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Anzeige von 3546 - 3550 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3546 1807 4 18 Stürmisch, kalt wie im Dezember. Früh arbeitete ich, später passierte ich den Glückshafen, wo das Gedränge außerordentlich war. Dann zur Gräfin. Um 10 h holte ich Rohrweck ab, nahm eine Bouteille Slivovitza mit und wir fuhren zu Wiesinger in die kaiserlichen Ställe. Rohrweck ritt, ich plauderte. Jean war unser Gast. Heute wird in der Leopoldstadt „Dämona“, in der Josephstadt „Gold und Blei“ gespielt, an der Wien nichts. Nach Mittag zur Polly, dann zu Vogelhuber, der krank, wo sich eben die Bella (?) einen Fuß brach. Ich blieb den Abend zu Haus, fand bei Therese Korn mit seiner Frau. Band 06 (VI.), Seite 36v
3547 1807 4 19 Den ganzen Tag Schnee und Wehwetter. Schauerlich stürmt es und ungewöhnlich häufig fiel der Schnee. Den ganzen Winter hatten wir kein so böses Wetter. Früh ging ich zur Gräfin, dann zu Keglevich, wo ich mir an der Uhr auf der Stirn eine Beule schlug, die mich heftig schmerzt. Später zu Klimbke, dem ich 2 Bouteillen Burgunder brachte. Therese speiste bei ihrer Mutter, war am Nachmittag zu Haus und abends bei Hocheder. Ich speiste bei Rohrweck, spielte nach Mittag mit ihm und seinem Bruder bei 3 Stunden Billard. Um 6 h nach Haus, machte mich kommod, las, schrieb und dachte bei dem mörderischen Wetter gar nicht ans Ausgehen. Um ½ 10 h ins Bett. Nach Mittag waren heute für die Kaiserin die Vigilien und alle Theater wieder geschlossen. Band 06 (VI.), Seite 36v
3548 1807 4 20 Fortsetzung des beispiellos teuflischen Wetters. Es fror in der Nacht und vernichtete alle Blüten, die Straßen sind verweht, man kann bei den Stadttoren kaum passieren. Der Milchwagen vom Cobenzlberg blieb aus. Ungeheuer ist der Schaden, den dieser Schnee angerichtet hat, und es schneit immer fort. Früh arbeitete ich, dann zur Gräfin. Heute beginnt der Markt, sehr unangenehm. Mittags zu Haus. Haas besuchte uns und erzählte uns vom Tod der Kaiserin. Heute waren die ersten Exequien in der Augustinerkirche, welche schwarz verziert und stark illuminiert war. Ein Castrum Doloris nach der Angabe des Hofarchitekten Amann stand in der Mitte unter einem Baldachin. Alles war von Granit, mit Figuren, Basreliefs und braunen Vasen dekoriert, das Ganze überraschte. Der Erzbischof hielt die Exequien. Gegen Mittag hörte es zu schneien auf, doch blieb es kalt. Die Dachtropfen flossen stark. Man kann über keine Straße passieren, ohne bis an die Waden nass zu werden. Nach Mittag arbeitete ich und las. Die Neumann kam, sonst waren wir immer allein. Um ½ 7 h abends hatte Therese beim Lobkowitz Probe von „Opferfest“, worin die Jagemann von Weimar als Mirha (?), Möglich als Mafferu (?) und Weinkopf als König auftreten. Letzterer will seinen Part zurückgeben, weil er zu hoch ist. Therese ist etwas heiser und hat Furcht vor ihrer Arie. Sie unterhielt sich mit Ja[gemann], die ihr einige Male versprach, uns zu besuchen. Band 06 (VI.), Seite 36v
3549 1807 4 21 Schneewetter, auf den Straßen schwimmt alles. Therese hat abends wieder Probe vom Opferfest beim Lobkowitz. Früh arbeitete ich, dann zum Haas in die Burg, der heute unser Gast ist. Er führte mich ins Theater der Kaiserin, die Zimmer sah ich auch. Haas zeigte mir die sehr ansehnliche Bibliothek, das Musikalienarchiv, die Materialien- und Farbenkammer und einen Teil des Wintergartens. Therese wollte mitgehen, weil es aber wieder in der Nacht und den ganzen Vormittag außerordentlich heftig schneite und wehte, so wagte sie wegen ihrer Heiserkeit nicht auszugehen. Niemand erinnert sich um diese Jahreszeit eines so schlechten kalten Wetters. Es friert sogar in der Stadt, an allen Häusern und Laternen hängen Eiszapfen. Als ich nach Hause kam, fand ich vom Grafen eine Estaffette wegen Schafen, dass ich mit Ehrenfels zu tun habe; dann schilderte er mir das schreckliche Wetter, dass kein Passagier vom Fleck kann, dass alles Obst zu Grunde geht und der Weinstock sehr gelitten hat. Ganze Herden von Horn- und Schafvieh gingen zu Grunde. Die Frachtwägen wurden auf den Straßen verschneit, das Elend und der Schaden lässt sich nicht bestimmen. Ich ging nochmals zur Gräfin, zur Terzaga, suchte mit Ehrenfels zu reden, der in Meidling ist und dem ich auf morgen früh ein Rendezvous gab, um das Weitere wegen der angekommenen sächsischen Schafe zu verabreden. Nach Mittag war ich zu Haus, gegen Abend sah ich, was Vogelhuber macht. Bei Tische sprachen wir mit Haas nur von der Kaiserin. Nach Mittag kam die Ritzin, Möglich und Gottschlig. Erstere erzählte mir, dass Wuschik am Freitag gestorben und am Sonntag beim schlimmsten Wetter in Gersthof begraben worden ist. Sie begingen die Torheit und fuhren in 6 Wägen hinaus, um die Leiche zu begleiten. Sie hätten sich eine tödliche Krankheit holen können. Möglich sang uns die Arie des Mafferu und Gottschlig sprach von seiner Pachtung. Band 06 (VI.), Seite 37r
3550 1807 4 22 Gefroren, früh schneite es noch. Das verheerende Wetter dauert fort. Heute sind die letzten Exequien und Eröffnung der Theater. Früh arbeitete ich, dann zur Gräfin und Ehrenfels, um mit ihm zu reden. Gegen Mittag änderte sich das Wetter und ein schnell strömendes Tauwetter begann. Ich schrieb an den Grafen. Die Neumann kam mit ihrem von Wilhelm gezogenen Gewinn, zwei ord[inären ?] Kaffeeschalen. Letzterer war unser Gast. Im Burgtheater spielt die Renner das „Mädchen von Marienburg“, im Kärntnertor-Theater „Uniform“. Vogl ließ seine Arie und den Tanz weg, was Therese recht wohl tat, da sie wegen Kopfschmerzen den ganzen Tag liegen musste. Ich war den Nachmittag zu Haus und den Abend bei Vogelhuber, wo geplauscht und Gedichte gelesen wurde. Heute nach 8 h kam der Graf. Band 06 (VI.), Seite 37r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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