In Eisenstadt. Ein schöner Tag. Um ½ 7 h stand ich auf, schrieb Theresen einen langen Brief, frühstückte zu Haus und erwartete Prinster und Elsler, die erst um 9 h zu Kárner kamen, mit dem ich plauderte. Er ging zum Fürsten, ich mit ihnen in den Garten, zum Feuerwerker Wiener, zur Dampfmaschine, in den Saal, wo kleine Probe war und ich mit [?, Name fehlt] und Hummel sprach. Kárner hatte um 12 h Probe von den „Kleinstädtern“, ich ging zu Ringer speisen, wo seines Schwagers, des Propsten Pointner Geburtstag gefeiert wurde, 51 Jahre. Ich unterhielt mich vortrefflich. Nach 3 h fuhren Ringer und ich zur Batterie und zum neuen Gloriett, dann in den großen Saal, zu Kárner und mit ihm bis gegen Müllendorf. Dann zur Probe, in welcher sicher 200 Menschen waren. Sie fiel sehr unfriedlich aus, Rotter und der Tenorist zankten sich öffentlich. Kárner musste wieder Frieden stiften. Den 2 versprach ich, sie morgen früh zur Batterie und auf den Leithaberg zu führen. Um 9 h zu Kárner, seine Rolle zu passieren, dann nach Hause.
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In Eisenstadt. Ein heiterer Tag, nur früh war ein Nebel. Um ½ 7 h früh kamen des Kárner seine Langschweif (?), ich holte die [?, Name fehlt] ab, nahm auch Fenzl mit, fuhren zur Batterie mit 12 Kanonen, im Wald über den Leithaberg. Im Garten stiegen wir aus, ging mit ihnen ins Feuerwerks-Depositorium und auf den Turm. Die Mädchen hatten Kantaten-Probe, ich ging nach Hause frühstücken, schrieb für Kárner, ging zu ihm. Ließ mich da frisieren, dann nach Hause zum Speisen. Nach Tische zu Kárner, wo ich Theaterbilletts erhielt, die ich auszuteilen begann. Abends war im kleinen Saale Musik, anfangs eine kleine Symphonie von Mozart, dann von Hummel ein Doppelkonzert auf Pianoforte und Violine, von ihm und Luigi (?) gespielt, zum Schluss seine Kantate, in welcher der lederne Tenorist Greiller (?), und die beiden mit Rotter sangen. Vor der Musik sprachen Propst Pointner, Kárner und ich den Grafen, der eben ankam. Die Laucherschen führte ich nach Tische zu Polzelli, wo sie von ihm ein Horn-Konzert hörten.
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Maria Geburt. In Eisenstadt. Heiter, aber windig. Ich erhielt von Therese einen Brief, der mich sehr freute und den ich gleich beantwortete. Bei Kárner machte ich Toilette, er gab mir einen Brief von Lang, den ich auch beantwortete. Fremde rücken von allen Gegenden an, nur sah ich wenig schöne Leute und wenig Bekannte. Im Schloss wurde ein Amt von Haydn gemacht, da kam ich mit Rohrweck und Frau zusammen, mit denen ich schwätzte. Mittags waren wir allein bei meiner Mutter. Ich schlich den ganzen Tag bald mit diesem, bald mit jenem im Garten, beim Feuerwerk und der Dampfmaschine herum, wo ich mit Langreuter und Fischer öfters zusammen traf. Kárner sah ich nicht, er war sehr beschäftigt und wegen Billetten geplagt, ich nicht viel minder, 50 habe ich verteilt. Um ½ 8 h begann das Feuerwerk, es gelang nicht sehr. Der Rauch verhüllte die Dekorationen, dann brannte es wenig gut, die Raketen stiegen nicht hoch genug. Wiener erntete kein Lob. Nach dem Feuerwerk Oper „Die beiden Füchse“, so-so. Der Rittmeister verdarb viel, man sagte, Greiller gehöre in die Krautkammer und nicht auf die Bühne. Lendváy und der Bube Kastner gefielen. Rotter gab den Maler viel zu grob. Um ½ 12 h kamen wir erst nach Haus.
