Trüb, kotig. Früh zum Grafen, Therese hatte Probe von „Delia“. Ich arbeitete bis 1 h, dann nach Haus. Mittags allein, nach Tische kamen Gabrieli und Rottruff, auch Möglich kam. Am Nachmittag zu Kárner, den ich außer Bette fand. Abends kam ich mit Lissl und Bon (?) zusammen, dann ins Kärntnertor-Theater „Iphigenie“. Ich war meistens im 3. Stock und auf dem Theater, wo mir Langhans' (?) Wolkenmaschine sehr gefiel. Den armen Wanzmann traktierte ich im Bierhaus. Möglich sprach ich später im Theater, wo wir die arme Umlauf wegen Feuersgefahr in der Wolke sehr bedauerten, denn wirklich brannte beim Hinaufziehen etwas.
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Stürmisches Wetter. Den ganzen Tag schneite und wehte es außerordentlich. Therese hatte Probe von „Delia und Verdican“. Ich war bis 1 h beim Grafen. Mittags allein, nach Tisch kamen Dichtler, Möglich und Alexandrovits (?), dem ich seine Verteidigungsschrift übergab. Später zu Kárner, wo ich mit Wallinger (?) und Hampel sprach, und wir wegen Umarbeitung des „Freudenfestes“ den Castelli zitierten. Mit diesem ging ich im größten Wehen an die Wien „Es bleibt unter uns“, Lustspiel in 4 Akten von Schildbach, Debüt der Adamberger und Goldmann. Leider blieb es nicht unter uns und wurde bekannt, dass das Stück nichts taugt und die Rollen der beiden Mädchen gar nicht auszeichnend sind. Am Schlusse führte der brave Scholz beide hervor, die A[damberger] rechts, die Goldmann zur linken und empfahl sie als junge Sprösslinge der Gnade und Nachsicht des Publikums, nannte dabei die unvergessliche Adamberger, worüber ein allgemeines Klatschen entstand, und bat zum Schluss auch für den alten Oberförster um ferneren Schutz. Es war nicht sehr leer, ich fand gleich Compagnie, plauderte mit den Neumannischen, Michel, Umlauf Lini, Pfeiffer, Möglich, Gottdank. Schlich immer herum und suchte so den Abend zu passieren. Therese war den Abend allein, arbeitete am Schal und hatte Wobraska zur Gesellschaft.
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Wiederholung des gestrigen widrigen Wetters. 5. Redoute. Im Kärntnertor-Theater Debüt des Möglich in „Gulistan“, als Unbekannter, Sänger in der T[ruppe ?] d[es ?] d[erzeit ?] reg[ierenden]. Fürsten von Ester[házy]. Am Vormittag beim Grafen und Keglevich, der mir 2 Schals für die L[aucher] gab. Therese hatte Besuch von Koch, mit dem sie die neue Rolle passierte. Nach 12 h kam ich nach Haus, ging mit C[astelli ?] zu Kárner, wo ich den fatalen Schmidt traf, der eben von seiner Reise kam und eine Menge schwadronierte. Kárner bessert sich. Mittags allein, nach Mittag schlief ich, ging mit Keglevich, der mich abholte, zur Laucher, blieb eine Stunde, dann mit Fischer. Abends ins Kärntnertor-Theater, nicht voll. Ich kam mit Zimmermann von Pottendorf zusammen und plauderte. Möglichs Rolle ist zu unbedeutend um Aufsehen zu machen. Er leistete nach Kräften und wurde nicht vorgerufen. Um 9 h in die Redoute, es füllte sich bald recht sehr, mir wurde warm. Viele Masken neckten mich und plauderten mit mir, machten Geschenke. Ich sprach Filath in Gesellschaft. Um ½ 4 h kam ich nach Haus und erzählte Therese von den schönen Masken der Szilinska und mehr anderen.
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Kalt. Früh zum Grafen und Keglevich, der mit L[aucher ?] eine Intrige hatte. Dem Grafen brachte ich von Polly seine Decken. Therese hatte Probe und mit Laucher einen Jux über den Schal. Mittags war Eckhart unser Gast. Nach Mittag zum Kárner, wo ich ein Hähnel speiste und mit Steffinger (?) zusammenkam. Ich sprach mit Lissl und Rosp[ini ?]. Bei uns waren Dichtler und Möglich, der und Wobraska charmierten mit ihr, dass es knallte. Um 8 h nach Haus. Therese fand ich wegen Kopfschmerzen schon im Bett, welches ich auch gleich bestieg.
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Nasskalt. Ball im Hotel garni. Früh schrieb ich dem Auer (?) um Billets für uns, 2 Laucher, Nina, Gerlitz, Brandl Vinzenz und Resel. Am Vormittag beim Grafen und Keglevich. Therese brachte dem Grafen den endlich fertigen Schal und ging dann in die Generalprobe von „Delia und Verdican“. Ich holte in der Probe Weigl zum Kárner ab und hörte, dass heute in der Garderobe wegen nicht erhaltener Zulage die Schneider revoltierten und davon gingen. Pfersmann ging gleich zum Fürsten und schlug vor, mit der Polizei darein zu schlagen, welches auch gleich verhängt und mit Laroche Sitzung gehalten wurde. Mittags allein, nach Tische kam Auer und brachte die Billetts. Gegen Abend Keglevich und klagte mir, dass ihn die Laucher im Vorzimmer empfangen habe. Ich ging zum Kárner, er war eben ins Leopoldstädter Theater gefahren „Ballnacht“ von Waldon, Jo [... ?, unleserlich] Weiß und Perinet traten auf. Kam mit Csutor (?) zusammen und fuhren nach. Es war sehr voll, ich unterhielt mich mit einer Offiziersfrau und ging mit Gewey in die Stadt. Therese war mit den Laucherischen schon ins Hotel garni gefahren, ich kleidete mich um und folgte nach. Es war voll, ich fand gleich meine Gesellschaft. Um 11 h soupierten wir, wozu sich Nina und später Keglevich gesellten. Um 3 h nach Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).