Heiter, windig, abends trübe. Erstes Feuerwerk, Eintritt 24 x. Vormittag beim Grafen, mittags waren Jean und Eckhart unser Gast. Finettl erkrankte und machte Therese so besorgt, dass sie für die Frau Hundsdoktorin Bohrer einen Hut mit Atlas machte und gleich samt dem Finettl hintrug. Nach Mittag war ich zu Haus. Moreau war da, ich übergab ihm der Weissenthurn ihre, und Huths (?) Lustspiel, um selbe gleich nach Brünn zu schicken. Therese und ich gingen wegen einem Spinettl zur Gulyás, dann ich in den Prater. Es war leer, ich ging mit Kárner und Hampel, später mit Wisenfeld herum und unterhielt mich in Compagnie. Das Feuerwerk, dessen Haupt-Dekoration der Porzellan-Turm aus China, war sehr mittelmäßig. Therese war allein, eine Zeitlang auch Polly mit ihr. Heute starb in Weimar der erhabene Dichter Friedrich Schiller im 45. Jahre an einem bösen Typhus mit Seitenstich.
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Kalt, windig, in der Nacht Regen. Den Vormittag beim Grafen, auf dem Markt. Therese hatte Probe von „Crequi“. Mittags war Eckhart unser Gast, nach Mittag zu Haus. Abends ins Burgtheater,„Wandernde Komödianten“, dann „Tiroler Jahrmarkt“. Im Kärntnertor-Theater „Korb“, zum 2. Mal „Seelenadel“, Schauspiel in 2 Akten von Caché, eine Anspielung auf den Juden Levi, den der Koch spielt. Heute kaufte ich mir Halstücheln und auf 4 Beinkleider Casimir. Nach Tische überraschte uns meine liebe Mutter auf die angenehmste Art, ohne dass wir es ahnten. Sie trat mit Jean und der Uhrmacher in dem Augenblick ein, als wir mit Scheiger und der Turnau Schinken aßen und Chambertin tranken. Therese ging mit ihr spazieren, ich arbeitete und führte sie am Abend ins Burgtheater, wo ihr zu Liebe der kranke Fimettl spielen musste. Wir unterhielten uns, ich war eine Zeitlang in Compagnie, dann schlich ich herum, war auf dem Theater und so passierte der Abend angenehm. Nach dem Theater ins Bett.
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Ein schöner Tag.. Früh zu Kárner, in Compagnie zu Stessel auf den Markt, Theaterkasse, dann immer beim Grafen. Therese hatte Probe von „Crequi“. Mittags waren meine Mutter und Jean unsere Gäste. Nach Mittag ging ich nach Gumpendorf zum Büsser, Therese und meine Mutter begleiteten mich und machten in der Retour eine Visite dem Rosny (?) Ich ging nach Haus, arbeitete, da kam der Graf und bestellte mich selbst auf morgen schon um ½ 7 h zu ihm. Abends ging ich anfangs ins Kärntnertor-Theater „Horatier und Curiatier“, Nina singt statt Rosalie, dann ins Burgtheater „Lohn der Wahrheit“. Da ich Compagnie traf, so blieb ich. Ich war müde, eilte nach dem Theater nach Haus und ins Bett.
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Windig, aber heiter. Nach 6 h früh schon zum Grafen, wo ich den ganzen Vormittag in Justiz- und Tauschgeschäften arbeitete. Mittags speiste ich in Compagnie Bal[assas ?] im Lamm, unterhielten uns nach Mittag, und begaben uns abends ins Leopoldstädter Theater, „Waffenruhe in Thüringen“, 2. Teil. Elendes Zeug, ich langweilte mich sehr. Therese speiste mit meiner Mutter bei der Uhrmacherin und war abends bei ihrer Mutter, von wo ich sie selbst abholte und mit Czermak auf dem Graben mit Gefrorenes bediente. Müde und matt legten wir uns um 11 h ins Bett.
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Kalt, trübe. Urteilspublizierung des Anton Lunzer, Raubmörders, 29 Jahre alt, katholisch, ohne Profession, nach 3 Tagen – Donnerstag – , zum Strang. Der Mord geschah am 19. März, abends zwischen 8 und 9 h. Die Gemordete, mit 37 Wunden, 6 Schnitt- und 31 Stichwunden, hieß Anna Träutler (?) und war Witwe eines Herrschaftsbedienten, bei 40 Jahre alt. Früh zum Grafen, zum Chevassier (?), Faber, Winkler wegen Salzfassl. Dann auf den Markt, bei Walser (?) kaufte ich für Therese einen türkisch gedruckten gestreiften Schal. Im Vorbeigehen war ich Zeuge der Urteilsverlesung und beobachtete den Mörder genau. 2 Schergen führten ihn auf die Bühne und 2 Chirurgen labten ihn ein paarmal. Ich fixierte ihn beim Urteil selbst, bemerkte in des Mörders Angesicht keine besondere Bewegung. Therese hatte Probe von „Crequi“, in der die Eigensatz, Laucher und Menner mit den Rollen tauschten, zum Nachteil der Oper. Polly war unser Gast. Vor Tisch war die Csekonicsbei uns – ich sah sie aber nicht – und brachte Trauergedichte auf den Tod des vor einigen Tagen am 10. verstorbenen Johann Haydn. Nach Tische kam Kárner, mit dem durchging ich den Markt, vorher arbeitete ich. Therese säumte ihren neuen Schal und Bulla machte ihr einen kurzen Besuch. Abends ins Burgtheater, zum 3. Mal „Seelenadel“, dann Divertissement. Vorher begegnete ich die Csekonics mit ihrem Carl, die Therese besuchte und morgen zum Speisen geladen wurde. Im Theaer plauderte ich mit der Grünberg, Prinz (?), schlief ein wenig, blieb aber der Compagnie wegen. Dann war ich mit dem Advokaten Sonnleithner, der heute mit Fink den Vergleich schloss, im Bierhaus zur Möhrung. Fand da Kampf und eine gewählte Gesellschaft.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).