Heiter. Kohl und seine Frau, Heurteur, Havermehl, die Wieland, Willax reisen heute zu Schikaneders Direktion nach Brünn. Früh zur Theaterkasse und Grafen, wo ich den ganzen Vormittag war. Heute kam Porzellan, welches Franz für Fisch (?) empfangen sollte, und man stellte es dem Grafen hinein; es ist sehr galant. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich, abends in beide Theater. Im Burgtheater „Menschenhass“, im Kärntnertor-Theater zum letzten Mal mit Bertinotti „Sargino“. Therese war den Abend zu Haus, weil die Ärmste Furcht vor Kopfschmerzen hat. Nach dem Theater ging ich mit dem Porzellan zu Pescat (?), machte große Freude, selbst die Tücheln fanden Beifall. Kam etwas spät nach Haus. Wobraska sandten wir zu Lissl, um ihn zu fragen, warum er sich in der Fasten noch nicht sehen ließ, und ließen ihn laden, am Montag mit uns zum Speisen Gesellschaft zu machen. Noch am Abend sprachen Therese und ich von der Kohlischen ihrer Reise und der Last ihrer 4 Kinder.
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Trübe, neblig, heftiger Wind, etwas Schnee. Großes Diner bei Nitschner. Kárner, Kridl, Ziegelhauser, Therese, ich, Nitschner Tuch[händler ?] und Zellenberg waren Gäste, der alte Herr lag am Zipperlein. Früh zum Grafen, Keglevich, dann zu Kárner. Wir fuhren zusammen durch den Prater zu Nitschner. Therese hatte Besuch von Lissl, den wir durch Wobraska zitieren ließen und ihn morgen mit uns engagierten. Wir waren guten Humors, nach Mittag besuchten wir im Garten die Pfirsich, Kästen und den neu angekauften Acker mit dem kleinen Mandelwäldchen. Therese fuhr mit Zellenberg, ich mit Kárner in die Stadt. Therese blieb den Abend zu Haus, ich begab mich ins Kärntnertor-Theater „Machtspruch“, zum Erdrücken voll. Fand die Haumer und Erhart (?), welche ins Burgtheater gingen, „Gulistan“, Möglich zum 2. Mal als Fremder. Ich folgte ihnen nach und blieb.
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Kalt, heiter. Therese hatte Probe von „Uniform“, und abends im Burgtheater „Delia und Verdicon“, dann „Zegris und Abencerragen“. Ich ging zum Grafen, Theaterkanzlei und Kasse, dann zum Lissl ins Bureau wegen Repunzierung der Dosen des Grafen. Nach 12 h ging ich mit Neumann voraus in die Leopoldstadt zur Weintraube und bestellten Essen. Wir fanden da Czermak, Ipfel (?), Koch, Brandstätter. Erst nach 2 h kamen Lissl und Frau, sehr geputzt, Neumann, seine Resi und Therese. Wir aßen gut und blieben bis 5 h. Therese ging nach Haus, Toilette machen, ich machte Besuch bei Klimbke, wo ich Höglmüller traf und um 8 h ins Burgtheater ging. Ich hielt mich meistens auf dem Theater auf. Therese war zu Haus.
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Den Vormittag beim Grafen, Illésházy und Keglevich. Therese hatte Probe von „Uniform“ und war bei Weigl, Rivolla, Weidmann und Oeppinger gratulieren. Mittags allein, am Nachmittag ging Therese wieder gratulieren zu Rohrweck, Vettern und Brandl. Ich hatte Besuch von Salieri, dann zu Wiesinger, wo Gesellschaft war. Bei Therese war die Töpfer und Babett. Ich ging ins Burgtheater „Machtspruch“, dann ins Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“. Nach dem 1. Akt begab ich mich ins Bierhaus, da kamen Bernardi und Cachée nach, mit denen ich plauderte.
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Stürmisch, Staub und Schnee. Der Vormittag wie gestern, nur war ich im Repunzierungsamt mit des Grafen Dosen und Uhr. Therese ging zu Salieri, Goldmann und Lissl gratulieren, die Töpfer Mutter war unser Gast. Ich war bei Kárner und holte der Sieber Anstellungsdekret. Nach Mittag arbeitete ich, Therese ging zu Quarin und Braun gratulieren. Bei uns fanden sich stets Gratulanten, welches mich sehr geniert. Therese singt heute in „Uniform“, Häser zum 1. Mal. Ich bestimmte mich, im Josephstädter Theater „Die Zaubertrommel“ – „Der Derwisch“ -, Oper in 3 Akten von Schack, Einnahme der Josepha Werner (?). Die Sieber besuchte uns, und ich übergab ihr das Dekret, mit dem herzlichsten Wunsch, dass es ihr in Eisenstadt gefallen möge. Vorher ging ich zu Haumer um Siegelwachs, dann zu Erhart, beide kamen ins Theater. Vorher ging ich ins Bierhaus und traktierte Hörger (?). Im Theater fand ich die Töpfer und den Vergolder Geiger. Ich langweilte mich, denn das Stück wurde zu schlecht gegeben. Nach dem 2. Akt war ich auf dem Theater, sah die Damen Rothe und Hölzl (?), schwätzte mit Ganglbauer, Worelly (?) etc. Therese erzählte mir, dass die Häser kein Glück machte.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).