Ununterbrochen Regen. Der Vormittag wie sonst, mittags allein. Nach Tische besuchte uns Klimbke und kündigte uns an, dass er nun endlich siegte und an Kraus’ Stelle komme. Groß war unsere Freude. Wir tranken schon vorher in Malaga seine Gesundheit. Später arbeitete ich, schrieb dem Juden Liwan eine Bittschrift, die ich von Tandler kopieren lies. Nach Mittag hatte Therese von der Mad. Bulla Besuch. Ging wegen Pass zu Roth[jacob ?], dann ins Burgtheater „Missverständnis“ und „Raub der Sabinerinnen", wo ich in den Galerien, Parterre und auf dem Theater war. Therese ging mit Richart in den 4. Stock und kam vis-à-vis von Woller und Zoller zu sitzen. Nach dem Theater nach Haus.
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Anhaltender Regen. Der Vormittag wie sonst, nur dass ich wegen Rothjacob auf der Hauptmaut war. Mittags speisten Richart und Moreau bei uns. Erstere erzählte, dass sie gestern Vogovics zweimal sprach und nach Hause rufen ließ, um mit ihm wegen ihren Geschäften mit dem Hundsfott von Mann zu reden. Kaum war sie zu Haus, als der Mann erschien. Es war bestimmt abgeredet. Der Schurke leugnete, sagte, er habe bei keinem Advokaten zu tun, ziehe nicht von ihr weg und lege ihr nichts in den Weg. Vogovics versprach, in der Sache zu vermitteln. Ich zweifle, ob er es ehrlich meint und so handelt. Nach Tische arbeitete ich, schlief, abends ins Burgtheater, in den 3. Stock, „Deutsche Familie“. Ich fand Compagnie, nach dem Theater gleich ins Bett. Therese ging gar nicht aus. Gestern war sie bei Streffleur, Hahnl, Rösler, Turnau und Hainisch, dann bei Salieri, in allem Staat gratulieren. Das anhaltende Regenwetter ist schon sehr schädlich.
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Den ganzen Tag Regen. Die Donau ist schon ausgetreten, hat den Prater und die Brigittenau zum Teil überschwemmt. Die Wien ist dem Austritt nahe. Das Marchfeld ist ganz überschwemmt. Den Vormittag wie sonst. Bei Richart war Vogovics, sagte ihr wieder tausend Lügen ihres Mannes, und versicherte, in 2 Stunden wolle er sie ausgleichen. Sie versprach ihm Geld, wenn er es bewirkt. Er sagte immer, dass er sie jetzt liebe, und nichts gegen sie, sondern nur gegen mich habe, weil es mein Werk sei, dass sie ihn nicht mehr aushalte, bedient sich aber hiezu der abgefeimtesten Worte, die ihm nur in den Kopf eingehen kann. Richart war unser Gast. Nach Mittags arbeitete ich. Abends ins Burgtheater „Missverständnis“ und „Raub der Sabinerinnen“. Therese war mit der Richart im 4. Stock, ich wie gewöhnlich überall herum, meistens aber auf dem Theater. Nach dem Theater ins Bett.
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Am Vormittag Regen, nach Mittag heiterte es sich aus. Den Vormittag wie sonst. Mittags allein. Nach Tisch arbeitete ich, dann mit Therese zum Kärntnertor hinaus, unter die Weissgärber, um die Größe der Wien und der Donau zu sehen, über die Franzensbrücke zum Roten Turm, Bastei zur Richart, dann nach Haus. Abends ins Burgtheater „Entführung“ dann zum ersten Mal „Der rechte Weg“, eine Ehestandsszene von Hutt, gefiel nicht. Im Parterre fand ich Compagnie, Berg[er?] mit Anhang. Nachher ins Burgtheater „Romeo und Julia“; in beiden Theater leer. Nach dem Theater nach Haus.
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Ein schöner Tag. Vormittag beim Grafen, zu Haus, wo ich die Richart fand. Um 12 h fuhr ich mit Mayer und Ziegler, ins Brünnlbad baden. Erstere stieg beim Bad aus. Es ist neu zugerichtet und sieht elegant aus. Nach dem Bad speisten Ziegler und ich im Garten zur Alster und sehr gut. Wir unterhielten uns angenehm, tranken im Kasern-Kaffeehaus Kaffee, trafen den Dressery (?), mit diesem plauderten wir von Bonapartes jetziger Nicht-Größe. Dann in die Stadt, da schieden wir. Ich ging nach Haus, zur Donau, Rasumofsky-Brücke, wo wir vor 8 Tagen in Compagnie waren. Therese machte Promenade auf der Glacis, sah der Dichtler nach, welche schon 14 Tage nicht bei uns war und auch nicht zu finden war, brachte den Abend im Burgtheater zu Zwei Posten „Zwei Posten“ und ließ sich von Korntheuer nach Hause begleiten. Quarin lud uns heute für morgen zum Speisen ein.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).