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Anzeige von 2821 - 2825 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2821 1805 4 24 Des besten Vaters Namenstag. Veränderlich, mitunter auch Regen. Im Kärntnertor-Theater „Caliph von Bagdad“ und „Tiroler Jahrmarkt“. Vormittags zu Haus und zum Starhemberg. Mit Therese fuhr ich zu Brandmayer und Liederskron. Mittags allein. Bis 4 h arbeitete ich, schrieb dem Grafen, dass die Liederskron das 6.Prozent oder in einem halben Jahr das Kapital zurück will, dass sich die Cavriani bessere und dass der Starhemberg seine Loge zu den „Horatiern“ will. Nach Tisch mit Therese und Neumann Resi in den Prater. Im Prater beim 2. Kaffeehaus tranken wir Kaffee und nahmen Gefrorenes, Kárner kam nicht nach, weil es stark zu regnen, endlich zu gießen anfing. Neumann wartete unser, setzte sich ein und fuhr mit uns bis zum Wasser, trank mit uns Kaffee, dann fuhren wir im größten Regen in die Stadt. Resi und ich, weil wir vorn saßen, wurden sehr nass. Therese machte um 6 h Toilette. Nach 6 h kam Kárner, blieb bis 7 h und erzählte, dass heute von den Cavalieren wegen Übernahme der 3 Theater bei Jos[eph] Schwarzenberg die erste Zuammentretung war, dass dabei Fürst Jos[eph] und Carl Schwarzenberg, Lobkowitz, Trauttmannsdorff, Joh[ann] Liechtenstein, Jos[eph] Erdödy, Kanzler, Graf Koháry, Finanzpräsident, Graf Jos[eph] Carl Dietrichstein, Regierungspräsident, Johann Pálffy und Fürst Esterhàzy, nebst dem Kuppler des Ganzen, Joël waren. Wehe manchem braven Subjekte, wenn der --- eine Stimme bei der Regie hat. Graf Carl Zichy soll aufhören, Finanzpräsident zu sein. Mit Kárner ging ich vom Haus in Compagnie herum und ins Kärntnertor-Theater. Band 05 (V.), Seite 66r
2822 1805 4 25 Regen, trübe. Früh ins Haus zum Grafen, später zum Zepharovich, wo ich mich eine Weile mit der Doria (?) unterhielt, brachte den unterfertigten Gewölb-Kontrakt, etc. Therese hatte die erste Probe von „Raul von Crequi“ als Gräfin Elise. Mittags waren wir allein. Bis Therese aus der Probe kam, las ich im „Freimütigen“ und las in No. 42, Februar – ich führe hier Kotzebues Worte an –: „Und ich denunziere nunmehr diesen Greuel vor ganz Europa. Ich sage laut: Am 4. Dezember 1804, des Morgens gegen 10 h ist zu Neapel ein Mensch – eine Weibsperson –vor der Bude eines Schusters des Hungers gestorben. Der König fuhr heute auf die Jagd. Ich sah zwanzig bis dreissig seiner Hunde vorbeiführen, sie waren alle wohl genährt. Kotzebue.“ Dies empörte mich, fühlte das Schreckliche ganz, begreife aber doch nicht, wie die Berliner Zensur den Druck dieser Schandtat erlauben konnte. Nach Mittag arbeitete ich, es heiterte sich aus, gegen Abend trübte es sich wieder. Abends blieb Therese zu Haus und strickte an ihren Spitzen. Ich ging ins Burgtheater, zum ersten Mal „Der Korb“, nach einer Anekdote von [Maltitz.?], nachher „Die Entführung“ von Jünger. Roose als Hausknecht, die Laucher als Stubenmädchen gefielen, wie auch das ganze Stück. Bei der „Entführung“ ging ich ins Michaeler Bierhaus, soupierte etwas, und kam zum Schlusse des 2. Akts wieder. Es war leer, ich fand wenig Compagnie und langweilte mich, wozu mein unglücklicher Verlust des Traurings die alleinige Veranlassung war. Ich eilte gleich, einen neuen zu bestellen, gab aber zugleich im ganzen Theater Kommission, nachzusehen, weil ich selben vermutlich durch Abziehen des Handschuhes abstreifte, der mir weit war. Ich bin darüber sehr bestürzt und sehr besorgt, dass es nur Therese nicht erfährt. Heute schrieb ich meiner Mutter. Band 05 (V.), Seite 66r
