, Mutter, Louise, Albert etc. in der für selbe bereiteten Loge. Ein allgemeines Vivat und Händeklatschen, und 2 Chöre Trompeten und Pauken erschollen, dies geschah auch beim Weggehen. Die Oper, wie ich gestern dachte, machte kein Glück, noch weniger aber die Arbeit des Coralli, an der ist gar nichts. Scholz seine militärischen Evolutionen im 1. Akt gefielen außerordentlich, Radichi wenig, sein italienischer Dialekt, das Steife, Empfindungslose seines Spiels machen einen unangenehmen Eindruck. Um 10 h war das große Schauspiel geendet. Ich fand Peter und Zeuner, mit diesen soupierte ich noch im Matschakerhof und kam um ½ 12 h nach Hause. Therese war den Abend mit der Hocheder bei der Nagy. Band 06 (VI.), Seite 67r
3813 1808 1 10 Heiter, windig. Große Frei-Redoute mit einem Einzug der persianischen Hochzeit von 93 Personen, nachher Souper bei Carl Zichy. Eröffnung des Apollo-Saals in der Zieglergase. Den Vormittag beim Grafen und Kárner, begegnete Peter. Ich ging wegen seinem Prozess zum Hofrat Stöger, brachte aber zugleich als Entschädigung für das Freitheater 2 Logen, eine an die Wien zu „Wladimir“, und eine ins Kärntnertor-Theater „Wald bei Hermannstadt“. Mächtig groß war ihre Freude. Vor Mittag sah ich mit Peter den neuen Rittersaal, gefiel mir nicht. Mittags mit Therese allein, nach Mittag schlief ich, arbeitete und war immer allein. Um 6 h wurde schon in die Redoute gefahren, später kreuzten sich schon die Wägen. Ich bestellte mir einen Fiaker um 8 h und fuhr allein in den Apollo-Saal. Man muss unter freiem Himmel absteigen. Der Eingang ist galant und wird von einem Portier bewacht. Man kommt durch die Garderobe und 2 Zimmer in den Saal, der prächtig beleuchtet ist, von da über eine große Stiege in den Tanzsaal. Die Beleuchtung ist auf den Seiten und [von] Gipsstatuen gehalten. Eine Allee von Tannen schließt den Platz der Tanzenden ein. Am Ende ist eine Grotte, oben das Orchester, mitten ein Wasserfall, rechts und links Eingänge in den runden architektonischen Speisesaal, der sehr prächtig, aber nur für 250 Personen, folglich viel zu klein ist. Die Credenz, die Kaskade, das Zelt, worin das Billard, der Apollo-Berg, worauf der Tempel und Eingang in die Seufzer-Allee, alles ist so schön, so neu, dass Kunst, Geschmack und Pracht um den Vorzug streiten. Der Staub und der Lichterdampf sind unerträglich, die Kosten bedeutend, die Entfernung groß und darin kann diese Unternehmung in der Folge nicht erhalten. Ich fand gleich Gesellschaft, unterhielt mich mit Stessel, Fritsch, Bernard , Filath, soupierte, schlich allein herum, um alles zu sehen. Speisen und Erfrischungen sind teuer, aber zu genießen. Therese war den Abend bei der Hocheder. Band 06 (VI.), Seite 67r
3814 1808 1 11 Ein stürmischer Tag, abends Regen und Schnee. Im Leopoldstädter Theater „Vermählungsfeier“, Gelegenheitsstück in 4 Akten von Gleich, elendes Machwerk. Ich schlief lange, dann zum Grafen. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich, fuhr zum Peter, ging in Schadens Kaffeehaus an der Schlagbrücke, dann ins Leopoldstädter Theater. Ich fand Compagnie und schwätzte mit der Schuster und Riedmüller. Beim Hereinfahren goss und stürmte es. Band 06 (VI.), Seite 67v
3815 1808 1 12 Stürmisch, gefroren. Den Vormittag beim Grafen. Mittags allein. Therese ist nicht wohl, hat Halsschmerzen und fuhr doch mit der Nussmüller zum Eckhart, musste sich aber bei der Rückkunft gleich legen und bekam ein heftiges Fieber. Ich ging ins Kärntnertor-Theater „Junggesellenwirtschaft“ und „Paris“, dann ins Theater an der Wien „Augartenkonzert“ und „Colibrados“. Ich fand in der Loge Compagnie, Peter und wir gingen nachher in den Matschakerhof soupieren. Erst um 12 h kam ich nach Haus und fühlte schon den Schnupfen und Katarrh vom gestrigen Wetter. Band 06 (VI.), Seite 67v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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