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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2521 1804 6 28 Kühl, abwechselnd Regen. Therese und ich fuhren um ½ 5 h nach Baden. Im Redoutengebäude frühstückten wir. Auf dem Platz begegneten wir Kárners Anton, und hörten, er wohne im Bierhaus und bade aber jetzt im Frauenbad. Ich besorgte wegen dem Quartier in der Landschaft meine Aufträge, dann überraschten wir Freund Kárner im Bade, er freute sich mit uns. Wir blieben, bis er angezogen war, begleiteten ihn in sein Quartier, blieben eine Weile, dann ging’s in den Park, wo Therese strickte, und ich las. Um 1 h holten wir Kárner zur Englischen Köchin zum Speisen ab. Ich traf den Juden Major, den ich durch den Anton zu Kárner rufen ließ. Er kam auch richtig mit Waren. Ich nahm ihm ein türkisches Tuch, 2 Kleider und 2 kleine Tücheln als Pfand für seine Schuld. Der Kerl erschrak nicht wenig, mich zu treffen. Ich schenkte dem Tonerl 2 fl. und wir fuhren mit Kárner nach St. Helena, um des Ottos neues Gebäude und Saal zu sehen. Das blaue Kleid von den dem Juden abgenommenen gefällt Therese so gut, dass ich es ihr gleich zum Präsent machte. Um ½ 6 h fuhren wir in die Stadt. Therese war in ihrem Vergnügen über das blaue Kleid. Um 8 h ging ich ins Burgtheater „Straßenräuber aus Kindesliebe“, Karschin (?) von Lemberg spielte den Straßenräuber, kleine Figur, fatales Organ und ziemlich unverständlich. Er ist unter Fassbinders Panier (?) aufgetreten, wurde vorgerufen und sagte: So lange er Schauspieler ist, war es sein Wunsch, auf dem k.k. Theater spielen zu dürfen. Er verdankt es der Gnade der Direktion – hier wies er auf Brauns leere Loge –, verspricht Fleiß, Anstrengung. Band 05 (V.), Seite 32r
2522 1804 6 29 Petri und Pauli. Alle Stunden regnete es. Mit Therese fuhr ich in die Leopoldstädter Pfarre, dieser 2. Primiz beizuwohnen. Stadler blies ein Konzert sehr schön, dann akkompagnierte er ihr die Motette. Mittags allein, nach Tische zu Hause. Abends gingen Therese und ich Gefrorenes essen, zum Kärntnertor hinaus über die Glacis ins Josephstädter Theater, zum 1. Mal eine unbegreiflich schlechte Pantomime. Nach dem Theater abermals eine Promenade um die Glacis. Band 05 (V.), Seite 32v
2523 1804 6 30 Ein schöner Tag. Den Vormittag beim Grafen, Porzellanfabrik und Brandmayer. Auf dem Weg traf ich mit meinem Jugendfreund Höfling (?), der Arzt ist, zusammen. Er setzte sich zu mir auf’s Würstl und fuhr bis zur Fabrik. Mittags allein, heute schrieb ich Woller. Nach Tisch kam Maurer von Eisenstadt. Ich arbeitete bis 5 h, dann mit ihm und Therese zur Hackel ins Bad. Therese badete allein. Wir kehrten um, gingen über die Bastei ins Komödien-Bierhaus und soupierten da etwas. Um 7 h ins Burgtheater, zum 2. Mal „Husarenraub“, Schauspiel in 5 Akten von Plümicke, gefiel nicht. Im 4. Stock fand ich Woller und Zoller und blieb ein paar Akte bei ihnen. Nach dem Theater nach Haus, zum Lesen der Eleganten Zeitung. Band 05 (V.), Seite 32v
2524 1804 7 1 Trübe, den ganzen Nachmittag Regen. Früh zum Grafen, dann in die fatale Institutssitzung. Rühl arbeitete mir entgegen in Rücksicht der armen Witwe Heimlich und ihrer bedauernswürdigen Tochter. Dies verdross mich sehr. Eine Stunde war ich auf dem Bankl, unterhielt mich mit Weidmann, Koch, Baumann, Mayer, Hornung etc. Mittags war Moreau unser Gast. Nach Tische kamen Salieri, Königstein, welche sich beurlaubte, weil sie nach Paris reist, und später die Lavotta. Mit dieser ging Therese ins Kärntnertor-Theater „Aline“, ich ging nach. Es war sehr voll, ich holte Therese in der Loge ab. Wir begleiteten die Lavotta nach Hause, dann führte ich Therese Gefrorenes essen. Um 10 h war ich zu Haus, ich schlief nicht gut. Mit der Schale war ich bei Berg[er ?] Band 05 (V.), Seite 33r
2525 1804 7 2 Trübe, abwechselnd Regen. Den Vormittag zum Grafen, Hauptmaut und bei Richart. Sie war seit Donnerstag bei Holzmann in Himberg, brachte Therese Krebsen, Butter. Sie lud sie zu Mittag ein. Nach Tische bekam sie Kolik, sie litt sehr. Ich blieb zu Hause. Der Jude Major kam und wollte sein türkisches Tuch haben. Abends ins Burgtheater, „Fassbinder“ und „Verliebte Torheiten“. Mit Lang zu Berg[er ?] soupieren. Therese war zu Haus und vollendete heute das schon lang in Arbeit gewesene Halstuch. Band 05 (V.), Seite 33r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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