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Anzeige von 3571 - 3575 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3571 1807 5 13 Feuerwerks-Ankündigung, also trübe und abwechselnd Regen. Früh zum Stessel, zum Batthyány und Klimbke in sein neues Quartier, dann zur Gräfin und Keglevich. Auch war ich einen Augenblick in der italienischen Probe zur „Ines de Castro“. Mittags war Moreau unser Gast. Wir plauderten vom Brünner Theater, er brachte mir Zetteln. Ich gab ihm den von mir und Haim unterschriebenen Auszug von der am 14. Nov[ember] 1789 gesch[ehenen] Auff[ührung] von „Menschenhass und Reue“. Nach Mittags allein, ich arbeitete und las. Therese ging zum Reimann spazieren, las bei ihrer Rückkunft die Wiener Zeitung und wurde sehr überrascht, als sie las, dass der Wilhelm Hitzinger am 8. Mai 19 Jahr alt gestorben ist und man es uns gar nicht wissen ließ. Sie sang im Burgtheater „Caliph“, vorher ein Lustspiel „Herz und Verstand“. Ich begab mich ins Kärntnertor-Theater „Jäger“, Ochsenheimer als Amtmann Zeck. Ich sprach mit Stone (?), Collin, fand wenig Bekannte und saß sehr aufmerksam. Alle spielten vortrefflich, Ochsenheimer gefiel sehr. Er nuançierte den Charakter vortrefflich, und als er vorgerufen wurde, sprach er: „Dem Dichter, der Unterstützung dieser vortrefflichen Künstler verdanke ich diese Ehre; mein Verdienst ist klein“. Band 06 (VI.), Seite 39v
3572 1807 5 14 Abwechselnd Regen. Den Vormittag bei der Gräfin, Keglevich und Neuling. Mittags allein,. Nach Tische zu Vogelhuber, dann zu Haus. Ich las das Trauerspiel „Ines de Castro“. Heute ist wegen Kaiser Louis (?) Tod kein Theater, also abends Generalprobe mit Dekoration und Garderobe von „Ines de Castro“ von Zingarelli, worin die Bulla als Prinz Pedro, Imperatrice Sassi (?) als Ines und Brida (?) als König Alfonso auftreten werden. Es war ein volles Parterre. Ich sprach mit Collin, Weidmann, Brockmann, Koch, Lange. Nach dem 1. Akt wurde ich hinausgerufen. Es war Gittig von Ács da; mit diesem, Frau und Tochter musste ich zum Wilden Mann soupieren gehen. Therese hatte den Abend die Hahnlischen bei sich, eben als Gittig kam. Band 06 (VI.), Seite 39v
3573 1807 5 15 Heiter. Früh um 6 h schrieb ich dem Grafen und bat ihn auch um Verbesserung des Gehalts. Ich bin begierig, wie generos er sein wird. Gittig, Frau und Tochter frühstückten bei uns, dann gingen wir mit ihnen einkaufen. Heute ist im Kärntnertor-Theater zum ersten Mal „Ines de Castro“, mit doppelten Preisen. An der Wien „Don Juan“, wozu ich Billetts nahm, um unsere Sophie, die Gittig Nanett und Therese hin zu führen. Der Vormittag verstrich mit den Gittigschen. Mittags allein, nach Mittags allein. Ich ließ bei Nagl des Riedl Möbel und Bügeleisen packen, schrieb an den Grafen und schloss der Terzaga Brief ein. Abends mit den Mädchen und Therese ins Theater an der Wien. Ich kam da mit Maurer zusammen und traf im 1. Stock die Goldmannischen. Therese und die Mädeln unterhielten sich gut. Die Goldmann gingen mit uns in die Stadt und wollten Gefrorenes, beim Bürgerspital war aber keines mehr zu bekommen. Band 06 (VI.), Seite 39v
3574 1807 5 16 Trübe. Früh ließ ich des Riedl Möbel packen, dann in die Theaterkanzlei um eine Loge im Kärntnertor-Theater zu „Ines de Castro“ für Keglevich. Therese erhielt eine Einladung vom Mayer, um morgen nach Hetzendorf zu gehen, wozu wir die Goldmann engagieren. Den Vormittag bei der Gräfin, Hahnl, Lissl, dann zu Vogelhuber. Dem Heulieferanten lieh ich 100 fl. auf Verrechnung. Mittags allein. Nach Mittag zu Haus. Es kam die Jeanette, welche mir von ihrem Abgang vom Theater, von der Abreise des Falton (?), Hauptmanns im Generalstabe und seiner Heirat bei der Rückkunft sprach und mich sehr angenehm unterhielt. Therese ging zu ihrer Mutter und engagierte Nina und Goldmann zu unserer morgigen Reise. Indessen kam der junge Weidmann, den ich auch einlud und mit ihm auf 6 Partien ins Kaffeehaus auf dem Judenplatz ging. Ich hatte wegen unserem Dienstmenschen, ihrem Unwillen und Eigensinn schrecklichen Verdruss. Abends im Burgtheater „Missverständnisse,“ ein unwahrscheinliches, gedehntes, langweiliges Zeug in 1 Akt, dann in den 2. Akt von „Ines de Castro“. Ich fand es sehr leer, sprach mit Joseph[e ?] Gold, Michel, Schikh und hielt so den 2. Akt aus. Band 06 (VI.), Seite 39v
3575 1807 5 17 Pfingstsonntag. Ein schöner Tag. Therese ging früh in die Kirche, und um 8 h fuhren Therese, Weidmann und ich – wozu noch unsere Diana kam – auf dem breiten polnischen Würstl ins Haus, wo ich noch mit der Gräfin zu tun hatte. Dann zur neuen Linie, wo uns Nina und Goldmann erwarteten, die zu Fuß hinausgingen. Wir marschierten über Meidling, brachen in den Schönbrunner Garten ein, wozu uns Mayer den Schlüssel sandte, ruhten aus und schlichen herum. Erst gegen Mittag kamen wir nach Hetzendorf. Wir brachten Mayer eine Vorrede zum „Adrian“ und einen Brief vom Sonnleithner mit. Es war heute alles in froher Stimmung, auch ich vergrub meinen gestrigen Verdruss und überließ mich der Freude. Bei Mayer trafen wir Lefèvre. Wir waren munter, nur Therese und Goldmann verdarben uns die Freude, weil beiden übel wurde und sie sich legen mussten. Nach dem Schlaf befand sich Therese besser. Nach Mittag regnete es etwas. Ich machte Therese und dann Goldmann den Spaß und ließen uns aufziehen im Gloriett. Nina und Weidmann gingen zu Fuß, letzterer betrug sich unartig und durfte nicht mit hinabfahren. Um 6 h begleitete uns die Gesellschaft in den Schönbrunner Garten. Wir schlichen durch, sprachen bei Wagner in der Apotheke ein und erquickten uns mit abgegossenen Wasser. Um 5 h begannen wir unsere Fußreise nach der Stadt, wo wir um 10 h ankamen. Band 06 (VI.), Seite 40r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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