Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 3021 - 3025 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3021 1805 11 10 Nebel. Am Vormittag arbeitete ich zu Haus und schrieb an den Grafen, dann ging ich in Compagnie von Umlauf zum Tabor hinaus auf den Spitz. Alle 3 Taborbrücken sind zum Verbrennen bestimmt, denn unter den Jochen stehen querüber Schiffe mit Brennholz zum Anzünden beladen. Von der Brücke steigt man auf Leitern hinab, selbe anzuzünden. Von Nussdorf bis zur Rasumofsky-Brücke sind in allen Schiffen Löcher durchgeschlagen und sie so versenkt. Der Schaden ist ungeheuer. Wir sahen Schiffe durchgeschlagen, von denen das Paar 7000 fl. kosten. Blessierte, Kranke, Rekrutentransporte von allerlei begegneten uns unaufhörlich. Nach 2 h kamen wir zurück. Umlauf war unser Gast. Goldmann brachte ihre Schwester mit in die Stadt und behaltet selbe herin. Therese ging mit Hitzinger Joseph und beiden Goldmann vom Schanzel an die Donau, um die durchlöcherten Schiffe zu sehen. Ich arbeitete und begab mich abends ins Kärntnertor-Theater „Wette“, „Organe des Gehirns“, war auch im Burgtheater „Matrose“, „Tanzsucht“. Baron Braun schickte seine Rede, die er am Freitag hielt, schriftlich herum als Zirkular, und wies mit schönen Worten die halbe monatliche Gage als morgen zu erheben an. Ich sagte Kuhn (?), er möchte mir dieses Zirkulare abschreiben; er brachte es und ich schrieb‘s selbst ab. Heute kam Fürst Zinzendorf vom Hauptquartier, die anderen Deputierten blieben, um den Verhandlungen näher zu sein. Der Landeskommissär und Regierungspräsident Rudolph Graf von Wrbna lud den ganzen Magistrat, die 56 Richter, den äußeren Rat und die Vorsteher aller Zünfte um 10 h auf’s Rathaus. Sie erschienen in großer Gala, schwarz, mit chapeau bas (?) und Haarbeutel. Wrbna trug vor, S. M., stets besorgt für das Wohl ihrer guten Wiener, beschlossen, keinen Schuss auf die Stadt machen zu lassen und schickten darum eine Deputation an den Feind, um mit selbem wegen Schonung Wiens zu unterhandeln; versehen sich aber von allen Einwohnern Wiens, dass sie alle Exzesse vermeiden, sich ruhig und freundschaftlich verhalten werden. Die französischen Kommandierenden, Prinz Murat und General Dupont, dessen Bagage wir bei Ulm erhielten, äußerten sich, wenn der Kaiser in 2 Tagen – Montag abends – den Frieden unterzeichnet, wollten sie sich Wien nicht nähern; würde aber der Friede bis dahin nicht unterschrieben, dann ziehen sie am Dienstag in Wien ein. Die Majestäten sind in Olmütz mit den Landstellen (?), werden keinen Frieden unterzeichnen und uns den Feinden überlassen. Der Magistrat und die Munizipalität präsentieren, die Polizei ist aufgehoben, Hofrat Ley hat alle Akten dem Magistrat übergeben. Selber scheint mit Energie handeln und für das Wohl der Stadt sorgen zu wollen. Sogleich wurde von der Sitzung weg der Magistratsrat Gottfried Charriere nach Ungarn geschickt, um die Kontrakte wegen gekauften Früchten und Vieh in Wirksamkeit zu setzen und selbe nach Wien liefern zu machen. Dann erschien eine Kundmachung, Balthasar Weber und Anton Leeb, Vize-Bürgermeister und Major des Bürgerregimentes, worin nebst den Bürgern auch die Aka[demiker ?], meisten Adeligen, Honoratioren und andere Individuen, die sich selbst equipieren können, aufgefordert werden, sich zur Erhaltung der inneren Ruhe und Ordnung auf den Trompetenruf auf den angezeigten Plätzen in der Stadt und Vorstädte zu versammeln, zugleich bei Arretierung verboten, dass das Volk auf diesen Trompetenruf herbeiströme. Arme Bürger, wenn sie erkranken, werden im Allgemeinen Krankenhause mit guter Pflege und Wartung versehen. Auf den Straßen sieht man nur Durchziehen von Militär, auf den Posten ist abends keines mehr. In den Theater hielten heute schon die Bürger Wache. Im Kärntnertor-Theater plauderte ich mit Fritsch, Giftschütz, Wokurka und so passierte der Abend in Compagnie interessant. Bei Therese war Polly. Band 05 (V.), Seite 96r