2823 1805 4 26 Trübe, Regen. Früh sah ich gleich wegen meinem Ring, ich bin so unruhig; mittags erhielt ich ihn und gab dafür 5 fl.. Ich war im Haus des Grafen, bei Ganton (?), etc. Therese speiste bei ihrer Mutter, ich verfügte mich ins Gasthaus zum Matschakerhof, und traf da Ernst von Ödenburg und Starke (?). Ich naschte schon vorher und hatte wenig Appetit. Bei Richart fand ich die Spuler, der ihr Sohn Carl am Montag eine Bäckenwitwe heiratet. Nach Mittag zur Polly, wo die Comte (?) und die Teuberschen (?) waren. Ich machte Lazzi mit ihnen, mit dem Mädchen Polly, dass ich nicht aus Steingut-Geschirr Tee oder Kaffee trinken mag. Nachher fuhr ich mit Therese allein in den Prater zum Lusthaus, stiegen bei den Kaffeehäusern ab und promenierten. Es war heiter, aber kalt. Um 7 h kamen wir zurück. Ich setzte Therese bei ihrer Mutter ab und ging ins Kärntnertor-Theater. Zum 2. Mal „Der Korb“, dann „Das Findelkind“. Es war nicht voll. Im Parterre plauderte ich mit Etzelt, Weidmann. In der Loge fand ich Compagnie, eine Weile ging ich ins Bierhaus und so passierte der Abend. Band 05 (V.), Seite 66v
2824 1805 4 27 Wie wohl tuts uns, es ist einmal wieder heiter. Früh arbeitete ich bis 10 h, dann ins Haus nachsehen etc. Vor Tische trank ich mit Kárner im Kaffeehaus zur Krone Schokolade, dann ging ich zu ihm. Therese arbeitete zu Haus, mittags waren wir allein. Nach Mittag kam die Neumann mit ihrer Tochter Resi. Ich arbeitete bis 4 h, dann kam Kampf und brachte in Kopie den Schuftenstreich vom Mayer und Csermak, dass letzterer künftig die Obligationen kaufen soll. Ich freute mich über seinen Biedersinn, seine Anhänglichkeit. Um 4 h fuhren Therese, die Resi und ich in den Prater, kamen mit Kárner und Ernst zusammen. Um 6 h erhob sich ein richtiger Sturm, es donnerte und blitzte, ein Regenguss folgte, als wir noch in der Praterallee waren. Zu Hause wartete unser Polly, die mit mir Fisch speiste und Bier trank, die Resi trank Schokolade, Therese Kaffee. Ich ging ins Kärntnertor-Theater, zum 3. Mal „Korb“ und „Vologesus“. Ich war meistens auf dem Theater. Band 05 (V.), Seite 66v
2825 1805 4 28 Am Vormittag heiter. Ich arbeitete bis 12 h, machte dann eine Promenade in Compagnie und ging zum Brandl. Therese speiste bei ihrer Mutter. Am Vormittag schrieb ich meine Gründe zusammen, die zum Verwerfen dieses schändlichen Antrages wegen Ankauf der Obligationen durch Csermak dienlich sind. Nach Tisch promenierte ich auf dem Graben mit Kárner und um 4 h fuhren Therese und ich in den Prater und in der großen Allee auf und ab. Therese sang im Kärntnertor-Theater in den „Wandernden Komödianten“, die Resi tanzte, nachher der „Tiroler Jahrmarkt“. Therese sang schön und die Resi tanzte sehr herzig. Der Finettl machte auch seine Lazzi, sprang herum, bellte und machte lachen. Im Parterre schwätzte ich mit den Grünbergischen, die mir erzählten, dass heute um ¼ auf 2 der Fillenbaum vom 2. Stock des Landhauses herabstürzte und gleich tot blieb. Ich erschrak darüber recht sehr. Im Parterre sprach ich Schikh, Ringer mit seiner Lini, der eben von Eisenstadt kam und mehr Bekannte. Im Ballett war ich auf dem Theater, lud Hornung für morgen ein, der es zusagte, dann nach Haus. Band 05 (V.), Seite 66v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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