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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2511 1804 6 18 Ein angenehmer Tag. Den Vormittag wie sonst, nur dass mich Richart vom Grafen herausrufen ließ, und mir in unbeschreiblicher Angst sagte, ich sollte heute um 12 h um Gotteswillen nicht zu ihr ins Gewölb kommen, denn der Schuft sagte zur Köchin, er wolle um 12 h ins Gewölb kommen und mich hinausprügeln. Ich musste dazu lachen, doch gab ich ihrer Angst nach und versprach, nicht zu kommen. Sie ging zum Freund Vogovics – den ich mit Grund als Aufwiegler in Verdacht habe – und zu Klimbke, um beide zu rufen, damit sie Zeugen seines bübischen Betragens sind. Ich zweifle, dass er es wagt, ins Gewölb zu kommen; kommt er aber nicht, so sollen beide zu dem Abschaum ins Quartier gehen und ihn fragen, was er will. Nina kam um ½ 2 h, wir gingen zusammen zum Quarin speisen. Da waren außer uns Phillebois, Dichtler mit seiner Tochter, und Dr. Pentz (?) Nach Tisch war er in seiner guten Laune, zeigte seine Pretiosen. Therese und ich waren allein bei ihm bis 6 h. Ich hörte von Richart, dass der Bursche richtig mittags nicht kam, auch Klimbke erschien nicht. Sie ging allein mit Vogovics in die Wohnung, wo sie ihn vermutetermaßen von der Köchin Gnade essen fand. Der Sturm begann. Er betrug sich wie ein Vieh, das Finale war ein Vergleich. Er weinte, versprach, mich um Vergebung zu bitten, mir die Hand zu reichen und ich sollte als Freund in sein Haus kommen, wie ich wolle. Ich ging ins Burgtheater „Weiberehre“, dann mit Neumann ins Kärntnertor-Theater „Alonso“. Therese holte mich mit Richart ab. Neumann ging mit uns auf die Bastei. Ein Sturm vertrieb uns, dann nach Haus. Richart aß bei uns etwas. Band 05 (V.), Seite 31r
2512 1804 6 19 Ein schöner Tag. Den Vormittag wie sonst. Eckhart und Richart waren unsere Gäste. Nach Tische zu Haus. Abends holten wir Richart ab, gingen zum Burgtor hinaus über die Glacis auf die Landstraße zum Rauchfangl, wegen der guten, gebackenen Hähnl und trollten uns um 10 h nach Hause. Band 05 (V.), Seite 31r
2513 1804 6 20 Heiter. Früh zum Grafen, er reiste nach Preßburg. Woller schrieb mir. Nach 10 h in die Generalprobe der heutigen Oper „Die Verwiesenen auf Kamtschatka“, eigentlich „Beniovsky“, in 3 Akten, Musik von Boieldieu, übersetzt von Treitschke. Demmer (?) tritt auf als Edwinsky (?). Ich blieb bis zu Ende. Die Oper wird gefallen, aber kein Glück machen, Demmer ist für Liebhaberrollen zu alt. Mittags allein. Therese ging nach Tisch zu Mussini, welcher bei der Röckel wohnt, um das Pianoforte zu hören. Ich war wegen Rothjacob 2mal auf der Hauptmaut. Abends in die neue Oper. Es war nicht voll, mir zur Rechten war Lang, zur Linken Riedl. Die Oper gefiel, der 1. Akt am besten, der 3. am wenigsten. Denner wurde vorgerufen, dankte, versprach Fleiß etc. Richart ging nach dem 2. Akt auf’s Theater, Therese kam auch, sie gingen mitsammen nach Haus. Band 05 (V.), Seite 31r
2514 1804 6 21 Ein angenehmer Tag. Ich nützte des Grafen Abwesenheit und ging früh ins dritte Augarten-Konzert. Thiriot (?) aus Paris spielte ein Violinkonzert, brav, die Sattmann sang eine Arie mit Chor von Nasolini und gefiel weniger. Es war voll. Nach der Musik begab ich mich mit Wallaschek und Baumann in den Prater, besuchten die Ringelspiele, ritten auch. Baumann verlor sich, wir blieben allein, lasen, schwätzten und unterhielten uns recht angenehm. Wir waren in der großen Allee, gingen zum Turm, da kam Arbesser und um 1 h Richart mit Therese. Wir machten noch eine Promenade, speisten gut, aber wenig. Neben uns waren die jungen Baron Lang. Nach Tisch erstiegen wir den Turm, 125 Stufen, sahen den wirklich eleganten kleinen Dianatempel zum Aufziehen. In dessen Mitte schwebt sie in einem Wagen in Wolken, der Mond erleuchtet das Ganze. Eine Flötenuhr auf der Kuppel macht einen angenehmen Effekt. Die Camera obscura unterhielt beide Weiber. Das Salettl im 1. Stock mit den Wasserkünsten, dann die beweglichen Genien amüsieren. Das Ganze ist so kostspielig, dass der Schlegelhofer (?) wohl schwerlich seine Rechnung finden wird. Nachher besuchten wir den Mechaniker, und die Tafelkünstlerin, die uns auch eine halbe Stunde vertrieben. Nach Tische kam wieder Perinet, der da seinen Witz strömen ließ. Von da in die große Allee, es wurde Kaffee getrunken. Arbesser ging mit den beiden Damen in die Stadt, sie ins Burgtheater, 4. Stock „Die Verwiesenen“ zu sehen. Ich mit Wallaschek blieb bis 8 h, dann ich allein ins Kärntnertor-Theater. „Hausfriede“ und ins Burgtheater. Wir führten die Richart nach Hause. Therese und ich gingen noch ins Bürgerspital, Gefrorenes essen, welches uns vortrefflich schmeckte und Therese beglückte. Band 05 (V.), Seite 31v
2515 1804 6 22 Den Vormittag bis 1 h beim Grafen. Therese war im Hacklischen Bade. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich bis 7 h. Therese ging mit Richart und Salieri zu Jeni (?), ein Klavier anzusehen, weil die Gulyás so indiskret war, das ihrige zurückzunehmen, dann ins Burgtheater „Romeo“, welche Oper sie heute zum ersten Mal sieht. Ich erwartete Therese beim Theater, sie kam mit Richart, ich bediente sie mit Gefrorenem. Therese ging in die Loge, ich in beide Theater, dann mit Lang eine Weile herum. Den 3. Akt war ich auf dem Theater. Im Duett des 2. Akts zwischen Brizzi und Crescentini schwieg letzterer ganz still, als Brizzi zu variieren anfing. Nach dem Theater mit Therese nach Haus. Um 9 h fing es zu regnen an. Band 05 (V.), Seite 31v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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