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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3041 1805 11 30 Neblig. Heute, so sagte mir Pfersmann, wird die italienische Oper und das Ballett abgedankt. Früh schrieb ich an den Grafen, Balassa und Preissler (?), dann ging ich ins Haus und Theaterkasse. Im Burgtheater ist heute das „2. Kapitel“ und „Palma“, im Kärntnertor-Theater „Korb“ und zum 1. Mal ein Divertissement von Taglioni, „Atalante und Hippomenes“, Musik von Gyrowetz. Vom Grafen bekam ich einen Brief, der mir schreibt, dass am Donnerstag 9000 Mann Franzosen vom Corps des Marschalls Davout nach Mittag unvermutet eingerückt, dass sie 4 Stunden vorher gar nichts träumten. Also bestätigte sich, dass Ungarn nicht neutral ist. Gestern erwarteten sie wieder 2000 Mann, die in Preßburg garnisonieren werden. Ich antwortete ihm auf der Stelle und schloss ihm auch einen Brief der Terzaga ein. Auch sagte mir Giáy, Junot, Napoleeons erster Adjutant, es sei von einem jungen Esterházy ein Brief an seine Mutter aufgefangen worden, worin er schreibt, er sei leicht verwundet und gefangen worden. Heute Nacht ist von Mähren her stark kanonieren gehört worden. Unsere Kaiserin ist in Dresden, der Kaiser soll noch in Olmütz und Minister Colloredo und Flügeladjutant Lamberti entlassen sein. Um Theresens Gage ging ich in die Theaterkasse und sah da das Zirkulare, welches jedes Mitglied wegen der monatlichen und 6wöchigen Entlassung von Ballett und der italienischen Oper lesen und unterschreiben musste. Es entstand ein Jammern und mächtiger Lärm, viele nehmen die Aufkündigung nicht an, unterschrieben auch nicht. Zu bedauern ist das arme Ballett-Corps, die meisten sind Bettler. Indessen zweifle ich, ob es dabei bleibt. Von der deutschen Oper sind Havermehl, Hansing und Tochter, Menner, 2 Eigensatz, Zimmermann, dann das ganze italienische Orchester entlassen. Ich war da, als Zimmermann seine Gage verlangte, Huber ihm sagte, er müsste eher seine Entlassung unterschreiben, und Zimmermann sagte, ohne seine Gage spiele er auch nicht im „Ludwig dem Springer“ an der Wien und so ging er auch gleich zum Braun. An der Wien ist die halbe Gesellschaft und der Chor abgedankt, in den Hoftheatern eine Legion Billeteurs. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich, gab dem Schmidt seinen Pass, war mit Treitschke in der Theaterkasse. Halfen durch einen österreichischen Gefangenen auf dem Graben, und gingen abends ins Kärntnertor-Theater. Das Divertissement machte samt der Musik kein Glück, die Handlung ist zu klein, der Solo zu viel. Band 05 (V.), Seite 102v
3042 1805 12 1 Starker Nebel. Früh schrieb ich, um 10 h zur Institutssitzung, dann schlenderte ich herum, suchte Compagnie. Therese speiste allein, ich bei Rottensteiner in Gesellschaft des Hauptmanns der Grenadiere Clément Audibert vom 32. Regiment. Im Burgtheater ist heute „La Muta“ und „Atalante und Hippomenes“, im Kärntnertor-Theater „Mathilde von Gießbach“; ich versprach mir heute ziemlich gute Theater. Vor 2 Tagen kamen hier zum Minister der Auswärtigen Angelegenheiten Hz. von Talleyrand, Exz. Graf Stadion und FML Giulay mit Aufträgen von unserem Kaiser an. Auf dem Graben traf ich eine Horde von ein paar Hundert des bayrischen Landsturmes an. Sie waren mit Gewehren und Säbeln bewaffnet und in eigenen Kleidern. Sie zogen in die Leopoldstadt. Heute war Revue über französische und holländische Truppen, weswegen auch der Capitaine so spät zum Speisen kam. Er glaubt, dass zwischen heute und morgen in Mähren zwischen Franzosen und Russen eine mörderische Schlacht vorfallen werde. Die Franzosen haben heute 160 Fackeln und Holz requiriert. Die Fackeln brauchen sie zur Schlagung der Schiffbrücke bei Nussdorf. Alle Spitäler, selbst jenes der Juden, und alle Klöster sind voll gedrängt von Verwundeten, dass nirgends mehr Raum zu finden ist Ich plauderte bei Rottensteiner bis 6 h, dann nach Haus und in beide Theater. Im Kärntnertor-Theater war ich auf der Bühne, da erzählte Sonnleithner, Ehz. Carl sei in Ungarn und habe sich mit einer Kolonne Russen vereinigt. Die Bayern und Holländer sind schlechte, äußerst unzufriedene Soldaten. Um 11 h müssen alle Gast- und Kaffeehäuser geschlossen sein. Heute haben die Franzosen 24 Kanonen von schwerem Kaliber über die Donau, vermutlich nach Mähren geführt. Band 05 (V.), Seite 103r
