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Anzeige von 3006 - 3010 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3006 1805 10 26 Neblig. Schlimme Nachrichten von der zerstreuten Armee. Patent wegen Errichtung eines Jäger-Corps von 6 Kompanien. Vor Mittag arbeitete ich zu Haus und im Quartier des Grafen. Therese hatte Probe von „Palma“. Mittags allein, nach Tische fuhr ich in die Porzellanfabrik, indessen kam Treitschke mit seiner am Mittwoch angetrauten Gattin, führte sie auf und tranken da Kaffee. Therese sang im Kärntnertor-Theater „Podestà“, beispiellos leer. Ich ging in Compagnie herum, dann ins Burgtheater „Korb“, nachher zum 1. Mal „Gartenmauer“. Missfiel und wurde gezischt. Die Roose erschöpfte sich im Singen und strengte sich an, Sonnleithners Machwerk zu retten. Band 05 (V.), Seite 93r
3007 1805 10 27 Heiter. Am Vormittag arbeitete ich zu Haus, dann große Promenade. Mittags zu Haus. Nach Tische fuhren Therese und ich in den Prater, stiegen aus und waren um 5 h zu Haus. Ich begab mich ins Kärntnertor-Theater „Gartenmauer“ und „Vologesus“ mir den Gladiatoren. Mit Steffinger (?) sprach ich und erfuhr, dass das Aufgebot bald wird organisiert werden. Band 05 (V.), Seite 93r
3008 1805 10 28 Regen. Am Vormittag arbeitete ich zu Haus, Therese ebenfalls. Mittags allein. Nach Mittag arbeitete ich. Goldmann ist immer bei uns, Polly und Ehlers kamen zu Besuch. Nach 4 h fuhr ich mit Therese aus. Abends ins Kärntnertor-Theater „So muss man Füchse fangen“, leeres Theater; ich sprach mit den Spulerschen und Richart. Volle Bestürzung über Bonapartes Siegesglück. Heute kam eine Proklamation, Franz der Zweite etc, unterzeichnet Franz Graf von Saurau, landesfürstlicher Hof-Kommissar. Es fängt an: „Der Kaiser von Frankreich zwang mich zum Kriege ...“ und ist sehr schön geschrieben. Diesem folgte eine Patent-Nachricht von Ugarte, dass der Hofkammerpräsident Graf von Wrbna Hofkommissär in Niederösterreich und der niederösterreichische Landmarschall Graf Saurau dasselbe in Innerösterreich ist. Diese Nachricht, dass Jünglinge vom Adel und der Bürgerschaft Garnisonsdienste tun sollen, dass alle Fremden binnen 6 Tagen Wien und binnen 10 Tagen Niederösterreich verlassen sollen, dass kein Pferd, kein Leiterwagen aus Wien darf, ohne Erlaubnis der Polizei- Oberdirektion; unterzeichnet Franz Graf von Saurau. Diese Nachricht wurde erst gegen Abend angeschlagen. Mit Laternen wurde sie bei der Nacht nachgelesen. Band 05 (V.), Seite 93r
3009 1805 10 29 Neblig. Vor 7 h ließ mir Kárner sagen, er sei gestern angekommen und reise Mittag wieder ab. Beim Fürsten wird Schmuck, Silber, alles gepackt und nach Eisenstadt geführt. Ich war mit ihm den ganzen Vormittag. An den Grafen, Keglevich, Stessel und meine Mutter schickten wir Kundmachung und Nachrichten. Das Gedränge ist außerordentlich bei Tage darum. Ich war auch bei Steffinger im Bureau, ich wollte ihn mit Parz (?) von Apponyi nach Preßburg schicken, war aber schon abgereist. Mittags allein, nach Tisch zur Polly, Richart schickte uns Erdäpfel. In des Grafen Haus, zu Würth wegen Leuchtern. Auf den Straßen ist man allgemein bestürzt, alles packt und sucht sein Heil in der Flucht. An allen Ecken stehen Haufen von Menschen und lesen die Kundmachung von der Errichtung der Jäger-Kompanie etc. Abends war ich anfangs auf dem Kärntnertor-Theater „Matrose“ mit Hansing, dann im Burgtheater „Johanna von Montfaucon“, wo ich wegen Compagnie blieb. Nachher soupierte ich in Riedls Bierhaus. Band 05 (V.), Seite 93v
3010 1805 10 30 Starker Wind und Schnee. Früh zum Grafen, der gestern ankam. Den ganzen Vormittag mit Packen und Fortbringung der Pferde beschäftigt, weswegen ich zweimal bei der Polizei mit LaRoche (?) und Wolf (?) sprach. Endlich wurden sie mir doch auszuführen erlaubt. Mittags war Eckhart unser Gast. Ein heftiger Katarrh und Schnupfen quält mich. Wir plauderten von den unseligen Folgen des Kriegs, dessen Ende unübersehbar ist. Unser Hauptquartier soll in Wels sein. Der Graf gab mir eine Menge schöne Worte, ihm stets anzuhängen, er verlasse sich ganz auf mich etc. Abends war ich im Burgtheater „Gartenmauer“, dann zum 1. Mal „Die Organe des Gehirns“, Lustspiel in 3 Akten von Kotzebue. Eine Persiflage auf Galls Schädellehre, voll Witz, mitunter auch Platitüden. Gefiel nicht sehr. Band 05 (V.), Seite 93v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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