Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 2531 - 2535 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2531 1804 7 8 Am Vormittag heiter, nach Tisch Regen. Früh zum Grafen, mit Lang nach St. Peter, wo Therese eine Motette von Myslivecek mit Begleitung des Waldhorns sang. Richart und Arbesser waren auf dem Chor, dann machten wir eine Promenade auf dem Graben und Kohlmarkt. Richart, Wallaschek, der heute seinen 44. Geburtstag bei uns feierte, waren unsere Gäste. Nach Tische blieben wir zu Haus. Um 5 h begaben wir uns ins Kaffeehaus im Bürgerspital. Abends ins Kärntnertor-Theater, Ludwig Portes Gesellschaft zu sehen. Therese war mit Richart im 4. Stock, Wallaschek mit ihnen. Ich war meistens auf dem Theater und im Parterre. Die Kaiserin erschien nach ihrem Kindbett zum 1. Mal im Theater. Zwei Malheurs hatten die Springer: Ein Bube stürzte ins Orchester, ein anderer machte den Salto mortale über die Kreuzleuchter zu kurz und schlug dem Leuchter die Arme ab. Die Pantomime „Harlekin als Skelett“ war sehr schlecht, die Musik nicht zum Anhören. Um ½ 11 h kamen wir zu Haus. Band 05 (V.), Seite 33v
2532 1804 7 9 Ein schöner Tag, mittags etwas Regen. Den Vormittag beim Grafen, Richart, dann mit Stessel in den Prater zum Mars speisen. Bei Therese speisten Richart und Patsch. Wir aßen und unterhielten uns gut. Nach Tische sahen wir den Turm, den Dianentempel, gingen zu den Kaffeehaus, dann begleitete ich Stessel bis zur Brücke, kehrte wieder um und blieb bis 8 h. Ich machte eine Promenade auf die Bastei und fand Therese mit Richart und blieben eine Weile. Richart speiste bei uns Kälbernes. Band 05 (V.), Seite 33v
2533 1804 7 10 Früh etwas Regen. Therese war in der Kammer der Kaiserin, um ihre Abschiedsvisite zu machen. Früh ging ich zu Stessel, dann in die Theaterkasse. Da verlor ich meine Brieftasche mit ungefähr 20 fl. und der ganzen Einrichtung, die ich nie wieder erhielt. Mittags speiste der junge Weidmann bei uns, der mir die Abschiedsreden seines Vaters diktierte. Nach Mittag besuchte uns Havermehl (?), Therese ging mit ihm wegen einem Zimmer zu Hitzinger und Scheiger. Ich blieb den Nachmittag und Abend bis ½ 8 h zu Hause, kaufte von dem ehrlichen Marcus 32 Ellen Hausbarchent und begab mich ins Kärntnertor-Theater „Romeo“, später ins Burgtheater „Singspiel“, dann Pas de deux mit DeCaro. Der Abend war schön, ich machte mit Lang eine Tour um die Stadt. Band 05 (V.), Seite 34r
2534 1804 7 11 Am Vormittag heiter, nach Tisch Regen. Ungesundes Wetter, jjeden Tag Regen. Der Prater ist voll Lacken, die Luft darin schwer und stinkend. Den Vormittag beim Grafen und Richart, welche bei uns mit Töpfer Babett und Eckhart speiste. Richart holte mir Sternberg (?) Sauerbrunn, welches Therese verdross. Nach Tische kam Marcus, welchem Richart, Eckhart und ich Batist abkauften. Therese blieb so wie gestern den Abend zu Hause und beschäftigte sich mit der Garnierung des blauen Kleides. Ich arbeitete zu Hause und begab mich dann ins Kärntnertor-Theater. Crescentini als k.k. Karmmer- und Hofsänger singt heute vor seiner Abreise nach Piacenza zum letzten Mal den Romeo. Da es zu warm war, ging ich auf’s Theater. In der Preghiera im 2. Akt wurden Sonette in Folio auf Velinpapier gedruckt und Blumen und Tauben ausgeworfen. Drei Tauben, einen grünen Kranz haltend, wurden über seinem Kopf herabgelassen, welche Vogl auffing und in die Kulisse trug. Als er vorgerufen wurde, warf man ihm Blumenstrauß auf’s Theater. Band 05 (V.), Seite 34r
2535 1804 7 12 Fahrt nach Baden mit Franz und dem Koch Keppler (?). Heute spielt Weidmann zum 1. Mal den Hausmeister im „Neusonntagskind“ im Theater an der Wien. Heftiger Wind und den ganzen Tag Regen. Therese konnte teils wegen dem schlechten Wetter, teils auch, weil der Fiaker-Batard nur zweisitzig war, nicht mitfahren. Sie war den ganzen Tag bei der Richart, speiste da und ging mit ihr ins Theater an der Wien. Sie zerschnitt die 2 Stück Batist, welche ich gestern von Marcus kaufte, zu Tücheln und fing sie zu säumen an. Ich fuhr um 7 h weg, besorgte meine Geschäfte, besuchte Kárner, spielte in dem Kaffeehaus über dem Wasser mit dem Koch Billard, speiste im Hirschen in Gesellschaft der Gräfin Benyovszky, des Holleschek, Frau und des armen Sängers Koller (?). Ich war angenehm unterhalten. Im Casino tranken wir Kaffee, ich spielte mit Holleschek 3 Partien und fuhr um 4 h nach Wien. Als ich mich dem Theater näherte, gingen schon die Bewunderer Weidmanns in Horden zurück, weil das Haus um 6 h schon zum Brechen voll ist. Mit Mühe und langsam kam ich zur Kasse, aber noch weit langsamer und mit Verdruss, Verlust von Rockknöpfen und einigen Stössen zu den beiden Weibern. Nie habe ich das Theater noch so voll, in diesem Zulauf gesehen. Carl und Albert waren in der Hofloge und wurden mit allgemeinem Klatschen empfangen. Weidmann, der Held des Tages erschien, ihn empfing das lauteste Applaudissement. Er dalkte so mit der Zunge, machte einen Dummrian daraus. Ehe er seine erste Szene geendet hatte, war ich überzeugt und sagte, Weidmann, so groß sein Talent ist, wird in dieser Rolle kein Glück machen, sondern vielmehr seinem Rufe schaden. Er gefiel nicht. Am Schlusse dankte er in Prosa ab. Seine Rede war lang und hatte einige lächerliche, doch nicht neue Gedanken, von Arsenal-Theater, Rekrutensaal, Antenprenner (?), Taulend (?), Schmier (?), dass der Einbläser alles reden muss, weil die Jungen so wie die Alten nix lernen, nur Castroll spielen, für die Eselsköpf accouchiert sein etc. Die Oper dauerte bis ½ 11 h, nach dem Theater in großem Morast und Wind nach Haus. Von Mayer, Hasenhut, Schneidermann (?), Scholz (?), Caché, Frau, Milde ist nichts zu sagen, am besten gefiel mir noch die Müller. Prividali (?) schickte mir von den so schön gedruckten Sonetten auf Velin 2 Exemplare. Band 05 (V.), Seite 34r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b