Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 3366 - 3370 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3366 1806 10 20 Regen. Früh arbeitete ich zu Haus, in beide Quartiere. Meine Mutter schickte Trauben und Brot. Therese hat wegen der feuchten Kälte Krämpfungen und so wurde bestimmt, heute zum ersten Male einzuheizen. Sie hatte Probe von den „Zwei Blinden“. Mittags allein, nach Mittag lag Therese in heftigen Kopfschmerzen. Sie erhielt Besuch von der Treitschke, später von ihm. Sie tranken Kaffee, ich nahm sie mit, herumzufahren. Wir sahen die Feuersbrunst beim Anker auf dem Neubau, machten eine Tour bis zum Stubentor, dann nach Haus. Ich ging in beide Quartiere, auch ließ mich Keglevich rufen. Abends ins Kärntnertor-Theater „Milton“ und „Tanzsucht“. Ich blieb der Compagnie weben in der Oper, dann nach Haus. Band 06 (VI.), Seite 16r
3367 1806 10 21 Heiter. Großes Manöver auf der Glacis, von Ulanen, Ehz. Carl-Husaren und Infanterie in Gegenwart des Kaisers, Carl, Albert etc. Früh arbeitete ich zu Haus, dann in beide Quartiere. Mittags besuchte uns Eckhart, den wir baten, zum Wilhelm zu gehen. Nach Mittag fuhren Therese und ich zum Exerzitium auf die Glacis. Vorher war die Müller und Sekretär Csermak bei uns. Nachher brachte Therese dem Koch das Buch von den „Zwei Blinden“ und zu Haus machte sie Toilette von den „Wandernden Komödianten“, nachher „Caliph“ im Burgtheater. Ich ging in beide Quartiere, dann ins Kärntnertor-Theater „Regulus“, blieb bei der Koller (?) und Lissl in der Loge, dann erst kam Lissl. Band 06 (VI.), Seite 16r
3368 1806 10 22 Trüb. Am Vormittag wie gestern. Mittags war die Agnes unser Gast, nach Mittag arbeitete ich, fuhr mit Therese und Agnes in die Porzellanfabrik, zum Wallner und blieben über eine Stunde beim Infanterie-Manöver auf der Glacis. Ich ging noch in meine Quartiere, einen Augenblick ins Kärntnertor-Theater „Pilger“, dann nach Hause. Bei Therese war noch die Pepermann mit 2 Töchtern, die sehr viel erzählten. Band 06 (VI.), Seite 16r
3369 1806 10 23 Sturm. Früh arbeitete ich zu Haus, dann in beide Quartiere. Mittags war Eckhart unser Gast. Nach Mittag zu Keglevich. Die Gräfin kam auch an und brachte den Tafeldecker Joseph mit, mit dem ich zur Polizei musste. Müller wollte ihn wegen blossem Verdacht arretieren. Ich fuhr auf’s Stadtgericht und erhielt die Antwort, dass die Polizei ihn als einen liederlichen Menschen, einen Spieler, der anvertrautes Gut nicht verwahrte, arretieren müsse. Der Filz und Bediente Carl und ein Vertrauter warteten indessen. Beinahe 2 Stunden brachte ich damit zu, dann fuhr ich ins Theater an der Wien. Zum 1. Mal „Semiramis“, Oper in 3 Akten, aus dem Französischen übersetzt von Castelli, Musik von Catel, Dekorationen von Sacchetti und Gall. Die Milder als Semiramis war viel zu schwach als Schauspielerin, die Müller als Prinzessin viel zu schwach in ihrer Stimme. Gottdank als Arsaz sang gut, sonst aber nichts. Die Oper machte kein besonderes Glück. Am Ende wurden die Milder und Müller vorgerufen, erstere zuletzt, wozu Fürst Du Faquin (?) durch sein Rufen und Klatschen das Meiste beitrug, auch derb ausgelacht wurde. Ich fand Compagnie an Michel, Wisenfeld und Beethoven. Band 06 (VI.), Seite 16r
3370 1806 10 24 Kalt, windig. Nach 7 h schon zum Grafen, mit dem ich bis 12 h war, mit ihm zum Reimann fuhr und das Quartier ansah. Dann zu Keglevich. Therese war bei Hocheder, kam mit einem Schrei und ganz verwirrt nach Haus. Ein verwegener Kerl verfolgte sie und griff ihr an der Tür mit Heftigkeit unter den Rock. Mittags allein, Therese war zu Haus, ich ging in beide Quartiere, fand mich bei Brandl und um 7 h zu Haus ein, las, schrieb und begaben uns vor 9 h ins Bett. Band 06 (VI.), Seite 16v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b