Ein schöner Tag. Tod der Kaiserin Maria Therese; sie verschied ruhig um ½ 7 h früh. Therese ging in die Burg und kam mit der Nachricht ihres Todes zurück. Eröffnung des Glückshafens zum Besten der Wohltätigkeits-Anstalten. Therese ist traurig, die Lenerl frühstückte bei uns. Mayer und Frau von Hetzendorf waren da. Ich arbeitete, um 10 h sah ich den Glückshafen, dieser wird wegen Tod der Kaiserin geschlossen. Ging zur Gräfin, schrieb an den Grafen. Mittag waren Moreau und Jean unsere Gäste. Der Kaiser reist mit dem Kronprinzen Ferdinand und der Prinzessin Louise nach Ofen. Statt Stefanics (?) begleitet Görög den Kronprinzen. Nach Mittag arbeitete ich, dann fuhren Therese und ich auf dem Würstl zum Nitschner. Wir fanden da die Oberstin mit einer Gesellschaft, welche bald gingen. Dann retirierten wir uns in den Garten, saßen alle im Lusthaus und marschierten nach eingenommenen Kaffee um ½ 7 h zum Würstl und dann nach Haus. Therese stieg beim Tor ab und ging über die Glacis beim Kärntnertor herein. Ich schlenderte herum und war bei Pescat (?)
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Ein schöner Tag. Früh arbeitete ich, dann zur Gräfin, Keglevich, Polly und mit Joseph[e ?] ins Quartier. Die Polly macht sehr viel unbesonnene Streiche. Therese speiste bei Baumann, ich suchte Compagnie zum Speisen. Nach Mittag zu Haus, um 4 h fuhr ich mit Umlauf zum Winkler, dann in den Prater. Es erhob sich ein heftiger Wind und es staubte sehr. Wir fuhren zwei Mal zum Wasser, jausneten bei Benkó, dann kam ich mit Vogelhuber und Anhang zusammen. Wir gingen auf die Landstraße zum Blumenstöckl, soupierten da und ich kam um 10 h nach Hause. Therese spielte mit Korn bei Baumann und verspielte. Heute früh reisten der Kaiser und älteste Prinzessin Louise nach Ofen.
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Kühl, trübe. Heute ist die Kaiserin en parade ausgesetzt, außerordentliches Gedränge um sie zu sehen. Am Vormittag arbeitete ich zu Haus, dann zur Gräfin. Schlich herum, mittags zu Haus, nach Mittag schrieb ich an den Grafen und die Illésházy, und schloss ersterem die Zeitung von dem Tod der Kaiserin und der Trauerordnung bei. Die Neumann und Töpfer Babett besuchten uns. Therese ging mit ihnen herum, schlenderte, um das Gewühl von Menschen zu sehen in die Burg und auf den Josephsplatz. Später tat ich das Nämliche. Den Abend bei Klimbke, wo ich es wegen Wärme und Dunst nicht lange aushalten konnte. Um ½ 9 h nach Hause. Da mich Husten und Schnupfen sehr quälten, legte ich mich gleich.
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Heiter. Begräbnis der Kaiserin, nach Mittag um 5 h. Der jüngere Ehz. Joseph verschlimmert sich, man erwartet täglich seinen Tod. Früh arbeitete ich, schrieb im Namen des abwesenden Franz Brandl ein Briefchen an seine Mutter um Wäsche, ging zur Gräfin. Holte um 10 h mit dem Würstl Rohrweck ab, und fuhren reiten in die kaiserlichen Ställe zu Wiesinger, ich noch zum Büsser. Mittag bei Wiesinger. Ich bin nicht guter Laune, Schnupfen und Husten plagen mich sehr. Vorher war ich mit Rohrweck im Czerninischen Haus, unsere anglisierten Rappen zu sehen. Nach Mittag fuhren wir nach Kalksburg, sahen wenig, bestiegen den Berg, weideten uns an der Moschee und den verschiedenen Inschriften, die in den Felsen gehauen, worunter manche sehr gut gewählt sind. Eine machte uns lachen: „O Eitelkeit, o Eitelkeit ! Wie sehr verändert sich die Zeit ! Die wärmsten Dinge werden kalt, die jüngsten Mädchen werden alt, die engsten Handschuh werden weit. O Eitelkeit, o Eitelkeit !“ Eine andere Inschrift in der Nähe der Moschee gefiel mir sehr: „Enthülle der Freude des Lebens Dein Herz, denn Heiterkeit mildert den bittersten Schmerz. Sei munter und lache mit hoffendem Blick; das Leben verrauschet. Wer holt es zurück ?“ Gegen Abend trübte es sich und stürmte ein heftiger Wind, der einen unerträglichen Staub verursachte. Therese sah mit den Nitschnerschen im Redoutensaal die Leiche an, die nichts weniger als sehenswürdig gewesen. Den Abend waren die Hahnlischen in tiefer Trauer bei uns. Sie erzählten von dem Tode der Kaiserin, dass sie um 10 h abends alles von sich entfernte, mit dem Kaiser allein zu sein verlangte, dass sie ihr Bewusstsein bis zum letzten Augenblick behielt, dass die Schosulan Küchenmeisterin, die Heurteur Garderobemeisterin und die Huber Kammerdienerin wurde, dass ihre Garderobe-, Spitzen- und auch Galan[terie?]-Teilung beträchtlich etc.
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Kalt, trübe nach Mittag und abends Regen. Eröffnung des Glückshafens mit einem außerordentlichen Gedränge. Mittags wurde die Eröffnung der Vorstadttheater erlaubt, an der Wien und in der Josephstadt blieben selbe geschlossen, Hensler benutzte den Tag und gab „Heinrich der Stolze“. Am Vormittag arbeitete ich, sah eine Weile dem Gedränge beim Glückshafen von Ferne zu, beantwortete des Grafen durch Carlo geschickten Brief. Mittags allein, nach Mittag immer zu Haus. Abends mit Neumann zum Burgundischen Kreuz, vorher zu Rohrweck, um das morgige Reiten zu verabreden. Von da ging ich zu Klimbke und verabredete mit ihm die Absendung der Riedlischen Sachen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).