Trübe. Der Vormittag wie gestern. Therese ist besser. Mittags allein, nach Mittag zum Brandl, nach Haus. Abends sang Therese im „Caliph“, ich ging ins Burgtheater, „Ring“ 2. Teil, Opitz zum letzte Mal als Klingsberg. Er gefiel heute besser und wurde vorgerufen. Mir war es zu voll, ich fand Klimbke, mit dem brachte ich den Abend im Michaeler Bierhaus zu.
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Früh machte ich Kárner und Hampel einen Besuch. Therese hatte Probe von der Operette „Delia und Verdican“, übersetzt von Holbein, Musik von Spontini. Ich war beim Grafen, Illésházy und Keglevich. Heute kam seine Pariser Lampe an. Nach Mittag zu Haus, abends aß ich bei Richart Fische und ging dann ins Kärntnertor-Theater „Wandernde Komödianten“ und „Abencerragen“, mit schönen neuen Dekorationen von Janitz. Im Parterre plauderte ich mit der Goldmann Babett, Klimbke von Sonnleithners Schuftereien und Janitz, und machte Therese meinen Besuch oben, wo ich mit Treitschke, Neumann und Rösner plauderte.
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Heiter. Ein wichtiger Tag. Früh schrieb ich der Bulla einen Vortrag an die Direktion um Zulage. Therese ging mit Nina und ihrer Bitte zum Fürsten und Lobkowitz. Zum ersteren führte sie Kárner, letzterer lag noch. Also musste Therese dem Lobkowitz schreiben und sprach ihn nachher in der Probe von „Delia“. Ich freute mich, dass sie überall gut aufgenommen wurde. Ich war beim Grafen und fand zu Haus den Jos[eph] Weigl, welcher mich bat, wegen einem Douceur für Musikalien mit Kárner zu reden. Mittags allein. Kárner kam um zu hören, was die Fürsten sprachen, die ihr Abänderung des Dekrets zusicherten. Nach Mittag fuhr ich mit Therese zur Szilinska, der sie auch das Dekret und den Vortrag vorlas, sehr billig fand und ihre Unterstützung versprach. Beide Laucher kamen und quälten uns, mit ihnen ins Hotel garni zu gehen, sie erhielten auch fait (?) uns Billetts von Puchberg. Die Teidl (?) Madlen und Dichtler waren da, später kamen Möglich und Czermak, der wieder neue Dekorationen zu machen hat. Ich schlief bis 7 h, dann ins Kärntnertor-Theater“ „Straßenräuber aus K[indes]l[iebe]“, Stephanie - Gottschlig - als Amalie; gefiel und wurde vorgerufen. Ich fand wenig Compagnie, es war auch nicht voll. Dann begann der Zug ins Hotel garni. Das Arrangement ist sehr angenehm, nur der Saal zu klein. Es füllte sich sehr. Wir schlichen bis 11 h herum und soupierten, da kam Keglevich, Joël, junge Batthyány, Gatterburg, Seiler zu uns. Keglevich und Seiler harrten aus. Wir soupierten gut, aber teuer, blieben bis 3 h sitzen. Keglevich ließ Champagner und Austern geben. Es wurde geschäkert, mit Ballgästen der „Don Juan“ besetzt, gelästert, gelacht und so passierte die Zeit ziemlich angenehm. Erst um ½ 4 h kamen wir nach Haus. Therese erzählte mir vom Diebstahl, dass den Menschen (?) ein Überrock und Umhängtuch gestohlen wurde, dass sie dieserwegen mit Wobraska einen Disput hatte, wozu besonders des verwünschten Menschen Grobheit und unerträgliche Laune mächtig beitrug.
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Trübe, nach Mittag starker Schnee. Jahrestag der Zurückkunft K[aiser] Franz'. Der Kaiser fuhr mit ihr nach St. Stephan, alle Bürger-Corps paradierten. Die meisten Gewölbe sind geschlossen. Therese hatte Probe von „Delia“, ch war am Vormittag beim Grafen. Eckhart war unser Gast. Zwischen dem Essen kam Lissl, den ich schon lange nicht sah. Nach Tische fuhr ich mit Therese und Gabrieli zu Reimann und Büsser. Zu Haus fanden wir unseren Vortrag an die Direktion mit Sonnleithners Unterschrift und der Bemerkung, Therese sollte ihr Dekret zur Abänderung an die Präsidial-Kanzlei senden. Sie ging mit selbem zu Kárner, sprach erst mit ihm, dann zu Sonnleithner, wo eben Weigl war. Sonnleithner versprach ihr, alles zu leisten, was er vermag. Ich ging zum Brandl, machte Besuche, dann auf einen Akt ins Kärntnertor-Theater „Iphigenie“; es war zu voll. Nach dem 1. Akt ging ich nach Haus und legte mich.
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Abwechselnd Schneegestöber. Früh arbeitete ich. Therese ging zu Nitschner, kaufte Geflügel, lud die 2 jungen Leute für morgen zum Speisen. Später fuhr sie in die Probe von „Delia“. Ich ging zum Grafen und Keglevich. Mittags allein. Keglevich quält mich, ihn zur Laucher zu führen. Nach Mittag zu Hause, da kam Rubana. Wir plauderten, die Dichtler kam auch. Um 5 h ging ich zum Brandl, dann ins Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“. Nach dem 2. Akt nach Haus. Therese war den Abend allein.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).