Wie gestern. Früh zu Keglevich, Komödiengassel und zu Woller gratulieren. Ich fand nur die Lisette, die mich im neuen Quartier herumführte. Therese war wegen unserem Silber bei Krautauer. Ich besuchte Kárner, ging mit ihm auf den Markt, kauften bei der Weiß Casimir. Kárner begleitete mich, ich sprach auch mit Stessel. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich. Therese fuhr wegen Kerzen der Rivolla zum Peter, dann ich mit ihr zu Reimann, Töpfer, Koch. Beide lud sie am Freitag zu uns zum Speisen. Abends waren wir ganz allein. Therese stickte, ich schrieb, las den „Othello“ von Voss übersetzt, und trollten uns früh ins Bett. In den Zeitungen sind mit jedem Tage die Nachrichten für die Preussen trauriger. Ihre Armee ist schon ganz aufgerieben, sie haben ihre Artillerie, Bagage, alles verloren. Ihre Königin ist als Amazone in Dragoner-Uniform ihres Regiments stets bei der Armee gewesen.
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Nass, die Barometer fallen sehr. Früh ließ mich die Keglevich rufen, dann ins Komödiengassel. Mittags allein, es besuchten uns Lissl und Kárner. Nach Mittag arbeitete ich, dann fuhr Therese mit mir herum. Ich war auch in der Porzellanfabrik und bat Ehrenhöfer, für das Diner am Freitag den weißen Service zu komplettieren. Zu Haus fanden wir die Bulla mit einem kleinen Hund, welchen die Richart Therese brachte. Nach Tische kam die Benkó Nanett, welche uns erzählte, dass sie steigern und in Schreibers Quartier ziehen wird, erstaunliche Kunde. Später besuchten uns Krautauer und Frau und machten uns einen sehr angenehmen Abend. Mit Krautauer rechnete ich unser Silber zusammen, der Betrag ist 222 fl., ich zahlte ihm 100 fl
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Therese erwachte und hat an ihrem kleinen Hund große Freude. Früh regnete es und nach Mittag war es sehr windig und kalr. Der Vormittag wie gestern. Therese hatte Probe von „Marie von Montalban“. Sie speiste allein und hatte Besuche von Lissl. Ich aß mit Stessel in der Österreichischen Kaiserin. Nach Tische fuhr ich mit Therese und Benkó Nanett die Runde herum, auch in die Porzellanfabrik. Abends waren wir zu Haus, es kam die Brandlin und Reserl, später Hitzinger Joseph. Sie plauschten, ich revidierte die Hausrechnungen. Beim Brandl wissen sie nun seit 3 Wochen vom Franz gar nichts. An einem Sonntag nachts verlor er sich aus dem Kaffeehaus und niemand weiß wohin. Heute kam die Nachricht, dass Murat, Großherzog von Berg und Cleve, am 27. Oktober den Hohenlohe total geschlagen und die so ausgerufenen Gens d' armes gefangen. Die Königin soll nach St. Petersburg, der König aber in Königsberg sein. Die Franzosen sind den 24. In Berlin eingerückt, Napoleon ist in Charlottenburg.
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Regen und kalt. Früh zum Stessel, dann in beide Quartiere. Um 12 h nach Haus, da machte mir Ehrenhöfer eben die Überraschung und sandte mir den weißen Service, welches mich sehr freute. Vor Tische machte mir Therese mehrere Gänge und rangierte zum großen Diner. Vor Tische kamen Riedl von Freudenthal, Treitschke, Hummel und Vadász. Wir servierten heute mit neuem Silber und weißem Service, das Ganze sah sehr gut aus. Unsere Gäste waren die Töpfer Babette, Kárner, Eckhart, Koch, Nitschner, Wagner, Kridl mit Lang. Unterm Speisen kamen die Stollhofer von Baden und Heyssan, sie tranken mit uns Kaffee. Es wurde beleuchtet und wir waren bis 6 h beisammen, dann wurde gesäubert, geordnet und Therese begann ganz müde Toilette zu machen, um im Kärntnertor-Theater nach dem „Admiralsschiff“ noch in den „Wandernden Komödianten“ zu spielen. Der starke Regen hinderte mich auszugehen und so beschloss ich zu arbeiten und zu lesen.
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Heiter. Beim Keglevich und im Komödiengassel, wo ich heute mit der Möblierung fertig wurde. Mittags allein, nach Mittag fuhr ich mit Therese zu den Handwerkern, auch zum Vergolder. Abends blieb ich zu Hause und ordnete die beiden Bücherstellen in der Alkoven und legten uns dann gleich.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).