3022 1805 11 11 Neblig. Heute wurden zum ersten Mal 12 und 24 x Münz-Zettel beim Magistrat mit der Unterschrift eines der Magistratsräte ausgegeben. Früh schrieb ich an Stessel eine lange Epistel und schloss ihm einen 12 x Münz-Zettel bei, später auch dem Grafen und Keglevich. Therese hatte Probe von „Palma“. Ich schlich mit Rohrweck herum, beim Theater sagte uns Brockmann, General Sabatier sei mit 3000 Franzosen schon in Hütteldorf, sonst streiften sie bei Lembach (?), Riederberg, Baden. Alle Straßen sind voll Volk, die Stimmung für den Monarchen ist sehr kalt. Pfersmann erzählte, gestern sei im Heiligen-Geist-Wirtshaus im Bürgerspital die Gesundheit der Franzosen getrunken, ihr Einzug gewunschen und gesagt worden, wenn sie nur immer blieben, sie wollten bei ihrer Ankunft illuminieren. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich, ging herum und suchte Compagnie, beschloss abends ins Kärntnertor-Theater zu gehen „Beide Figaro“ und „Apoll als Hirt“. Stets gehen durch die Stadt Transporte von Verwundeten, Montur, Mehl, Munition, anderen Soldaten etc. Papiergeschäftsmacher Offenheimer hörte vor 3 Tagen zu zahlen auf und wurde unsichtbar. Neupauer und Wertheimer schlossen ihre Comptoirs. Alle schwarz und gelb angestrichenen Schilderhäuser werden weiß und rot angestrichen, von allen öffentlichen Gebäuden, Tabaktrafiken etc., werden die Adler abgenommen. Vier Commissaires-Ordinateurs kamen in die Stadt, um Vorkehrungen für die Verpflegung der Truppen zu treffen. Vor den Linien, Hütteldorf, Lainz, Schönbrunn, Galitzinberg etc. sind schon die Franzosen. In den Vorstädten, Schottenfeld, Lerchenfeld etc ließen sich schon Chasseurs sehen, die ganz vom Volk umrungen (?) und freundschaftlich behandelt wurden. In der Stadt ist außer der Polizeiwache kein Militär. Die Theaterfeldwebel selbst nahmen von Hut und Säbel ihre Honneurs weg. Bei Braun war ein französischer Kommissar, der sich für den Prinzen Murat eine italienische Oper auf morgen bestellte. Band 05 (V.), Seite 96v
3023 1805 11 12 Trüb, kalter Wind. Kundmachung von Rudolph Graf von Wrbna, landesfürstlicher Hofkomissar: „Se. Majestät sind früher, als er es vermutet nach geschlossenem Landtag von Brünn gleich nach Preßburg weg. Inzwischen dürfen die kaiserlich französischen Truppen in die Hauptstadt rücken, man erwartet von den Einwohnern Ruhe, Ordnung und ein bescheidenes Betragen. Se. Majestät sind weit entfernt, an einem unzeitigen Eifer Gefallen zu finden und würde jede Unordnung streng ahnden, nachdem sie nur aus gnädiger Fürsorge für ihre Einwohner auf die Verteidigung der Residenz Verzicht leisteten. Wien am 11. November 1805“. Kundmachung: Der Magistrat versichert, dass, obwohl die hiesigen Bäckermeister die kaiserlich französische Armee mit Brot versehen muss, doch die Anstalten getroffen wurden, dass das Publikum keinen Mangel leiden wird Früh 8 h holte ich den Rohrweck ab, wir gingen zusammen zur Mariahilfer Linie hinaus, um die Franzosen zu sehen. Bei Mariahilf begegneten wir zwei Chasseurs, welche in die Stadt ritten, dann sahen