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Anzeige von 2811 - 2815 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2811 1805 4 14 Ostersonntag. Am Vormittag beim Grafen und eine kleine Promenade, weil Nitschner um 12 h den Wagen schickte. Ich sprach noch mit Kárner, der versicherte, nach Tische zu kommen, holten Koch ab und fuhren zum Nitschner speisen. Er wohnt in der Steingasse No. 164. Außer uns waren Zellenberg, Zeilern (?) mit Frau, ein Schulkamerad und einige Artillerieoffiziere Gäste. Wir wurden vortrefflich bedient. Nach Tische kamen der Richter (?) mit seiner Frau, der Vater der jungen Frau, später Kárner mit Hampel. Wir blieben bis ½ 7 h, da empfahlen Hampel und ich uns und gingen ins Schattenspiel zum Capelletti. Kárner führte Therese nach Haus, die Pauline war ihre Gesellschafterin, und fuhren in die Kantate „Anakreon“ vom Cherubini, die zum Besten der Wohltätigkeitsanstalten im Redoutensaal gegeben, und schlecht produziert wurde. Die Laucher, Müller und Maurer fielen ganz durch, es war auch leer. Beim Capelletti war eine schöne Gesellschaft, ich traf Compagnie und so verstrich der Abend angenehm. Erdödy, Pálffy, Glady (?), Delmonth (?) mit ihren Schönen, die 4 DeCaro, Angiolini, Gallet, Gioja, Horn (?), Ethmajor (?) etc. waren alle da. Um 10 h kam ich nach Haus und gleich ins Bett. Band 05 (V.), Seite 64v
2812 1805 4 15 Kalt, trübe, windig, früh regnete es eine Stunde. Früh, wie dieser Tage, zum kranken Quarin, dann zum Grafen, wo ich einen Brief an den Prälaten P. Nicolaus von Michaelbeuern bei Salzburg konzipierte. Nach 12 h kam ich nach Haus und führte Therese in vollem Staat, in dem weißen mit Spitzen besetzten Kleide angetan, über den Kohlmarkt, Graben zu ihrer Mutter speisen. Der Wind hinderte uns, die Promenade auf der Bastei zu machen. Ich fand Treitschke, speiste mit ihm im Römischen Kaiser und tranken im Bürgerspital Kaffee. Dann nach Haus, wo ich allein war und arbeitete. Therese kam um 5 h nach Haus, um Toilette zu machen. Sie sang im Kärntnertor-Theater „Wandernde Komödianten“, dann „Verlegenheit durch Zufälle“. Ich begab mich ins Burgtheater „Ehrsucht und Liebe“, Lustspiel in 4 Akten aus dem Französischen des Picard von Frech, nachher „Die Einquartierung“, Lustspiel in einem Akt. Das neue Lustspiel missfiel und würde mich sehr ennuyiert haben, hätte ich nicht einen Plausch gefunden und mich so durch Compagnie entschädigt. Drei Redoute-Billetts von heute gab ich den Brandlischen, die ich damit sehr angenehm überraschte. Nach dem Theater gleich ins Bett. Band 05 (V.), Seite 65r
2813 1805 4 16 Osterdienstag. Bäckeraufzug. Ein schöner Tag. Gewöhnlicher Vormittag, mittags allein. Nach Tisch kam der Silberarbeiter Winkler, bei ihm bestellten wir von Silber ein Schaffl zum Zucker und 2 Lichtscher-Tatzeln. Nachher Therese und ich allein in den Prater, vorher sahen wir der Szilinska ihr Haus an. Beim 2. Kaffeehaus nahm Therese Gefrorenes und ich Kaffee. Da gesellte sich Schmirer Carl zu uns, dann fuhren wir in die Stadt. Therese blieb zu Haus und ich begab mich ins Theater an der Wien, zum 1. Mal „Das 2. Gemälde der Modesitten“ von Gewey. Gewey begegnete mir am Tor, wir gingen zusammen ins Theater. Es war voll, plauderten, ich traf den Rat Tannenberg (?), Gyrowetz etc. und so war ich in Compagnie angenehm unterhalten. Das Stück machte keinen Lärm, aber gefiel. Die Mariahilfer Linie und das Dachzimmer machten guten Effekt. Die Gedanken wegen Kutschieren, transparenter Kleidung, Negozianten, der Stand, der am meisten glänzt, wurden sehr applaudiert. Band 05 (V.), Seite 65r
2814 1805 4 17 Aufgebotsfeier. Vormittags trübe, nach Mittag sanfter, nützlicher Regen. Früh ging ich mit Kárner und Baumann herum, um die Corps der Bürger aufmarschieren zu sehen, dann zum Grafen, wo ich bis 12 h blieb. Um 12 h holte ich Therese ab, die ich zum Jos[eph] Weigl wegen Laxenburg führte und die bei ihrer Mutter speiste. Ich schlich herum, es ward schwül. Ich fing zu schwitzen an, traf Compagnie und speiste beim Hirschen. Nach Mittag war ich beim Taroni, später bis ½ 8 h zu Haus. Dann ins Kärntnertor-Theater, Therese sang in „Uniform“. Ich war meistens auf dem Theater, es war voll. Ich hörte Nachrichten von Brünn durch Schikh, erhielt die Theaterankündigung und den Komödienzettel vom „Gustav“, übersetzt von Castelli, Schauspiel in 5 Akten. Es gefiel wenig. Die Szenen des Geliebten Fichtl (?) missfielen ganz. Man befürchtet, dass es wie unter Rothe ein Familientheater wird. Alles fürchtet für Mayer, wenn er für Frau und Tochter so eingenommen bleibt. Zahnt (?), und der in Brünn so gehasste Moreau gefielen. Die Schlusskantate, in der die Sänger nicht gefielen, war ein Dank für den erhaltenen Beifall, anstatt Arnschluss (?) und wurde nicht gut aufgenommen. Nach der Oper gleich in die Redoute zum Besten der Wohltätigkeit. Es waren über 2000 Menschen und eine gewählte Gesellschaft. Um ½ 12 h wurde auf Veranstaltung der Kaiserin, meistens von Hofleuten, worunter auch Nitschner war, eine Ritterhochzeit samt Schild- und Kontratanz von 24 Rittern und Damen und 12 Reitknechten aufgeführt, der recht artig war. Koch und ich waren an den Schranken und sahen es recht gut. Nachher wurde herumgeschlichen, fand zwar Compagnie, doch wenig Bekannte. Um ½ 3 h nach Haus. Band 05 (V.), Seite 65r
2815 1805 4 18 Abwechselnd Regen. Sehr früh zum Grafen, dann zu Brandmayer und Oberst Liederskron, wo ich lange blieb. Mittags waren wir allein, nach Mittag arbeitete ich, ruhte aus. Da kam der Graf zu uns, weckte mich und machte mir mehrere Aufträge. Abends ins Kärntnertor-Theater „Savoyarden“ und „Tiroler“. Im Parterre fand ich Schikh, der mir üble Neuigkeiten von Brünns Theaterdirektion, von der ganz verunglückten „Elise Valberg“, dem Fall der Mayer und Sanenz zu lesen gab. Die Sanenz wurde bei Auf- und Abgang belacht, und ihr Geliebter Fichtl (?) bezischt. Nach dem Theater soupierte ich etwas mit dem Wallaschek, dann ins Bett. Band 05 (V.), Seite 65v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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