Veränderlich, sehr schwül. Den Vormittag beim Grafen. Mittags waren Richart, Eckhart und Tandler unsere Gäste, es wurde champagniert. Ich schrieb meiner Mutter, der Csekonics, dann ins Theater. Therese ging mit Richart zu ihrer Stickerin Lisett, wo sie bis 9 h blieben und mich dann aus dem Burgtheater „Romeo“ abholten. Mit den beiden Weibern begab ich mich über dir Glacis beim Stubentor herein nach Haus.
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Früh ins Kärntnertor-Theater, wo Seiltänzer und Springer ihr Seil aufrichteten. Da plauderte ich mit Mayer und Pfersmann. Dann zum Grafen und Richart. Agnes war unser Gast. Nach Tische kam Nina und Salieri, später ging Therese ins Gewölb zu Richart und brachte ihr den Schlüssel zur Loge ins Kärntnertor-Theater, zum 1. Male Portes Gesellschaft. Dann ging sie mit Agnes zur Hackel baden. Um 4 h ging ich ins Kärntnertor-Theater, sah den vollendeten Apparat an, dann an die Wien, zum 1. Mal „Unmögliche Sache“, Weidmann als William. Es war sehr voll. Ich schlich anfangs herum, war im 2. Stock, fand da Compagnie, dann ins Parterre, wo ich neben Koch zu stehen kam. Weidmann übertrieb sehr, mit einem wütenden Beifall wurde er empfangen, man klatschte 3mal. Das Stück gefiel nicht. Seine Abdankungsrede war in Prosa. Er dankte für die gnädige Aufnahme, sagte, seine Freunde sowohl wie andere werden die remarque machen, warum er hier spiele „Da wir hier in bona charitate beisammen sind, sage ich nur ganz still: Interesse. Es ist alles so teuer, das Paar Hendel 45 x, dabei schauen sie aus, als ob sie die Abzehrung hätten. Unsereiner möchte doch auch sehr gerne seinem alten Leichnam einen guten Tag antun. Meine Herren Collegen reisen mit Empfehlungen bald da, bald dorthin und suchen so ihre zerrissenen Finanzen zu flicken; aber ich alter, 65jähriger Kerl, wo soll ich hinreisen ? Ich bleib hier, da bleib ich, mich kriegen s‘ nimmer los, nein, nein ! Da bin ich schon 35 Jahr, da brauch ich keinen Brandbrief, keine Empfehlungen etc. Möchte ich nur recht lange leben, um immer für Ihr Vergnügen zu arbeiten. Ich habe auch eine Reise gemacht: Ich wohne auf der Kärntnerstraße, da bin ich in einen Fiaker gestiegen und da her gefahren. Sagn S’: kann man bequemer und kürzer reisen ? In Wien bleib ich halt, da bin ich nicht weiter als von Wien an die Wien gereist. Erhalten S’ mich immer in Ihrer Gnade, und ich verbleibe stets Ihr untertänigster, dankbarster Joseph Carl Bartl Weidmann; Wien, den 4. Juli 1804“. Allgemeines Klatschen begleitete ihn, bis die Kurtine fiel. Ich ging noch ins Kärntnertor-Theater zu den Springern, und fand Therese in der Loge mit der Agnes, und der Lisett mit Anhang, Richards Goldarbeiterin. Ein Stück der Pantomime „Harlekin der Zauberer“ sah ich noch. Nach dem Theater nach Haus. Therese gab Tandler einen Wink, mir eine Serenade zu machen, welche auch richtig nach 11 h begann. Ich schlief aber bald ein.
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Früh angenehm, nach Tische windig, abends Regen. Schon um 5 h war meine liebe Therese wach, gratulierte mir, und gab mir das von ihr gemachte Halstuch, dann neue, schwarzseidene Beinkleider und Weste. Sie überraschte mich sehr. Von Nina erhielt ich ein Uhrband gestrickt und ein Stück Zopfenband. Um ½ 6 h schon kam Richart gratulieren. Wir gingen zusammen ins Augarten-Konzert. Pekarek begegnete und ging mit uns. Die Hackel sang eine Arie aus „Camilla“, Stadler blies das Klarinettenkonzert von Mozart. Nach der Musik trafen wir Wallaschek und Hackel. Wir gingen zusammen in die Brigittenau, die kalten und warmen Bäder zu sehen. Dann gingen wir in den Prater, beim Einsiedler bestellten wir Essen. Die Hackel ging mit Oliva (?) von der Au weg. In der großen Allee waren wenig Menschen. Wir besuchten das Panorama, blieben eine Stunde. Nach 1 h zum Speisen, wir waren die einzigen Gäste. Therese und Richart kaufte ich Zahnbürsteln. Nach Mittag tranken wir beim Wagner Kaffee, machten eine Promenade bis zum Wasser, dann zur Donau gegen Erdberg, zum Schüttelbad. Da hielten wir Rast und tranken eine Bouteille Nessmüllner. Von da ins Leopoldstädter Theater, zum zweiten Mal „Die zwei Milchschwestern von Petersdorf“, Zauberoper in 3 Akten, Musik von Müller, viel Spektakel. Therese bekam wieder einen Anfall von Eifersucht und verbitterte mir den Abend. Wallaschek war überall unser Begleiter. Nach dem Theater ins Bett.
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Am Vormittag beim Grafen, Theaterkanzlei und Richart, mittags allein. Nach Tisch schliefen Therese und ich. Abends ins Kärntnertor-Theater „Pygmalion“, Musik von Cimador, gefiel nicht. Crescentini sang sehr mittelmäßig. Im Parterre traf ich Lang. Nach der Oper ins Burgtheater „Räuberhöhle“, ich kam erst nach dem 2. Akt. In der Theaterloge war Richart, ich holte sie in der Loge ab und begleitete sie nach Hause. Um ½ 10 h lag ich schon. Dem Oeppinger schickten wir heute ein Maß Mundmehl.
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Am Vormittag Regen, nach Mittag heiter. Früh zum Grafen, Theaterkanzlei, Richart, da nahm ich die Perlen samt neuer Schließe und trug sie zur Nitzky zum Fassen. Therese ging mit Richart auf den Tandelmarkt. Richart war unser Gast. Nach Mittag arbeitete ich. Therese besuchte bei Hof die Köstler und Hahnl. Haas kam und gab Therese einen Wink, dass sie am Montag zur Kaiserin gehen und die Schosulan besuchen möchte. Therese holte ich bei der Richart ab und führte sie ins Bürgerspital Gefrorenes essen, dann ins Burgtheater „Pygmalion“ und „Bacchus“. Therese ging in die Theaterloge und nach der Oper nach Haus. Ich war im Parterre, auf dem Theater dann in Compagnie eine Promenade.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).