Heiter, nach Mittag kalt. Mit Küssen weckte ich Therese, brachte ihr meine herzlichen Wünsche und zeigte ihr den Interims-Schein auf 1000 fl. von Stessel vom 1. Oktober, welcher ihr aber nicht viel Freude zu machen schien. Früh kam die Rosalie, Goldmann, Barany, Gulyás, die Großbauerischen, Rivolla’schen, Scheiger, Lienhart, Salieri etc. Therese ging zur Salieri und Hitzinger. Ich wagte es aber noch nicht, auszugehen. Eckhart und mein Bruder waren unsere Gäste. Krautauer brachte heute unser Silber, vermehrt und verschönert, nur ist das Alte noch nicht poliert und das Neue noch nicht gestochen. Therese führte den Eckhart nach Haus, holte in ihrem grauen Überrock ihre Mutter ab und fuhr mit ihr spazieren. Ich schrieb und las zu Haus. Sie brachte den Reimann die Loge und machte sie glücklich. Den Abend waren Therese und ich allein, lasen und hielten Revue über unsere Billetts.
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Früh sehr kalt. Therese ging zu Krautauer, Rohrweck und Noe (?) wegen Zeugen für Kárner, dann begab sie sich in die Probe von den „Zwei Blinden“. Ich las früh zu Haus und ging später als Versuch des Ausgehens ins Komödiengassel, den Arbeiten nachzusehen. Die Martini war unser Gast. Die Keglevich schickte zwei Mal, ich ging aber nicht zu ihr. Ich schrieb an Kárner und schloss ihm Wollen-Cord-Muster bei. Therese erhielt Besuch von Lissl und ihr. Wir gaben ihnen die Loge ins Kärntnertor-Theater „Heimkehr“, Lustspiel in 5 Akten von Iffland. Nach Mittag fuhr Therese mit beiden Laucher spazieren, unter anderem auch zum Büsser wegen den Luster-Zeichnungen, dann passierte sie durch die Vorstädte. Abends kamen Carlo (?) und die Martini, welche Therese ins Burgtheater „Blumentopf“ und „Amphion“ führte. Wir lasen und legten uns um ½ 9 h ins Bett.
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Am Vormittag bei Keglevich, der heute nach Preßburg reiste, ins Kömödiengassel. Therese hatte Probe. Mittags allein. Nach Tisch mit Döringer ins Komödiengassel, dann fuhr ich mit Therese in die Porzellanfabrik, brachte Passy und Ehrenhöfer Wein. Von da nach Gumpendorf, in die Schmidtgasse, wo für Therese 6 Paar Handschuhe gekauft und andere 6 Paar bestellt wurden, nachher zum Büsser und Högler. Abends waren wir zu Haus. Die Brandlische Reserl leistete uns Gesellschaft und nach 8 h begaben wir uns ins Bett.
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Sehr kalt. Am Vormittag wie gestern. Therese hatte Probe. Mittags allein, nach Mittag führte Therese die Rohrweck spazieren. Ich arbeitete und ging gegen Abend in beide Quartiere, ins Komödiengassel und ins Loprestische. Abends schrieb ich noch dem Grafen und beantwortete seinen Brief. Sonst waren Therese und ich allein. Heute bestätigten sich die Nachrichten, dass die Franzosen mit den Bayern die Preussen mit den Sachsen bei Ansbach und Colmbach geschlagen haben.
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Heiter. Am Vormittag zu Haus und in beide Quartiere. Am Vormittag zu Haus. Therese war bei Rohrweck. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich und Therese fuhr mit der Rohrweck ins Lusthaus. Um 5 h ging ich in beide Quartiere. Um 6 h war Feuer neben Langen Keller beim Anker, wo es lichterloh brannte. Von der Bastei sahen wir die Flammen. Später ging ich einen Augenblick ins Kärntnertor-Theater „Landmädchen“ und „Amphion“, fand Compagnie, ging aber zu Rohrweck, wo wir den Abend blieben.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).