Kalter, starker Wind. Im Kärntnertor-Theater wieder die Neuville (?) im 2. Engagement mit „Helene und Paris“, vorher „Kurze Ehe“. Den Vormittag beim Grafen. Mittags in Reiders Gesellschaft bei Peter, abends zu Haus, dann ins Kärntnertor-Theater, Osswald und Zeuner (?) waren um mich. Therese ging zu ihrer Mutter gratulieren. Ich sagte ihr, sie möchte Slivovitza, Schomlauer, Fisch und 10 Ellen rauen Barchent zum Angebinde bringen. Sie speiste da und blieb auch den Abend. Die Mama nahm alles sehr gnädig auf und hatte große Freude. Mit der Neuville (?) geschahen im Theater viele Spektakel Jede Kleinigkeit wurde applaudiert und sie am Ende vorgerufen.
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Kalt. Den Vormittag beim Grafen. und Keglevich, in der Theaterkanzlei. Mitags allein, nach Mittag arbeitete ich, schrieb an Riedl einen sehr trockenen Brief, dass er mir die Kotzen für den Müller Spuler (?) zu hoch taxiert und verlangte die mir schuldigen 231 fl. Therese blieb noch zu Haus, ich ging ins Burgtheater „Die Leinenweber“ von Kotzebue, und „Das Rätsel“ in Alexandrinern, dazwischen „Unser Fritz“. Ich traf zwar Compagnie, doch schlief ich viel; das letzte Lustspiel ist zwar sehr artig, aber zu lang. Der junge Weidmann brachte mir seines Vaters Anrede, die er am 12. Novemb[er] sagte und die ich Therese und Hocheder vorlas. Bei Therese war die Bulla, die über die Joseph[ine] jammerte, dass sie falsch sei, und nahm sie mit zu Hocheder, wo sie sich gut unterhielten.
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Ein schöner Tag. Früh zum Grafen. zu Illésházy und Keglevich, dann in den Himmel zu Jasswitz, in die Institutssitzung. Später begegnete ich Josephine, ging in ihrer Gesellschaft in die Laimgrube, dann zum Wiesinger speisen, wohin auch Bayer kam. Wir waren lustig und bestimmten, ins Josephstädter Theater zu gehen. Ich kam mit Peter und Reider zusammen, schäkerten, auf einmal merkte ich Blut. Trollte mich nach Haus, fand Therese mit Lavotta, legte mich und befand mich bald besser, war aber sehr düster, wieder ein paar Tage das Zimmer hüten zu müssen und mehrere Entwürfe vereitelt zu sehen.
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Dichter, stinkender Nebel. Früh ließ mich der Graf rufen, wo ich den ganzen Vormittag zubrachte. Ich befinde mich besser, bemerkte aber einen Ansatz von Katarrh. Mittags allein, ich aß wenig. Peter kam und sah, wie ich mich vorfinde. Mittags ging Therese zum Eckhart, ich musste zum Grafen, wo ich bis Abend blieb. Von 5 bis 9 h waren Therese und ich ganz allein. Sie arbeitete, ich las und schrieb.
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Maria Empfängnis. Den ganzen Tag Regen. Ich saß stets in meinem Sorgenstuhl am Fenster, las und schrieb. Eckhart und Lissl besuchten uns, Peter war unser Gast. Nach Mittag kam die Uhrmacherin, später Hocheder und Reider, welche den Abend blieben. Wir gaben ihnen ein kleines Souper, plauschten, Reider und Peter machten ihre Lazzi, sie hofmeisterte immer, und dies machte uns lachen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).