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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2546 1804 7 23 Ein schöner Tag, abends Regen. Früh ins Haus zum Grafen, wo ich wegen Grobheiten des der Livrée entwischten Jos[eph ?] viel Verdruss hatte, und nach Tische auch dem Grafen um Genugtuung schrieb. Mit Arbesser ging ich, die Renovierung des Josephstädter Theaters zu sehen, welche recht armselig ist. Sonst wie gewöhnlich. Mittags war Eckhart unser Gast. Nach Mittag 5 h fuhr Therese und Rosalie mit mir in Geschäften auf die Wieden, Porzellanfabrik und zum Brandmayer. Dann holte sie Richart und sie gingen zusammen ins Kärntnertor-Theater, zum ersten Mal „Verwechslungen“, Oper in 2 Akten aus dem Französischen, Musik von Nicolo (?). Das Merkwürdigste, dass darin Demmer, Neumann und Leissring (?) sangen. So sehr ersterer Furore machte, so ganz fiel letzterer durch. Nur passieren ließ man die Oper. Nach selber bediente ich die Damen beim Bürgerspital mit Gefrorenem. Band 05 (V.), Seite 35r
2547 1804 7 24 Trübe. Den Vormittag zu Haus. Mittags speisten Richart, Eckhart, Rosalie und jung Weidmann bei uns. Wir waren guter Dinge und tranken auch Champagner. Nach Tisch kam die Bulla und blieb den Abend bei Therese. Nach Tisch ging Therese mit Therese zur Spuler gratulieren. Ich war zu Haus, unterhielt mich mit Bulla und begab mich abends ins Theater an der Wien „Dienst und Gegendienst“, „Wal[tron“s] 2. Teil. Ich fand Compagnie, kam zwischen Blumenkron (?) und Schmirer zu sitzen. Viel Spektakel, der Hof war da. Nach dem Theater nach Haus. Bei Therese war den Abend auch die Jeanette. Band 05 (V.), Seite 35r
2548 1804 7 25 Windig, großer Staub. Früh zu Scheiger, dann mit Therese zu Brandl und Vetter gratulieren. Später ins Haus, zu Richart, mittags allein. Nach Tisch zum Grafen, der von Baden kam. Abends ins Josephstädter Theater, verschönert und erneuert, zum 1. Mal eröffnet mit einer Pantomime von Worelly „Dr. Faust“, nach dem gewohnten Schlag, sehr schlecht. Es war auch leer. Ich fand Compagnie, dies machte mir das elende Zeug erträglich. Nach dem Theater führte ich Therese spazieren, sie aß im Bürgerspital Gefrorenes. Band 05 (V.), Seite 35r
2549 1804 7 26 Am Vormittag schön, nach Mittag trübe, abends Regen. Drittes Feuerwerk im Prater. Den Vormittag wie sonst. Therese aß bei ihrer Mutter, blieb auch den Abend da und bediente sie mit Gefrorenem. Ich aß bei Richart, nach Mittag bis 7 h beim Grafen. Dann mit Stegmayer und Gattin in den Prater. Da fand ich Töpfer, später die Spuler mit Nanett und Richart. Ich promenierte bei den Kaffeehäusern, dann auf’s Feuerwerk. Einige Male fing es zu regnen an. Das Feuerwerk war eines der schönsten, das je Stuwer gab. Besonders gefiel mir die Frente (?) mit dem Telegraphen und der Devise: „Nettchen, du hast gesiegt. Dein ist sein Herz. Er liebt dich treu, bekränze ihn mit Rosen“. In der Dekoration war der Regenbogen von vortrefflicher Wirkung. Nach dem Feuerwerk kutschierte ich mit Spulers Pferden nach Hause und ins Bett. Die Loge zu den Springern hatte Buchh[ändler?] Beck. Band 05 (V.), Seite 35r
2550 1804 7 27 Windig. Der Vormittag wie gewöhnlich. Mittags waren wir Quarins Gäste, wo wir bis 5 h blieben. Ich führte Therese zu Richart, brachte dem Buchh[ändler?] Beck die Loge ins Kärntnertor-Theater „Verwechslungen“ und begab mich ins Theater an der Wien, zum 2. Male „Liebhaber im Verborgenen“, Lustspiel in 1 Akt aus dem Französischen, „Röschen und Colas“, Oper in 1 Akt, Weidmann als Mutter Anna. Beides höchst mittelmäßig. Ich fand Compagnie, Salieri, Defraine(?), und doch hatte ich sehr Langeweile. Therese arbeitete und war eine Zeitlang im Kärntnertor-Theater. Band 05 (V.), Seite 35v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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