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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2516 1804 6 23 Kalt. Der Vormittag wie sonst. Richart und Tandler waren unsere Gäste. Wir erwarteten Mayer von Hetzendorf, aber sie kamen nicht. Nach Mittag war ich zu Haus. Therese gab große Tee-Gesellschaft, wobei Salieri, Richart und die Babett waren. Dann ging sie mit Salieri zur Gulyás, um ein Pianoforte auszusuchen. Sie fanden eines zu 40 fl. welches Therese zur Probe nehmen wird. Gestern sagte ihr Treitschke, dass künftige Woche die „Maria von Montalban“ wird, darum muss sie sich exerzieren. Ich holte Therese bei Richart ab, wo sie heute 3mal war, und ging mit ihr ins Theater. Um die Rosalie zu hören ging Therese in den „Dorfbarbier“ im Burgtheater, zum Schluss „Bacchus und Ariadne“. Dann nach Haus, um alles zur morgigen Fußreise nach Hetzendorf herzurichten. Band 05 (V.), Seite 31v
2517 1804 6 24 Johannes der Täufer. Fußreise nach Hetzendorf. Windig, kühl, nach Mittag heiter, angenehm. Um ½ 7 h begannen Therese, Richart und ich unseren Weg. Um 9 h kamen wir an, gingen gleich in die Kirche und fanden da die Pepi. Der Probst predigte von den 5/8 (?) Tugenden, von den schlechten Christen. Mayer war in der Ruine (?) und Schönbrunn und kam erst um 12 h nach Hause. Wir unterhielten uns im Hofgarten bis 1 h, schäkerten, da kam mein Bruder nach. Wir speisten zusammen. Um 5 h ging’s durch den Schönbrunner Garten nach Hietzing und Penzing. Da trafen wir die Wollerischen, Wallaschek und Gewey. Letzterer ging mit uns ins Theater. Man gab „Rainald“, Oper in 2 Akten, Musik von Dalayrac. Mein Bruder ging mit Mayer nach Hetzendorf, ich mit Therese und Richart in die Stadt. Außer dem Gartengebäu des Arnsteiner führte uns Richart irre und wir gingen am Liniengraben eine halbe Stunde irre. Um 11 h kamen wir nach Haus. Band 05 (V.), Seite 32r
2518 1804 6 25 Ein warmer Tag. Vormittag beim Grafen. Um 12 h zu Richart, da fand ich ihn und Arbesser, der heute vom Grafen 100 fl. erhielt. Der elende Mensch fing seine gewöhnlichen Bübereien an, die ich ihm beantwortete, wie er es verdiente. Die beiden Leute sagten sich so viel Schlechtes, als sich nur denken lässt. In unseren Augen zeigte er sich als der schlechteste Abschaum, den je die Natur zur Geißel der Menschheit ausspie. Am Ende gab er nach. Bei Tisch aß ich nichts. Am Nachmittag ließ die Richart Klimbke und mich ins Gewölb bitten, der Kerl saß noch da. Nach vielem Hin- und Herreden trug er einen Vergleich an und so ging ich fort. Nach 5 h gingen Therese, Richart und ich ins Brünnlbad, dann zur Alster soupieren. Therese und ich aßen viel, und waren guter Laune. Um 10 h nach Haus. Band 05 (V.), Seite 32r
2519 1804 6 26 Ein warmer Tag. Früh trübte sich wieder ein Wölkchen am Ehestandshimmel, doch es verging. Den Vormittag bis ½ 1 h beim Grafen, dann in die Porzellanfabrik, wo wir, so wie auch dem Geiger auf die Hauptmaut, Visonter und Tokajer brachten. Mittags allein, nach Mittags arbeitete ich. Therese ging baden, ich abends ins Burgtheater, zum 1. Mal „Liebe in Spanien“, Lustspiel in 3 Akten, missfiel. Mad. Koberwein zeigte sich als spanischer Jüngling, das sollte wohl das ganze Verdienst des Stückes sein. Mit Huber, Lang, Wiedmann, Frau unterhielt ich mich. Nach dem Theater holte ich Therese ab und aß mit ihr im Bürgerspital Gefrorenes. Band 05 (V.), Seite 32r
2520 1804 6 27 Wieder eine unangenehme Ehestandsszene. Den Vormittag beim Grafen, Porzellanfabrik und Richart, wo ich schrieb. Holzmann (?) speiste bei ihr, mit dem sie eine Partie nach Himberg verabredete. Mittags allein, nach Mittag zu Hause. Ich ließ vom Giáy Malaga holen, und er schickte mir zum Douceur 6 Bouteillen Champagner. Die Mayer vom Chor kam und bat Therese, bei einer 2. Primiz am Freitag in der Leopoldstadt zu singen. Sie sagte es zu und wird die Motette von der Assen singen. Nach Mittags regnete es und um 6 h entstand ein heftiges Gewitter, welches den Abend fortdauerte. Therese und ich waren allein. Die alte Geschichte begann, endigte sich aber in einer herzlichen Umarmung. Abends ins Burgtheater „Verwiesene“, dann ins Kärntnertor-Theater „Liebe in Spanien“ und Pas de deux von DeCaro. In beiden Theatern leer. Im Burgtheater sprach ich den Grafen wegen der morgigen Badener Reise. Mit Lang wegen langer Weile eine Promenade auf die Glacis. Band 05 (V.), Seite 32r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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