Elisabeth. Feucht. Therese war beim Quarin, Barany, Marsini (?) und zuletzt bei Woller. Lisette war nicht zu Haus, die Frau lag im Bett, alles wegen Tod des Gemahls in Bestürzung; er starb am 14. Mittags war Eckhart unser Gast und durch Therese ihres kranken Bonbon bewogen, verschrieb er selbem Pulver. Nach Mittag arbeitete ich, war wegen Krautauer zweimal gegangen, um Eckhart sein Silber bestellen zu können. Abends im Burgtheater „Opferfest“, mit der Laucher wegen Entbindung der Köhl. Therese sang wieder sehr gut. Ich plauderte mit dem Bäcker Eberl, mit Klimbke, dem ich meine kopierten Theaterkontrakte lesen ließ, worin des Personale nicht zum Besten gedacht ist. War im 2. Akt auf dem Theater und plauderte mit Treitschke über diese Kontrakte. Der versicherte mich unterdessen, dass Weigl unser größter Feind sei. Nach der Oper führte ich Therese zum Marsini, wo sie ihre Mutter, Nina, Rosel Goldmann etc. traf und in der Gesellschaft bis 12 h blieb. Ich zeigte noch der Benkó Nanett das hintere Zimmer, welches heute die Maler endeten und recht geschmackvoll wurde, und legte mich dann ins Bett.
Band 06 (VI.), Seite 19v
3397
1806
11
20
Neblig. Früh ging Therese zum Weigl, erstlich um ihr zu gratulieren, weil sie gestern wegen Probe nicht Zeit hatte, dann auch um mit ihm zu rechten, weil er sich mit Sonnleithner verband, um dem Lobkowitz einen Opern-Plan vorzulegen. Ich war überrascht, als Weigl Therese alles leugnete, und sie vesicherte, er sei ein ehrlicher Kerl und ihr Freund, und werde stets für sie besorgt sein. Ich war beim Grafen, der heute der Terzaga entgegen fuhr, beim Keglevich und in Terzagas Quartier. Mittags allein, nach Tische fuhr ich mit Therese herum, war beim Brandl, dem ich die Loge gab, „Wandernde Komödianten“ und „Amphion“ von Coralli. Mit Perinet als künftigem Brünner Theaterdichter im Bierhaus, nahm ihn auch in die Loge mit, fand die Brandlischen und Teidl Madlen und so unterhielten wir uns.
Band 06 (VI.), Seite 19v
3398
1806
11
21
Heftiger Nebel, es will gar nicht Tag werden. Früh beim Grafen, beim Zelyser [sic] Grafen Johann, Brandl, Tapezier, sprach mit Woborniek (?), engagierten uns, heute in der Leopoldstadt „Die Mondkönigin“, Pantomime von Kees (?) anzusehen. Mittags kam Eckhart und fand den Bonbon sehr krank, dann Maler Czermak und Wobraska. Ich ging nach Mittag zur Terzaga mit Nagl und Brandl, später zu Keglevich und fuhr abends ins Leopoldstädter Theater. Therese war bei der kranken Rohrweck, den Abend mit Agnes zu Hause, die ich noch fand. Reimann brachte gestern Theresen ein Potpourri-Tischchen von Mahagony, recht artig gearbeitet, welches wir Eckhart zum Geschenk machten. Bei Terzaga traf ich auch Treitschke, der mir sagte, dass er zum Lobkowitz gerufen sei. Koch besuchte uns, ich ließ ihn die Kontrakte lesen.
Band 06 (VI.), Seite 19v
3399
1806
11
22
Trüb, Regen. Den Vormittag beim Grafen. Dem Eckhart schickte ich durch den Statisten Hoffmann das Potpourri-Tischerl. Eckhart besuchte uns, mittags allein. Heute zieht Wobraska ein. Nach Mittag fuhr ich zum Büsser und Reimann, später war ich bei Terzaga und Keglevich, plauderte mit ihnen, dann ins Kärntnertor-Theater „Opferfest“. Im Parterre plauderte ich mit Kunz, Frau und Nanett, mit Kridl, dem wir unsere von Kohl erhaltenen Redoute-Billetts gaben. Therese sang heute vorzüglich schön, ihre Stimme war sehr rein. Wobraska machte uns noch einen Besuch, ich begab mich zeitlich ins Bett.
Band 06 (VI.), Seite 19v
3400
1806
11
23
Regen. Katharinenredoute und Schmirers Vermählungsfest. Am Vormittag beim Grafen und Keglevich. Im Kärntnertor-Theater musste ich zu „Adelheid“ gesperrte Sitze nehmen. Mittags allein. Lissl kam und engagierte mich für morgen zum Jäger, später Wobraska. Mittags arbeitete ich. Es kamen die Mar[ie ?] Müller, später die Scheiger mit der Major Gottschlig (?) Therese richtete sich zur Redoute, wohin sie mit ihrer Schwester ging. Wobraska blieb nach Mittag auch zu Haus, später kam auch Csekonics und blieben bis ½ 7 h. Wir unterhielten uns mit den Berliner Kostümen, plauderten, etc. Nina holte Therese um 9 h ab und sie gingen mitsammen in die Redoute. Ich las, schrieb und blieb den Abend allein zu Hause. Um 10 h begab ich mich ins Bett.
Band 06 (VI.), Seite 20r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).