Kalt. Am Vormittag wie gestern. Ich war zwei Mal bei Illésházy und im Quartier. Ein heftiger Schnupfen und Katarrh martern mich sehr. Mittags allein, nach Tisch arbeitete ich. Keglevich schickte zwei Mal nach mir, endlich ging ich, warf auf dem Weg noch Blut aus. Rangierte dort manches, begab mich aber dann nach Hause und in Ruhe und so besserte es sich wieder. Den Abend waren wir allein, nur die Wokurka Lisi war eine Weile bei uns. Heute schrieb ich von Theresens Konzept einen italienischen Brief an Origoni nach Mailand.
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Heiter. Ich blieb zu Haus. Therese ging zu Eckhart und lud ihn auf Mittag. Zum Grafen, Liederscron, später kamen Se. Exzellenz selbst. Nach Tische kam Sekretär Csermak, Lavotta, und gegen Abend Bartl, der Therese von meiner Mutter Bruneln (?) brachte. Therese schenkte ihm Kleider von ihr für die Sophie und ein gelbseidenes Tuch. Zeitlich begaben wir uns zur Ruhe.
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Kalt. Ich las, ordinierte manches bei den Handwerkern. Da kam der Graf und machte mir wegen Waschkorb etwas Galle, auch Eckhart. Mittags allein. Therese hatte Probe von den „Zwei Blinden“. Nach Mittag kam Edel (?), Brandl, mit dem ich zu tun hatte, Reimann, Nagl und Polly wegen Couvert-Decken, welche den Abend blieb. Therese sang im Kärntnertor-Theater in „Uniform“. Klimbke kam und blieb bis 9 h. Ich las und schrieb.
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Sehr kalt. Ich darf noch nicht ausgehen. Therese hatte Probe von den „Zwei Blinden“. Ich las und schrieb, erhielt Besuche von Se. Exzellenz, von Stotz (?) von Eisenstadt und von Schmirer Jeanette, mit der ich von Carls Heirat mit der Spuler Nanett sprach, von Neumann und Wilhelm. Gegen Mittag kam Eckhart, Mittags allein. Nach Mittag kam Riedl. Therese machte mir verschiedene Geschäfte, kaufte Musselin zu Couvert-Decken für Terzaga. Polly kam, später die Treitschke mit Gemahl. Sie tranken Kaffee, gingen dann ins Theater. Er erzählte mir, dass Napoleon am 22. Abends in Berlin eingerückt sei. Ich arbeitete den ganzen Abend, rechnete, ordnete meine Gelder und ging erst um 10 h ins Bett.
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Kalt. Früh ging Therese wegen Musselin, Loge zur Illésházy und Keglevich. Ich ging noch nicht aus, um mich länger zu schonen, weil ich gleich so geplagt bin. Filz kam und ich musste meine Anzeige an das Gericht wegen Arretierung des Tafeldeckers Joseph Glitschmayer (?) machen. Koch war bei Therese und probierte mit ihr die Rolle in den „Zwei Blinden“. Mittags war Eckhart und Klimbke unser Gast, dann kam Treitschke und bat, der Gerlitz sagen zu lassen, dass sie heute im Burgtheater in „Wandernde Komödianten“ spielen müsse, weil die Ant[onia] Laucher heute nicht gefällig ist zu singen und Sonnleithner sie mit Gewalt entschuldigt. Vorher „Der Korb“. Klimbke erzählte, dass Lodron, Stephan Zichy und Ferd[inand] Pálffy schon in der Theatergarderobe gewesen und da ihre faden Bonmots wegen Kleidern der Tänzerin Coralli gemacht haben. Nach Mittag machte mir Therese einige Geschäfte, es kam Lissl, mein Graf. Abends war ich ganz allein.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).