wir Kavallerie auf dem Hetzendorfer Berge reiten. Viele Menschen strömen zu den Linien hinaus. Es erfolgte der Befehl, niemanden mehr passieren zu lassen, weil die französischen Vorposten bei Baumgarten, Penzing niemand durchlassen. Ein Maurerpolier, der es wagte einzudringen, selber die Vorpost in den Graben warf, wurde gefangen genommen, Standrecht gehalten und gleich erschossen. Kumpfhofer als Hauptmann treibt an der Linie sein Unwesen. Voll Menschen ist der Linienwall. Viele Wägen mit Brot, Fleisch und Wein fahren unter Begleitung bürgerlicher Offiziers zur französischen Armee ins Lager. Von ihrem Einmarsch in die Stadt weiß man nichts. Friedrich Treitschke als Regisseur schrieb im Namen der deutschen Operngesellschaft eine Danksagung in blumenreicher Sprache an Braun wegen des herumgeschickten Zirkulars, welches ich schnell kopierte. Therese war mit der Goldmann im 3. Stock des Burgtheaters, warteten aber vergebens auf den Einzug der Franzosen. Auf der Wieden standen einige Stunden eine Division blauer Husaren mit blutroten Federbüschen. Mittags allein. Nach Mittag schlich ich mit Therese herum, sie ging mit dem Buch von „Palma“ zu Koch. Ich war zu Haus und hatte die Stollhofer, Mayer mit Frau zu Besuch. Er speiste heute mit französischen Offiziers in Hetzendorf. Murat wohnt in Hütteldorf im Gartengebäude der Fürstin Franz Liechtenstein und ließ ihr wissen, dass abends Kaiser Napoleon da erwartet und soupieren wird; bäte um mehr Porzellan. Nach 5 h fuhr eine Deputation des Magistrats und der Stände nach Hütteldorf. Es waren der Erzbischof, Fürst Zinzendorf, der junge Trauttmannsdorff, Prälat von Seitenstetten etc., Bürgermeister Stephan Wohlleben, Vize-Bürgermeister Balthasar Weber etc. Erster soll am Sonntag von Murat wegen Abzug aller Kassen derb hergenommen worden sein. Abends war ich in beiden Theatern, im Burgtheater „Muta“, „Tiroler“, im Kärntnertor-Theater „Othello“; sehr leer. Mit Baumann ging ich auf die Bastei, um die Wachtfeuer zu sehen, welche gestern einen herrlichen Anblick machten, es waren aber keine mehr zu sehen. Im Kärntnertor-Theater fand ich Compagnie. Pfersmann erzählte, der Kaiser wäre in Wolkersdorf und die Russen sammelten sich stark bei Stammersdorf. Merveldt sei bei Maria Zell geschlagen. Die Taborbrücken sind noch nicht abgebrannt, und unsere Armee versammle sich über selbe gegen Marchfeld. Therese war den Abend allein zu Haus und studierte an „Palma“. Band 05 (V.), Seite 96v
3024 1805 11 13 Sehr kalt. Noch weiß man vom Einzug der Franzosen nichts. In beiden Hoftheatern sind heute die Preise der Plätze ausgesetzt. Im Burgtheater zum 1. Mal „Neugierige Frau“, Lustspiel in 3 Akten aus dem Italienischen von Schid (?), nachher „Der gutherzige Alte“, im Kärntnertor-Theater „Das zweite Kapitel“ und „Savoyarden“. Die Loge gab ich in Camesinas Handlung. Früh arbeitete ich, ging ins Haus zum Grafen. Therese hatte Probe von „Palma“. Mittags allein. Ich wollte mehrere Briefe schreiben, aber alle Kommunikation ist gesperrt, wir sind ganz abgeschnitten. Um ½ 12 h strömte eine Menge Menschen zum Burgtor herein und alles rief „Die Franzosen kommen !". Wirklich erfolgte der Einmarsch und zugleich Durchzug, denn der größte Teil, fast alle Kavallerie marschierte am Spitz über die Brücke, welche man nicht abbrennen durfte. Kavallerie, die wirklich manche Judenbärte hatten, begann den Zug. Ihre ersten Kanonen waren kaiserlich österreichische. Beinahe in der Mitte des Zuges ritt Prinz Murat, von Generalen umgeben, ein