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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3436 1806 12 29 Ein angenehmer Tag, sehr heiter. Am Vormittag beim Grafen, Theaterkanzlei und Festetics. Therese fuhr mit der Nitschner hinaus, ich holte um 1 h Kárner ab und fuhren durch den Prater zur Nitschner. Abends beim Grafen. Therese ging allein in die Stadt, ich fuhr mit Kárner. Wir waren sehr fidel und Kárner voll guter Laune. Später war ich beim Brandl und der Teidl, den übrigen Abend zu Haus. Es kam die Agnes, später die Sauberskirchen (?) mit Rubana, holten den Schöpfer für die Ankermüller (?) ab. Ich arbeitete. Band 06 (VI.), Seite 23v
3437 1806 12 30 Früh rangierte ich Billetts und Neujahrsgeschenke. Therese ging zu den Kohlischen und brachte der Ernestine den Theateralmanach, womit sie angenehm überrascht wurde. Von da ging sie zu Neumann, Koch, Stegmayer und sandte auch der Campi Billetts. Sekretär Csermak und Hohenwald waren da. Nach Mittag ging Therese zum Eckhart und brachte der Nord die Loge im Kärntnertor-Theater zu „Agnes Sorel“, welches sie sehr freute. Therese war auch bei Nitschner und Krautauer. Nach Mittag begleitete mich Scheiger zum Reimann, Büsser und Högler. Abends war ich zu Hause. Wir hatten Besuche von der Töpfer, welche bei uns speiste, Neumann, Frau und Resi. Ich schrieb und kopierte auch Brauns Abschied von der Gesellschaft. Band 06 (VI.), Seite 23v
3438 1806 12 31 Ende von Brauns Direktion. Windig, abends Regen. Den ganzen Vormittag war ich beim Grafen und eine Weile in der Probe von der „Iphigenie“. In der Probe ging es sehr bunt zu. Stephan Zichy behandelte mich sehr galant. Therese war den Vormittag bei Hofe, Phillebois und mehr anderen. Eckhart und Hohenwald waren unsere Gäste, nach Tisch kamen Goldmann und Hartmann. Unterm Essen und nach Tische gab eines dem anderen die Tür, ich konnte nicht 10 Minuten sitzen. Nach Mittag war ich zu Haus. Czermak besserte den Schirm für Krautauer aus, den ich selbst hinbrachte und große Freude machte. Die Bulla, Hahnl und Wobraska waren den Abend da, mit denen wir uns gut unterhielten und mit Wobraska viel Spaß hatten. Heute ist schon das Abonnement der 3 Theater angeschlagen für jährlich 250 fl.; ich zweifle, ob es zustande kommt. Der Hahnl kaufte ich einen Almanach und ein artiges Billett, der Bulla schenkte ich einen Kalender. Band 06 (VI.), Seite 23v
3439 1807 1 1 Ein stürmischer Tag, etwas Schnee. Beginn der Theaterdirektion von der Gesellschaft folgender Cavaliere: Fürst Lobkowitz, Schwarzenberg, Esterházy, 2 Grafen Franz (?) Esterházy, Lodron, Ferdinand Pálffy, Stephan Zichy und Niklas Esterházy. Im Burgtheater zum 1. Mal „Bianca della Porta", Trauerspiel in 5 Akten; im Kärntnertor-Theater „Iphigenie auf Tauris", Oper in 4 Akten, Musik von Gluck. Therese machte Visiten bei Traun, Wallis, Höller (?), dem Grafen, Terzaga. Ich war früh mit ihr bei Quarin, schrieben uns bei Braun, Stephan Zichy und Fürsten auf. Kárner traf ich auf der Straße und schlich mit ihm herum. Therese speiste bei ihrer Mutter und war den Nachmittag bei Salieri. Um 3 h führte ich die Brandlische, bei der ich speiste und Lissls Leute ins Kärntnertor-Theater. Schon waren mehrere Menschen im Theater und vor selbem Gedränge. Beim Beginn der Oper erschienen Fürst Esterházy, Lobkowitz, Stephan Zichy, Ferdinand Pálffy in Brauns Loge. Salieri dirigierte. Die Oper ging nicht zum Besten, machte kein Glück, wozu Ehlers viel beitrug. Vortrefflich war das Orchester, sehr mittelmäßig Sacchettis Dekorationen, auch die Garderobe gefiel mir nicht. Am Ende wurde sie langweilig, das Divertissement, welches diesem erhabenen Gegenstand nicht würdig war, half etwas. Coralli hat sich hier gar nicht als Compositeur gezeigt. Band 06 (VI.), Seite 24r
3440 1807 1 2 Kalt, etwas Schnee, doch vertrieb ihn der Wind. Den Vormittag beim Grafen, Keglevich, im Kärntnertor-Theater wegen Spallierung der Loge. Mittags allein, nach Mittag ging Therese mit Nina zu Braun, Abschied zu nehmen, der sehr artig war. Gabrieli kam, mit der ging ich zum Högler, Reimann, Büsser, dann zur Rottruff. Abends begab ich mich ins Burgtheater „Bianca della Porta", Trauerspiel in 5 Akten, ausgeziert mit Janitz' vortrefflichen Dekorationen. Es war nicht voll. Ich fand bald Compagnie, plauderte von „Alamar“ an der Wien, dass die Oper gefiel, Neumann vorgerufen wurde etc. Mich unterhielt das Stück sehr gut, nur einige Sachen ausgenommen. Therese war den Abend melancholisch, blieb aber doch zu Haus. Band 06 (VI.), Seite 24r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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