Früh heiter, nach Mittag trübe. Früh um 8 h zum Grafen, wo ich bis Mittag war. Heute ritt die Kunstreiter-Gesellschaft des DeBach erstmals en parade durch die Stadt. Therese arbeitete und ich ging mit dem kranken Finettl spazieren. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich. Heute sagte ich dem Keglevich derb die Meinung wegen seiner Anmerkung der Fiaker in einem Briefe. Mit Therese über die Bastei, wir begegneten den Gulyás und nahmen sie mit. Es türmten sich mächtige Gewitterwolken auf, donnerte, blitzte, und endigte sich in einem sanften warmen Regen, der die ganze Nacht anhielt. Abends begab ich mich ins Burgtheater „Geschwister“, Antonie Adamberger zum 3. Male als Marianne, danach „Verlegenheit durch Zufälle“, dann ins Kärntnertor-Theater „Jäger“. Um 9 h war ich zu Hause, arbeitete eine Stunde, dann ins Bett.
Band 05 (V.), Seite 68r
2832
1805
5
5
Kalter Nordwind, abwechselnd Regen. Unselige Institutssitzung, bei der ich Feuer in allen Ecken erwarte. Früh zum Grafen, dann zur Sitzung. Ich kam etwas zeitlicher und fand den Csermak mit Mayer in Beratschlagung begriffen. Nach 10 h begann sie, nach 11 h erst kam Kuefstein. Als die übrigen Punkte vorüber waren, langte Mayer den infamen Vorschlag unter seinem Tisch hervor und gab ihn dem Kuefstein zu lesen. Ich, Massbruck besonders, Kampf samt dem Esch protestierten feierlich, er wurde auf der Stelle verworfen und Mayer, Ernst (?) mit Csermak mussten mit Schande abziehen. Sie dauerte bis nach 12 h und endigte sich glorios für mich. Ich machte noch in Compagnie eine Promenade, traf Kárner, Kühnel mit Stessel, mit diesen engagierte ich mich im Augarten zu speisen. Therese aß in Compagnie der Polly. Wir schlichen hinaus und setzten uns an dem kalten Tag in den Garten, wir waren auch die einzigen. Im Saale tranken wir Kaffee, plauderten mit Rauecker (?), dessen Adelserhebung mit dem Prädikate Lilienheim ich in der Zeitung las und wozu ich ihm meinen herzlichen Glückwunsch machte. Allein gingen wir in die Stadt, brachte Therese Bäckerei und fand bei ihr die Gabrieli. Ging mit Stessel ins Theater an der Wien „Kapellmeister“, worin Elmenreich glänzt; vorher „Keinen Schwiegersohn ohne Amt“, worin Dupré paradierte. Ich war in Compagnie und in der Nähe der Pfaffen, welches mich ennuyierte. Auch war ich so nicht gut gestimmt und langweilte mich. Therese sang im Burgtheater in den „Wandernden Komödianten“.
Band 05 (V.), Seite 68r
2833
1805
5
6
Kalter Wind wie im November, schlechter Anfang des Marktes. Den ganzen Vormittag beim Grafen und eine Weile bei der Generalprobe der „Horatier und Curiatier“. Mittags allein, nach Tisch arbeitete ich bis 4 h, dann zum 1. Mal De Bachs Kunstreiter-Gesellschaft zu sehen. Schon war das Publikum versammelt und noch bauten Zimmerleute an den Gerüsten. Es wurde sehr voll und amüsierte die Gesellschaft. Ich stand fort an der Barriere. Um ½ 5 h begann das Spektakel, um 6 h war es schon geendet. Sie sind geschickt, aber ich sah nichts Neues. Ich ging dann herum.
Band 05 (V.), Seite 68r
2834
1805
5
7
Nicht so kalt. Den Vormittag beim Grafen und Kárner, mit Stessel und Eckhart durchstrich ich den Hof. Mittags allein. Therese machte mir schiefe Gesichter, dies verdross mich und so sprach ich unterm Essen nichts. Nach Tische kam Rösner, der die Bücher rangiert. Ich arbeitete bis 5 h, dann mit Therese und Rösner auf den Ballplatz im Stadtgraben. Nachher in beide Theater „Balboa“, im Kärntnertor-Theater „Kurze Ehe“ und „Verlegenheit durch Zufälle“. Ich suchte Compagnie, schlenderte herum, war in den Plätzen.
Band 05 (V.), Seite 68r
2835
1805
5
8
Ein schöner Tag. Den Vormittag beim Grafen. Stessel und ich durchstrichen den Markt, sahen De Bachs Gesellschaft reiten und fuhren mit Kárner und Kühnel in den Prater zum Einsiedller speisen, aßen gut, tranken in der Galanten Allee beim Wagner Kaffee. Um 6 h fuhren Stessel und ich in die Stadt. Therese war mit Goldmann im Stadtgraben, um die Ballspieler zu sehen. Rösner und ich eilten nach, fanden sie aber nicht mehr. Abends ins Kärntnertor-Theater, zum ersten Mal „Horatier und Curiatier“ renoviert, Opera seria in 3 Akten, Musik von Cimarosa. Crescentini und Bianchi traten auf, Campi sang auch. Es war nicht voll. Bianchi wurde beim Auftreten sehr applaudiert, als er zu singen anfing und distonierte, wurde er in der nämlichen Minute vom Publikum ausgelacht. Die Oper dauerte bis um 11 h. Ich war im Orchester und harrte mit eisernem Mute bis zum Ende aus. Sie gefiel so wenig wie das erste Mal.
Band 05 (V.), Seite 68r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).