großer, starker, stattlicher Mann. Er dankte dem grüssenden Publikum, begleitete das Corps bis zum Spitz und logierte dann im Palais des Herzogs Albert ein. Der Durchzug dauerte bis abends 8 h. Das 64. Infanterieregiment machte auf dem Burgplatz halt und wollte da einlogiert sein, dies setzte den Wachtkommandanten Kumpfhofer und den etwas betrunkenen Burginspektor in große Verlegenheit. Ich kam mit Goldhann (?) dazu und persuadierte ihn, zum Landeskommissär Wrbna zu gehen, und so wurden sie in der Getreidemarkt-Kaserne einquartiert. Ihre Kürassiers mit spiegelndem Brust- und Rückenharnisch, ihre Grenadiers zu Pferde wie auch manche Kompanien von anderen, wie auch die Chasseurs mit ihren menschenerschreckenden Backenbärten sind schöne Truppen. Ihre Infanterie ist sehr verlumpt, haben keine egale Adjustierung, einer Hut, andere Kasketl, Csako, einer Seidenbinde, der andere Musselintuch; Stiefel, Schuhe, Zischmen, Patschen, leinerne Tücher, manchesterne Beinkleider, alles sieht man durcheinander. Die Kavallerie und Infanterie hat kleine Fahnen, oben mit Adlern von Bronze, der aber von vielen fehlt. Sehr verwildert sieht die Truppe aus, sie kommen meistens von Boulogne und haben seit Braunau keinen Rasttag mehr gehabt. Ihr Tross, das Reiten der Weiber mit den Kindern, das muntere, degagierte in ihrem ganzen Betragen erregt Staunen. Sie trugen Brot und Fleisch auf Gewehren und Stangen mit. Sie wurden fast nach jedem Regiment geführt. Beim ersten Zug ging ich in Compagnie herum, plauderte mit Giáy und Wallaschek, später mit Therese und Laucher und nach Mittag beinahe 2 Stunden mit Therese und den beiden Goldmann. Sonnleithner erzählte mir, der Bürgermeister Wohlleben in Uniform und der Magistratsrat Heiss (?) übergaben inner dem Burgtor dem Murat auf einem Kissen die Schlüssel der Stadt, welcher selbe nahm und dem Bürgermeister einige Worte sagte. Die kämen vermutlich nach Paris, wenn sie selber genommen hätte. Sehr ernst und nachdenkend machte mich diese Feierlichkeit, dieser Einzug. So weit musste es mit uns kommen; unseliger Krieg ! Vor einem Monat träumte noch beim Laxenburger Fest niemand davon. Cavriani sagte, Napoleon befahl dem General Sabatier gestern, heute in Preßburg einzurücken, es koste, was es wolle. Welche Bestürzung und Verwirrung wird da herrschen ! Von unserer Armee weiß man gar nichts; sie hat sich weit vom Spitz zurückgezogen, denn die Franzosen sind Herrn der ganzen Gegend. In beiden Theatern waren einige Offiziere, sonst leer. Ich ennuyierte mich im Stück ganz unmenschlich, ich kenne nichts Langweiligeres als die „Neugierige Ehefrau“. Therese war den Abend allein zu Haus. Band 05 (V.), Seite 97r
3025 1805 11 14 Ein schöner Wintertag. Gleich beim Aufstehen sahen wir Franzosen in unseren Gassen herumwandeln. Therese hatte um 9 h Probe von „Palma“. Ich schrieb früh, ging in das Haus des Grafen und so in der Stadt herum. Es ist fatal, dass alle Korrepondenz aufgehoben ist, ich wünschte so gerne von unserer lieben Mutter, unseren Freunden zu hören. In der gestrigen Wiener Zeitung No. 91 stand mit großen Lobeserhebungen die Ernennung meines Grafen zum Geheimen Rate. Die Franzosen betragen sich sehr artig, sogar galant. Alle Straßen waren und sind noch voll, wenn welche gesehen werden. Das muss auf sie kurios wirken, denn überall, wo sie einzogen, versteckte man sich vor ihnen und hier empfängt man sie mit Freundlichkeit. Möchten sie doch ebenso freundlich schon wieder aus Wien sein. Man sieht selbe von Bürgern begleitet