Ein angenehmer Tag. Therese hatte Probe von „Delia“ wegen Wallaschek anstatt Pfeiffer, und abends im Burgtheater „Delia“ und „Deserteur“. Im Kärntnertor-Theater „Minna von Barnhelm“ mit Mad. Renner als Franziska. Früh schickte uns Hohenwald Obers, die Scheiger kam und trank mit Therese Kaffee. Ich ging mit Scheiger nach St. Stephan, das Castrum Doloris zu sehen, welches die Bürgerschaft der Kaiserin setzte, aber höchst einfach ist. Den Vormittag beim Grafen, später mit Therese auf den Markt, und zur Joseph[e ?], Pollys Freundin. Umlauf, Frau und Peter waren unsere Gäste. Nach Mittag kamen die Brandlischen, Polly, Joseph[e ?]; zusammen gingen wir des Keglevich Zimmer anzusehen. Die Sieber kam mit ihrem Bruder von Eisenstadt und gesellte sich auch zu uns. Ich ging mit den Umlauf ins Burgtheater und schickte Therese Gefrorenes. Abends sah ich die „Minna von Barnhelm“.
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Früh Regen, den Tag über trüb. Mein Barbier brachte die Botschaft, dass sich der Hofrat Szlavy früh 7 h mit dem Federmesser mehrere Wunden am Halse, Bauch und Arm beibrachte und sich dann über das Fenster des 2. Stocks stürzen wollte. Die Bedienten und der Bierwirt erwischten ihn noch und hielten ihn zurück. Er sank auf das Sofa, wurde gleich verbunden und um die Mittagszeit war er etwas besser. Den Vormittag beim Grafen, dann schlich ich mit Albinsky und Vogelhuber herum. Mittag speisten wir bei Quarin. Therese war äußerlich und innerlich von Trauer erfüllt, denn heute erfuhr sie von der Dichtler, dass ihr Finettl starb, bestimmte aber, dass die Diana bleiben sollte. Bei Quarin war Baron Dubsky, Ott (?), Weinmüller, Weigl, Baumann, Rathmayer, die Phillebois und Peck. Nach Tisch wurde gesungen und um 5 h empfahlen wir uns. Therese kleidete sich um und wir gingen in die Jägerzeil, die seltenen Tiere anzusehen. Besonders merkwürdig sind der selten große Tiger, die Tigerhyäne, der Kasuar und die Löwin. Dann sind Hyänen, Tiger, Leopard, Pavian, Waldteufel, Affen, Papageien etc. Wir blieben eine Stunde und waren beim Füttern gegenwärtig. Nachher gingen wir allein zu Benkós Kaffeehaus in den Prater und nahmen Gefrorenes. Es war ein düsterer, melancholischer Abend. Wir blieben bis 8 h und wandelten ganz langsam nach Haus, um uns in Morpheus' Arme zu wiegen.
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Ein schöner, warmer Tag. Den Vormittag beim Grafen. Mittags allein. Nach Mittag zu Eckhart, wo wir Reinlein (?) fanden, der ihn heute zum 1. Mal beim Ausfahren begleitete. Wir freuten uns über sein besseres Befinden. Er fuhr in den Prater und wir gingen nach Hernals, passierten das Haus und den Garten Rivollas und gingen übers Feld zum Planer, wo schon Hocheder mit dem Hetznarren Groiss saß. Wir jausneten da, waren froh, weideten uns an der schönen Aussicht und kehrten um 8 h nach Haus. Der sich gestern verwundete Szlavy lebt noch, ist aber sehr schwach.
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Der schönste Maitag, der sich denken lässt. Therese hatte Kopfschmerzen und musste meistens liegen. Früh zum Grafen und Keglevich. Ich sprach Wiesingers Schwester, dann nach Haus, da arbeitete ich bis ½ 1 h. Bei Taroni erwartete ich Lissl und DeClair (?). Wir gingen in Compagnie ins Unterkämmerer-Haus speisen. Nachher war ich bei Reimann. Es war sehr warm. Nach Mittag war ich zu Haus. Nach 7 h ging ich spazieren, später bei Vogelhuber, ich kam erst um 11 h nach Haus. Bei Therese waren beide Phillebois, später Quarin. Sie unterhielten sich gut und blieben bis 10 h. Szlavy lebt noch.
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Schwül, nach Mittag Regen, abends etwas heiter. Den Vormittag beim Grafen, Keglevich und Polly, mit der ich wegen ihrer Finanzzerrüttung einen gewaltigen Sturm hatte. In der Theaterkanzlei erfuhr ich, dass die Direktoren Cavaliers schon wieder, ohne selbes die Gesellschafter wissen zu lassen, die Galanterie begingen, ihren Familien das Entrée ins Theater zu verbieten. Heute ist schon wieder dieserwegen Sitzung. Wie sehr bestrebt sich die Direktion, sich immer mehr Liebe zu erwerben. Rosalie war unser Gast. Nach Mittag arbeitete ich, dann zu Klimbke und abends spazieren in den Prater. Therese sang im Kärntnertor-Theater in „Caliph“, danach „Paul und Rosette“. Ich nahm den Vinzenz Btandl, Therese und ihre Freundin Fanny mit, soupierten beim Einsiedler und gingen um 9 h mit Ziegler in den Prater. Es war feucht, weil es öfter regnete, dies war mir verdrießlich.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).