Die ganze Nacht goss es; kalt. Gewöhnlicher Vormittag. Therese hatte Probe von „Crequi“. Vor Mittag machte ich der Polly einen Besuch. Mittags war die Csekonics und ihr Carl unsere Gäste. Nach Mittag war ich zu Haus, Polly kam einen Augenblick. Es regnete nach Tische immer fort. Abends ins Burgtheater „Einquartierung“ und „Dorfbarbier“. Außer Wisenfeld und Lake (?) fand ich keine Bekannten, langweilte mich. Abends mit einem Triestiner zum Auersperg, Grünen Tor und nach Haus. Therese war den Abend allein und trank wegen ihrer Heiserkeit viel Warmes. Ich fand sie schon im Bette.
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Am Vormittag heiter, nach Tische Regen. Schlechte Marktzeit. Gewöhnlicher Vormittag, außer dass ich mittags 12 h ins Konzert von Müllers Xenorphicon im Redoutensaal [ging]. Es war sehr leer. Mir will das Geigen beim Instrument nicht besonders gefallen, es ist so unsicher, hat das Angenehme und Ausdrucksvolle einer Violine nicht und taugt zum Allegro gar nicht. Mittags allein. Therese ist heute mehr heiser als gestern und doch hatte sie Probe von „Crequi“ und am Abend im Kärntnertor-Theater „Uniform“. Nach Tische arbeitete ich. Meine Mutter führte ich ins Kärntnertor-Theater nicht, dann begab ich mich ins Burgtheater „Korb“ und „Tiroler“. Ging auf’s Theater um mit Hornung zu reden, dann ins Parterre, wo ich Compagnie traf. Vor dem Theater waren bei uns die Polly, Bulla, der ihr Bruder Freitags nach Krakau reist, und Csekonics. Letztere ging in die „Uniform“, wo ich sie und Therese mit Barbaras bediente. Mit Korner (?), den ich traktierte, speiste ich bei Riedl Rostbratl und Würstl.
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Trübe. Hinrichtung des Anton Lunzer auf dem Wienerberg. Therese ließ wegen ihrer Heiserkeit den Oeppinger rufen, machte aber doch die Probe von „Crequi“ mit. Ich war den ganzen Vormittag beim Grafen, sah wegen Salz, Kaffee nach und übergab ihn, dann nach Haus. Die Csekonics war unser Gast, nach Tische kam die Bulla und bat um Reisegeld für den Bruder Fiedler (?). Später kam Massberg, ich arbeitete, fuhr in die Jägerzeil zum Plattierer, besuchte Kárner. Therese musste sich wegen Kopfschmerzen legen, um etwas auszuruhen, weil sie abends im Burgtheater „Wandernde Komödianten“ singen soll, danach „Verliebte Torheiten“. Ich ging ins Kärntnertor-Theater, nach der Oper eine Weile herum, dann nach Hause.
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Regnerisch, früh zum Grafen, dann zu Therese in die Probe von „Crequi“. Der Therese und mir kaufte ich auf dem Markte Gläser. Die Polly holte ich zum Speisen ab, sie meine Mutter und Jean waren unsere Gäste. Nach Tische fuhren Therese, meine Mutter, die Polly und ich nach Hütteldorf. Wir nahmen Kaffee und Zucker mit. Indessen dies alles bereitet wurde, gingen wir zur Wasserleitung hinaus, die Albert anlegt, stiegen herum. Es regnete periodenweise, doch hinderte uns dies nicht. Wir sahen die Reservoir, die Wehe (?) und bewunderten diese schönen Werke. Wir hatten periodenweise viel Spaß mit der Polly. Um 7 h fuhren wir in heftigem Regen in die Stadt. Ich ging ins Kärntnertor-Theater „Eduard in Schottland“, sah noch den letzten Akt und da ich Compagnie traf, blieb ich. Als ich nach Haus kam, hörte ich, dass Pollys von uns bestelltes Déjeuner, mit dem Namen Marie O. auf den Tassen, Therese und meinem Namen auf den Kannen, dann auf der Teekanne die Devise: „Mein guter Wille gebe, was hier am Werte fehlt“, durch Rathmayer gekommen sei.
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Den ganzen Tag Regen, drei Regengüsse so heftig wie Wolkenbrüche. Besorgnis von allen Seiten wegen Überschwemmungen. Der Alserbach soll dem Austreten nahe sein. Beim Stadtgraben nahe dem Stubentor, wo Braun unter Bidos Direktion ein Ball-Amphitheater bauen und den ganzen Platz dämmen ließ, wozu die Spieler aus Italien verschrieben wurden, ist alles überschwemmt, und nun auch nebst der so kostbaren Zeit auch die Kosten verloren. Therese hatte Probe von „Crequi“ und befindet sich wieder etwas besser. Mittags war Neumann unser Gast. Nach Tische arbeitete ich, da kam Polly, brachte Tee, Milch, Butter und Kipfeln. Wir tranken Tee und aßen Brot. Dazu gesellte sich meine Mutter, Hitzinger, Eckhart und Nina. Letztere blieb den Abend bei Therese. Ich war bis 7 h zu Hause, dann wegen 3maliger Theaterabänderung im Burgtheater „Deutsche Treue“, dann zum 1. Mal „Diesmal meint er’s so“, Lustspiel in 3 Akten aus dem Französischen von Sonnleithner Das Stück gefiel, enthält aber nichts Neues. Es machte einen schrecklichen Guss und hielt wieder die Nacht an. Polly nahm ihr Déjeuner mit wirklich großer Freude an, lässt es aber wegen dem schlimmen Wetter erst morgen abholen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).