herumgehen und überall Bekanntschaft machen. In der Nacht hörte man stark schießen, man vermutet auf der Straße nach Preßburg. Auf dem Mehlmarkt bringen sich die Leute um 1/8 Mehl beinahe um; auf den übrigen Märkten ist beinahe nichts zu sehen; niemand liefert etwas; die Folgen werden sehr drückend sein. Heute ist die Kundmachung angeschlagen, dass General Hulin, Befehlshaber der französischen Garden und Kommandierender von Wien, im Lobkowitzischen Palast wohne und dass niemand ohne seine Anweisung eine Anforderung auf Einquartierung machen darf. Eine 2. auch vom Magistrat, dass alle jene Erwerbsleute, welche landesfürstliche Befugnisse haben, und bei denen man annehme, dass sie den kaiserllich-königlichen. Adler abnahmen, selben wieder aufmachen und es sich dahin erklären sollen, dass bei jenen Gefällen, die dem Stadt-Banco eigen oder verbürgt sind, die Adler abgenommen und dafür das Stadtwappen aufgemacht wurde. Bei Quarin erfuhr ich, dass Bonaparte am Dienstag die Deputierten in Sieghartskirchen in dem von 8 Pferden bespannten Wagen sprach, neben ihm saß General Berthier umgeben von ca. 20 Garden, welche wichen, der Wagenschlag wurde geöffnet, sprach mit ihnen mit abgesetzten Hut, war sehr human und versprach, Wien zu schonen. Den Prälaten von Seitenstetten fragte er, ob er der Kardinal wäre. Jetzt wohnt Napoleon in Schönbrunn, im Schlosse stehen seine Garden zu Pferde und zu Fuß mit ihren Kanonen. Vor und nach Mittag marschierten Truppen durch die Stadt, teils zum Burg-, teils zum Kärntnertor herein. Die Kavallerie hat schöne Leute. Nach Mittag eilte Prinz Murat aus Wien über die Donau zur Armee, schnell folgte ihm seine Suite. Man vermutet, es werde bald eine Bataille vor sich gehen. Beim Fürsten wohnt Reichsmarschall Bessières mit 5 Adjutanten, die hellrot und gold gestickte Binden um den Arm haben, Garden und Tross, 72 Personen mit 74 Pferden. Man sagt, Hulin werde auch abreisen, und LeClerc (?) den ich zum Treitschke fahren sah, das Platz-Kommando übernehmen. Läufer Stephan, der mir einen Brief von Stessel brachte, sagte mir, die Franzosen sind in Laxenburg und der Gegend, an der Grenze stünde der Stuhlrichter mit einigen Offiziers, um niemanden zu Fuß über die Grenze zu lassen, und in Hornstein einige Vorposten von uns. Der Graf schrieb mir, ich beantwortete gleich und schrieb auch nach Mittag wieder, die Posten gehen. Heute wurde das kaiserliche Zeughaus durch FML Leopold Freiherrn von Unterberger übergeben; es fanden sich nur allein 1300 Kanonen und über 100.000 Gewehre. Vom Spitz brachte man am Nachmittag einige 80 Kanonen und 500 Gefangene von Auersperg. Abends vor 7 h marschierten mehrere 100 kaiserlich französische Garden auf den Burgplatz, eine auserlesen schöne Truppe, sowohl Kavallerie als Infanterie. Blaue lange Röcke, weiße Gilets und Beinkleider, hohe Bärenmützen, Gewehre, Patronentaschen, auf jeder der Infanterieadler mit Blitzstrahlen. Sie stellten ihre Kanonen auf, stellten sie in entgegengesetzter Richtung mit brennenden Lunten, besetzten alle Wachtposten und lösten die Bürger ab. Die Burg war erleuchtet, das ganze Appartement des Kaisers, aber Napoleon kam nicht. Ich ging mit Therese um alles dieses zu sehen, dann ins Burgtheater „Horatier“. Es waren viele Offiziere darin, das Parterre noble voll. Sie zahlten meistens mit Conventionsmünze. Im Kärntnertor-Theater „Neugierige Ehefrau“ und Terzett, gab die Loge der Großbauer. Band 05 (V.), Seite 97v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b