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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3586 1807 5 28 Fronleichnamstag. Trüb, manchmal etwas Regen, gegen Abend heiter. Früh war ich zu Haus, es kam Wilhelm Neumann, dessen Namenstag, der Hafner, Tischlerjung, denen ich allen schenkte. Ich ging zur Gräfin sah das Gewühl der Menschen, trieb mich herum, traf am Stock-im-Eisen-Platz Goissner (?), blieb da stehen und erwartete den Umgang. Später ging ich nach Haus, auf Graben und Kohlmarkt und zur Brandlin speisen, wo wir ganz allein waren. Nach Mittag nach Haus, wollte Therese spazieren führen, fand aber niemand; sie war ausgegangen. Ich arbeitete, schrieb an Riedl. Um ½ 7 h kam Therese, welche der Lehnerin (?) einen Besuch machte, und wir gingen zusammen zum Burgtor hinaus über die Glacis bis zum Schottentor. Begegneten Klimbke und Walser, welches mich angenehm überraschte, und wir machten mit ihnen Promenade. Ich führte Therese zum Bürgerspital, da aß sie Gefrorenes, und ich ging ins Komödien- Gassel, nahm Bier und Rostbratl. Dann begab ich mich wieder zu Therese, um 10 h nach Haus und gleich ins Bett. Band 06 (VI.), Seite 41v
3587 1807 5 29 Warm, windig und schon wieder staubig. Um 8 h holten Therese und ich den Klimbke ab und wir fuhren nach Hetzendorf, machten dem Mayer einen Besuch und um 10 h in die Stadt. Ich ließ heute die großen Spiegel aufmachen und rangierte alles. Moreau war unser Gast. Hohenwald war da und er nahm es übel, dass man ihn nicht lud. Wir schwätzten vom Theater in Brünn, verschiedenen Kaufleuten, der Ankunft des Laszlo Vogelhuber, der Schuft, vor dem sich die Fischer wie das Kind vor der Rute fürchtet, etc. Nach Mittag wurde geruht und gearbeitet. Therese erhielt Besuche von der Treitschke und ihm, Goldmann, Wuschikin und Ritz, welche unsere Spiegel und Einrichtung sahen, etc. Ich ging abends zur Polizei-Hofstelle mit der Liste des Ausschusses, traf aber den Armbruster (?) nicht mehr. Später zum Reimann, dann zum Lissl, ins Theater an der Wien in die Loge zu „Don Juan“, nach dem 1. Akt gingen wir en Compagnie zum Bären soupieren. Therese ging nach 8 h mit Goldmann ins Burgtheater und sah den letzten Akt von „Ines de Castro“. Band 06 (VI.), Seite 41v
3588 1807 5 30 Trüb, schwül. Früh arbeitete ich zu Haus, später zur Gräfin, Keglevich, dann wegen einer Brieftasche. Therese hatte Probe wegen neuer Besetzung der „Wandernden Komödianten“ Demmer statt Vogl, die junge Laucher statt der älteren etc. Ich erhielt einen sehr trockenen Brief vom Grafen, den ich ebenso beantwortete. Heut holte ich die bestellte Brieftasche ab. Mittag war Lefèvre und sein Sohn unser Gast. Nach Mittag zu Haus, um 4 h mit Therese zur Hackel baden; da es zu ebener Erde vor Dunst nicht auszuhalten war, badeten wir im 1. Stock. Um 7 h nach Haus und rangierte für morgen. Ich ging ins Comptoir zu Nigelli zum Goldenen Lamm, Mariahilferstraße. Um 9 h nach Haus und gleich ins Bett. Es war trüb und sehr schwül. Band 06 (VI.), Seite 41v
3589 1807 5 31 Heiter, kühl, aber windig. Große Umgänge in den Vorstädten. Vor 8 h früh fuhr Therese zur Rivolla gratulieren nach Hernals, und nahm Wobraska mit welcher zu Chorinsky nach Weinhaus fuhr. Von da fuhr sie zum Reimann, wo wir herzlichst zum Speisen eingeladen sind, und blieb im Garten. Ich rangierte meine neue Brieftasche, schrieb, ging nach 9 h zur Gräfin und Keglevich, später auf die Neue Wieden, die Prozession zu sehen. Ich traf Jos[eph] Brandl und mit diesem sah ich auch den Umzug auf der Laimgrube, kam mit Filath zusammen und machte da einen Besuch. Vor Mittag unterhielt ich mich im Garten, mittags speisten da des Reimann Bruder, der Professor, samt Familie und noch einem jungen Menschen. Nach Mittag kamen die Kupferstecher Wrenk und Blaschke samt Familien, Gabriel (?), es wurde Kegel geschoben, geplaudert. Erst spät kam auch Högler. Wir blieben bis 10 h. Therese war sehr gut unterhalten. Band 06 (VI.), Seite 42r
3590 1807 6 1 Schwül. Früh 8 h fuhr ich mit Therese zu Brandmayer und in den Prater, später ins gräfliche Haus, von da zum Keglevich. Die Gräfin fuhr heute mit der Maria nach Mariazell. Später zum Brandl, wo ich wegen Nachlässigkeit der Therese Verdruss hatte. Die Csekonics, welche gestern ankam und heute wieder abreist, speiste samt Brandl mit uns. Nach Mittag kam die Pauer (?) und holte Therese zum Abreisen ab. Eckhart machte uns viel Freude, da er uns besuchte. Therese und ich waren den ganzen Nachmittag zu Haus. Es kam die Reimann und brachte ihr ein sehr schönes Globus-Arbeitstischel, wovon Therese heute sprach, dass sie sich um ein solches sehnt. Sie wurde auf das Angenehmste überrascht und fing gleich zum Einräumen an. Der Abend verstrich ihr sehr angenehm. Ich ging um 6 h ins Theater an der Wien „Zerstörung von Akkon“ von Kirchberg, worin ein gewisser Grüner (?), ein sehr mittelmäßiger Held, zum 3. Mal auftrat. Es war leer, würde ich nicht Compagnie getroffen haben, schwer hätte ich es ausgehalten. Beim Hereingehen regnete es. Heute kaufte ich meinem lieben Weibe ein schönes weißes Umhangtuch von Angora, und bestellte ihr 6 Paar seidene Strümpfe, alles für den 11. Juni bestimmt. Es ist mein höchstes Vergnügen, diesem vortrefflichen Geschöpf Freude zu schaffen. Band 06 (VI.), Seite 42v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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