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Anzeige von 3466 - 3470 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3466 1807 1 28 Kalt. Am Vormittag beim Grafen und Keglevich, der sich im Ball schlecht unterhielt und über Gatterburg und Felix Woyna (?) loszog. Therese hatte Probe von „Delia“. Mittags war Eckhart unser Hast, der mir ohne Anstand erlaubte zum Klimbke zu gehen. Nach Tische schlief ich etwas, später zum Giáy, Brandl und Klimbke, wo ich bis 8 h war, dann mich nach Haus ins Bett begab. Therese sang im Burgtheater in „Caliph“. Band 06 (VI.), Seite 27r
3467 1807 1 29 Der Vormittag wie gestern. Mittags allein, am Nachmittag zu Klimbke, wo ich von den Sottisen der Cavaliere in Hinsicht der Theaterbilletts hörte, an dessen Spitze Pfersmann und Seib (?) stehen. Lissl war bei uns und engagierte mich, heute Säle zu besuchen, welches ich ihm wegen Theater ungern zusagte. Bei uns waren Gottschlig und Frau zu Besuch, und Polly wegen Geld. Ich begab mich ins Kärntnertor-Theater „Delia und Verdican“, Oper in 1 Akt übersetzt von Holbein, Musik von Berton, dann „Caliph“ mit Terzett von Taglioni, Therese Neumann und Filly. Die Oper wurde ausgezischt, welches sie zwar nicht verdiente und mitunter Kabale gegen die Cavaliere war. Schon unter der Oper kam Lissl in den 3. Stock mit seiner Compagnie, als ich eben mit Fischer sprach, und wollte mich nicht einmal die Oper auswarten lassen. Ich blieb aber, und wir fuhren zuerst zur Schwann, da war es finster, leer, ich fand nur Ehrenhöfer (?). So fuhren wir mit unserem dummen Martin auf’s Schottenfeld zum Kreuz, da gab es etwas mehr Menschen, aber auch nichts gewähltes. Wir soupierten, wurden mittelmäßig bedient, und fuhren nach 12 h zum Rebhuhn, Kaffee trinken, dann nach Haus. Ich kann die Unterhaltung nicht rühmen und wäre ohne Vergleich lieber im Bette gewesen. Band 06 (VI.), Seite 27r
3468 1807 1 30 Kalt. Gewöhnlicher Vormittag. Mittags allein. Nach Tische besuchte uns Fuchs von Eisenstadt. Mit diesem plauderte ich von den Fehlern und einigen Gebrechen der Cavalierischen Direktion. Ich arbeitete bis abends, dann zum Brandl und Klimbke. Der zeigte mir seine Entrée-Billetts, und sagte mir, nur die wirklich Engagierten hätten freies Entrée, allen von der Familie wäre es verboten, wie schmutzig ! Er sagte, die deutschen Schauspieler hätten alle Billetts zurückgeschickt. Therese war nicht wohl und blieb den Abend zu Haus. Band 06 (VI.), Seite 27v
3469 1807 1 31 Sehr kalt, aber heiter. Der Vormittag wie gestern, nur war ich heute für Mebes 4000 fl. bei David Wertheimer erheben. Therese war wegen ihrer Gage in der Kasse und hörte das Schimpfen wegen Verbot des Familien-Entrées. Ich war bei Kárner, der sagte mir, dass Weidmann sich heute beim Fürsten wegen seiner Frau und Sohn wacker expektorierte. Klimbke brachte ich von Kárner Wein, der glaubt, dass solche Infamie abgeändert werden müsse. Nach Mittag arbeitete ich. Therese ging hinaus, den kranken Neumann zu besuchen und sprach auch von dieser saubern Geschichte. Ich holte abends den Kárner ab und fuhr mit ihm ins Theater an der Wien „Alles muss heiraten“, Lustspiel in 4 Akten von Stegmayer, lokal geschrieben, mit einem Contratanz von Hornung. Ich sprach Lissl, Michel von der Schmutzereien der Billetts, und wurde so durch Compagnie von diesem elenden Machwerk entschädigt. Darin kommt das Bierhaus zur Kugel, worin der blinde Poldl Harfe spielt und singt, dann der Kanal mit dem Schleifen vor. Nach jedem Akt wurde gezischt und erst vollends nach dem Contratanz. Therese kam von Neumann ganz erbost von seinem Zorn über die Indiskretion der Cavaliere zurück, und war den Abend bei Hocheder, wo Huber mit ihr sang. Band 06 (VI.), Seite 27v
3470 1807 2 1 Sehr kalt, trüb. Früh zum Grafen, dann zur Institutssitzung. Therese speiste bei ihrer Mutter. Ich machte mit Lissl Kommissionen, speiste bei der Schäferin. Nach Mittag 5 h in die Stadt, ich hatte mit Fischer zu sprechen. Abends zu Brandl, wo getanzt wurde. Es waren Arzt, seine Frau, ihr Vater, seine Braut, ihr Bruder, Teidl, die 2 Pollitzer, Lapierre (?) mit Frau und 4 Geiger. Alles war froh und lustig. Ich blieb bis 11 h und begab mich dann in die Redoute, wo ich bis 5 h aushielt. Es war voll, ich fand Hampel, die Hahnl, Nina, Rosel, die Wollerschen mit Fischer, Filath. Mehrere Masken sekkierten mich. Band 06 (VI.), Seite 27r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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