3043 1805 12 2 Neblig, feucht, abends Regen. Früh schrieb ich. Die dauernden Truppenmärsche bewegten mich, auszugehen. Ich ging in die Theaterkasse, unseren Gästen nachzusehen und schlenderte so herum. Im Burgtheater „Perückenstock“ und „Entführung“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“ und „Vologesus“. Therese war zu Haus und lehrte ihre Mädchen. Ich war bei Quarin. Er sagte mir, gestern gab Clarke in der Burg große Tafel, wozu die französischen Generale, Graf Wrbna, Stadion, Gyulay, Baron Quarin und Braun geladen waren. In der Theaterkasse erzählte Nadastini einen Zug der Unzufriedenheit der Holländer. Sie waren gestern zahlreich in einem Vorstadtgasthaus, wo auch er gewesen, zechten, zahlten, gingen, ließen alle ihre Waffen zurück und kamen nicht wieder. Therese und ich gingen zur Rottruff gratulieren. Mittags allein. Nach Tisch plauderte ich herum, kam mit Demmer (?) zusammen, der eben mit der Schikaneder von Nussdorf herein fuhr und erzählte, die Brücke, auf Schiffen und Pontons geschlagen, sei bis auf ungefähr 20 Klafter fertig und käme gerade zwischen Fellners und Schikaneders Haus an Land, wodurch diese beiden Häuser der größten Gefahr ausgesetzt sind. Schikaneder, der eben auch zu uns kam, ist so eigensinnig, seine schönen Möbel nicht retten zu wollen. Heute erschien ein Zirkulare wegen Errichtung verschiedener Patrouillen der Gendarmerie in Österreich zum Auffangen der herumstreifenden Marodeurs, Erhaltung der Sicherheit und Verhütung des Straßenraubes, wozu 240 Deutsche, welche entweder selbst Eigentümer oder Söhne von Eigentümern sein müssen, geworben und angestellt werden. Die Tore der Stadt wurden zum Sperren gerichtet, sind aber noch nicht gesperrt worden. In der Leopoldstadt wurde eingesagt, dass beim ersten Schuss der Kanonen alle Häuser, Gewölbe etc. gesperrt werden und sich keine Menschen auf den Straßen finden lassen sollen. Stessel kam von Eisenstadt, brachte mir geselchtes Fleisch und sagte, dass von Laxenburg aus weiter hinab kein Franzos mehr zu sehen sei. Vom Grafen erhielt ich 2 Briefe und vom Cavriani einen Metzen Mehl. Ich ging aus dem Käntnertortheater zweimal zum Cavriani, war im 3. Stock bei Terzaga und Origoni noch nach 10 h bei mir. Die Franzosen haben am 30. November Preßburg verlassen, so schrieb mir der Graf, und zogen sich in das Marchfeld, wo in diesen Tagen die entscheidende Bataille stattfinden wird. Band 05 (V.), Seite 103r
3044 1805 12 3 Regen, beinahe 1 Monat hatten wir schönes trockenes Wetter. Um 5 h stand ich auf, schrieb an den Grafen, um 7 h schon kam für Kiszlerieri (?) Origone und brachte mir 1000 fl. Später ging ich zu Stessel. Schon sehr früh marschierten Truppen durch die Stadt, ewiges Leben und Bewegen. Bei Stessel war ich lange, dann zu Haus, schrieb nochmals an den Grafen und ging dann mit Stessel ins Hotel garni speisen. Nachher gingen wir nach Nussdorf, um die von den Franzosen geschlagene Pontonbrücke zu sehen. Sie wurde Sonntag mittags angefangen und heute geendet. Sie ist bei dem Rosen-Wirtshaus geschlagen, wo sonst übergefahren wird. An den Ufern sind mehrere Schiffe, dann fangen erst die Pontons an, welche kleiner als unsere, aber alle mit Ankern befestigt sind. Noch haben die Franzosen eine halb so große über die Schwarze Lacke geschlagen. Abends erschien die achte besondere Beilage von dem gestern vom Napoleon erfochtenen vollständigen Sieg über die russischen Armeen bei Austerlitz. Die Kaiser von Frankreich, Deutschland und Russland befanden sich in Person in dieser Schlacht. Napoleon kommandierte die Angriffe, die den Sieg entschieden. Nun glaube ich ist alles verloren und wir haben nur um Frieden zu bitten. Abends war bei Therese die Brandlin, Reserl, ich führte sie ins Kärntnertor-Theater „Armand“, wo die Rottensteiner mit dem Capitaine Audibert schon in der Loge waren. Ich war in Compagnie mit Helmer. Band 05 (V.), Seite 103v
3045 1805 12 4 Heiter. Therese speiste am Namenstag bei ihrer Mutter und brachte ihr Brunerle (?) und Tokajer. Die Rottruff kam, der gab sie auch Obst. Ich ging zu Stessel, sah Bulletins angeschlagen, aber noch nichts Ausführlicheres von der Austerlitzer Schlacht. Im Burgtheater ist heute nach 14 Jahren wieder „Der Ring“, Lustspiel in 5 Akten von Schröder, im Kärntnertor-Theater „Giulio Sabino“. Ehlers ließ ich in die Probe von „Ciffra (?)“ sagen, er soll mit mir speisen. Wir gingen in die Ungarische Krone speisen, dann nach Haus, expedierte an den Grafen, ging herum, abends ins Burgtheater. Nebst der Wiener Zeitung erschien heute die 9. besondere Beilage als unsere Retirade über den Tagliamento und die Besetzung von Görz am 15. November. Noch nichts Bestimmtes von Austerlitz; dies macht mich denken, doch will ich nicht voreilig sein. Der „Ring“ erbaute mich nicht sehr. Er war nur mittelmäßig studiert und selbst in der Garderobe manches vernachlässigt und unrichtig. Nach dem 4. Akt ging ich ins Kärntnertor-Theater und kam eben zum Schluss. In beiden Theatern war es heute ziemlich unerträglich voll. Therese holte ich bei ihrer Mutter ab. Band 05 (V.), Seite 103v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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