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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3386 1806 11 9 Ein schöner Tag. Schon früh kam Keglevich’s Husar und sagte mir, der Graf hätte mehr schlechte Streiche des Filz erfahren, er wäre gestern mit ihm so grob geworden, dass sie sich beinahe geprügelt hätten. Filz sei entlassen und der Graf wolle mit mir wegen einem anderen Kammerdiener reden. Ich ging zum Keglevich, hörte alles dieses und empfahl ihm den Albinsky (?), den er auf meine Empfehlung gleich aufnahm und bei mir zu sehen wünschte. Ich suchte den Albinsky auf und bestellte ihn um 2 h zu mir. Mittags allein. Nach Tische kam Keglevich, um 5 h wieder. Ich führte ihm den Albinsky auf und es wurde alles richtig gemacht. Therese holte die Rohrweck ab und fuhr mit ihr ins Lusthaus. Ich ging mit Csekonics ins Burgtheater, dann ins Komödien-Bierhaus, wohin ich Wanzmann rufen ließ und bewirtete sie. Ich ging ins Kärntnertor-Theater „Üble Laune“ von Kotzebue. Ich fand Riedl, Rubana und blieb der Compagnie wegen. Therese spielte im Burgtheater in „Uniform“, wo die Kaiserin war. Band 06 (VI.), Seite 18r
3387 1806 11 10 Heiter. Schon um 7 h brachte mir Martin ein schmeichelhaftes Billett vom Grafen mit 10 Dukaten in Gold, und bat mich, dem Filz alles abzunehmen und bis zu Albinskys Eintritt zu übernehmen. Ich ging hin und hatte bis ½ 3 h zu tun. Mittags allein. Nach Tische fuhr ich mit Therese zum Büsser, Wallner und Porzellanfabrik, wo mir Passy eine Schale mit einem Gedenken von Goethe schenkte. Therese hatte große Freude darüber. Sie machte Toilette zu den „Wandernden Komödianten“ im Burgtheater, ich begab mich nochmals zu Keglevich, dann ins Kärntnertor-Theater. Nach 6 Monaten trat Weidmann wieder im „Findelkind“ auf, vorher die „Überlisteten“. Ich fand Benkó, sonst aber wenig Compagnie. Es war sehr voll, Weidmann wurde sehr brillant empfangen. Beim Auftritt sagte er: „Jetzt haben wir uns schon lange nicht gesehen“. Der Schulz antwortete: „Es freut uns, dass Er wieder da ist“. Auf beide Reden entstand ein außerordentliches Klatschen, jeder Abgang wurde mit Klatschen begleitet. Am Ende hielt er eine Rede mit Irren, so lang Spalieren, Parieren, bis ihm der Tod wird das Maul petschieren etc, welche sehr gefiel und beklatscht wurde. Heute war Therese mit ihrer Mutter, Nina und Rosel bei der Kaiserin auf Simon[is ?] Recom[mandation ?] Band 06 (VI.), Seite 18v
3388 1806 11 11 Heiter, aber sehr kalt. Früh kam Albinsky zu mir, ich nahm ihn mit und führte ihn beim Keglevich auf, dann übergab ich ihm alles. Mittags allein. Nach Tische arbeitete ich, fuhr später mit Therese und Benkó Nanett zum Reimann, später nach Hetzendorf um Mayer einen Besuch zu machen. Ich stieg mit der Nanett im Garten herum, dann tranken sie Kaffee, später wurde nach Haus gefahren. Wir fanden Agnes, die den Abend blieb. Therese erzählte von ihrem gestrigen Besuch bei der Kaiserin, von ihrer Güte, ihrem Versprechen, sie zu schützen und ihrer Aufforderung, zu ihr zu kommen, wenn sie ein Anliegen habe. Ich arbeitete an Keglevich’s Inventarium und Kellerstand bis nach 10 h. Band 06 (VI.), Seite 18v
3389 1806 11 12 Kalt, neblig. Früh kamen Tischler von Reimann, um im hinteren Zimmer Latten zu schlagen. Keglevich gab mir Spalier, die ich durch Nagl aufspannen und durch Bschaidner bemalen lasse. Ich ging zum Keglevich und ins Komödiengassel. Therese hatte Probe von „Opferfest“ wegen Tenoristen Walther, wobei der Baron erschien. Mittags sagte Therese, dass er so schlecht sei, dass er gar nicht auftreten darf. Therese und ich speisten allein, dann kam Albinsky, später auch Keglevich, wo ich wegen Quartier Verdruss und auf beiden Seiten zu besänftigen hatte. Jahny schickte mir auch einen Gesellen und so wurden die Tischler heute mit dem Lattenschlagen fertig. Abends kamen noch die Tapezierer, Wobraska (?) besuchte uns und sah das Arrangement. Ich fuhr mit Therese herum, begab mich auch zum Högler. Abends kam Riedl aus Freudenthal, mit dem ich zu tun hatte und blieb so zu Haus. Band 06 (VI.), Seite 18v
3390 1806 11 13 Nass, Regen. Jahrestag der Einnahme der Franzosen. Früh ging Therese wegen Porzellan packen mit Riedl und wegen Granaten zur Nitzky, dann zum Scheiger. Ich habe heute Maurer und Tapezierer im hinteren Zimmer. Ich arbeitete beim Keglevich, dann zu Haus. Da hörte ich, dass nach Tische mein Graf komme und dass ich ihn bis 3 h erwarten solle; sehr unangenehm. Wir aßen allein den Hasen vom Vadász, nach Tische ging ich ins Haus, den Grafen zu erwarten. Carlo war bei mir und brachte mir die Hiobspost, dass im Quartier ein großer Spiegel zerbrochen worden sei, vermutlich durch die Maler. Beim Grafen arbeitete ich bis 4 h, dann kam er, kleidete sich um und wir gingen ins Quartier, welches ich ihm erleuchtete. Er sagte nicht viel, es scheint ihm zu prächtig zu sein. Es regnete heftig, ich begab mich nach Haus. Sah den Tapezierern nach und war mit Therese allein. Band 06 (VI.), Seite 18v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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