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Namensfest Maria. Ein schöner Tag. Zu Kárner, Toilette machen, dann zu Csekonics und um 9 h in die Bergkirche zu Pointners Predigt, und Fuchs' Amt zu hören. Letzteres gefiel mir sehr. Lipovsky (?) schlug Orgel, ich lud ihn, Walnefer und Joseph Brandl zum Speisen. Gestern kam die Mayer aus Ödenburg mit ihren Schwestern und Schwägern aus Linz, 5 Personen, die bei uns übernachteten. Nach dem Amt war das Te Deum, bei welchem die Kanonen abgefeuert wurden. In 10 Wägen fuhren die Herrschaften in die Kirche. Nach dem Gottesdienst war im kleinen Saal die Gratulation. Bei uns war heute große Tafel. Um 4 h besuchten ich, Brandl und Walnefer den Ringer. Ich versah sie mit Theater- und Ball-Billetts und gingen zusammen in den Garten zur Dampfmaschine. Von da ins Schloss, wo mich Strack aufsuchte, und sagte, er sei auf einer Wurst von Nadelburg – dem Batthyány – mit Kamper (?) und Frau, Dr Schönauer (?) und Frau, Götzl (?) und Magistrat angekommen. Ich gab ihm Billetts in Theater und Ball. Bei der Tafel, beim Segen und abends wurden die Kanonen abgefeuert. Alles quälte mich, Billetts zu erhalten, ich teilte viele aus. Nach 7 h begann die Oper, und nach selber der Ball. Es war sehr voll, besonders der Ball. Ich bitte Schönauer, die Damen zu holen, die schon im Theater waren und von da gleich in den Ball kamen. Die ganze Gesellschaft von Strack, dann Rohrweck und Frau bediente ich mit allem, was da war. Ich gab mir alle mögliche Mühe, ihnen den Abend angenehm zu machen. Um 1 h begab ich mich nach Haus, ich war den ganzen Tag auf den Beinen und sehr müde. Brandl und Walnefer waren auch auf dem Ball, auch die bediente ich. Brandl gng mit mir nach Hause. Unsere Ödenburger Gäste verließen uns heute schon. Bei der Tafel waren 64 Personen, aber wenig Bedeutendes.
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In Eisenstadt. Warm, in der Lustmaiss. Früh schrieb ich Therese durch den Bedienten Franz, und gab ihm den Auftrag, von der Jagd 4 Hasen und 8 Rebhühner gleich wegzunehmen. Dann zum Grafen, dem ich Pferde bestellte, um gleich von der Jagd wegfahren zu können. Später zu Kárner, wo ich lange war, zu den Laucherschen, die ich engagierte, mit mir nach Tische auf eine Jause nach Müllendorf zu fahren. Hummel hatte sie zwar schon engagiert, mit dem unseligen Tenoristen und seiner Mutter auszufahren, er würde vorreiten. Sie sagten‘s ihm aber ab. Von da zum Prinster, wo sich der Hornist Mackowitz (?) mit seinem Sohn hören ließ. Fuchs war da, mit ihm plauderte ich eine Stunde. Um ½ 1 h zur Csekonics speisen, wir waren allein. Nach Tisch schlief ich eine Stunde. Um 3 h kam Kárners Wagen mit den Engelländern zum Engel. Hummel, der mit den Laucherschen nochmals zankte und sie durchaus mit sich haben wollte, nahm seine Zuflucht zum Paul, um zu verstehen, wohin wir fuhren. Dies war die Ursache, dass die Pferde nicht ruhig standen und die Stange abschlugen. Hummel saß schon zu Pferde, auch des Engel-Wirts Wagen war bereit. Nun kam Vadász, diesen schickte ich zurück in den Stall um einen anderen Wagen, und sagte ihm, er möchte gleich beim eisernen Gitter über die Weingärten fahren. Ich führte die Mädchen aber beim Steinbruch vorbei über die Stierwiese auf den Höfleiner Weg. Vadász kam bald nach, wir fuhren über die Wiesen und Felder bis nach Wulkaprodersdorf, von da auf der Straße nach Müllendorf. Hier stand schon Wagen und Pferde von dem fatalen und dummdreisten Hummel. Rohrweck und Frau warteten unser im Keller. Wir gingen hinein und hörten, dass Hummel schon bei Rosenitsch bei einer Bouteille sitze und sich sehr keck betrage. Zusammen gingen wir gleich zum Pfarrer, ließen beim Rosenitsch Hendl backen, und als sie aufgetragen wurden, erschien Hummel mit seiner Mutter und Greiller, setzten sich zu uns und aßen und tranken um den Vorzug, welche Keckheit ! Ich war sehr höflich, doch er voller Zorn, doch wagte er nichts zu sagen. Rohrweck fuhr um ½ 6 h nach Wien, wir besuchten noch einen Augenblick die Rosenitsch – er ist in Wien – und fuhren dann im Galopp zurück. Hummel wollte sich forcieren, ritt vor, konnte das Pferd nicht erhalten. Es nahm Reißaus, er hielt sich im Sattel und saß wie angepappt. Welch ein unsinniger Mensch ! Ich habe nie einen schlechteren Reiter gesehen. Er macht sich vor allen Menschen lächerlich, verächtlich ist er ohnehin schon. Wir waren in 20 Minuten in der Stadt. Vadász und ich gingen in das Schloss, schickten den Laucherschen einen Wagen, waren im Saal, sahen noch ein Stück Probe, dann begann die Symphonie. [ ?, Name fehlt] ließ sich auf dem Baryton hören, ein gewisser Weissgerber (?) blies ein Klarinetten-Konzert, Hummel phantasierte, zum Schluss eine Kantate, bei deren Anfang ich mit meiner Mutter nach Hause ging. Im Saal fand ich Kárner. Da mich schon seit 4 Tagen die [Laucher ?] quält, uber Baden nach Hause zu fahren, er fand den Plan nicht unmöglich, außerdem fahre ich mit Giáy. Kárner ging in den Saal um mit Canto zu reden. 20 Stück Bücheln von den „Beiden Füchsen“ teilte ich in den Tagen aus, auch von der Kantate.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).