In Eisenstadt. Ein angenehmer, schöner Tag. Fahrt zum Pöttschinger Sauerwasser. Früh zu Kárner, auf den Berg zur Kirche, wo ich mit Fuchs, Parisot und anderen bis zur Amtszeit Konversation hielt. Therese sang ein „Ave“ etc. vom Preindl sehr schön, Tomasini akkompagnierte. Um ½ 12 h fuhren Kárner, Therese, die Rosalie und ich, die Kröss, meine Mutter und Jean in 2 Wägen nach Pöttsching. Der Verwalter erwartete uns schon. Wir speisten auf der Anhöhe in seinem Lusthaus und wurden vortrefflich bedient. Ein gewisser Schmid wollte einen Luftballon steigen lassen, der schon à Conto 5 Wochen zehrt, konnte aber nicht, weil Luft wehte. Nach Tische war Musik, wir spazierten in einige schöne Gegenden, ergötzten uns an unbegrenzten Aussichten, ich ließ mich schaukeln, bestieg den Steigbaum etc. Eine Weile setzten wir uns zum Brunnen, tranken da Sauerwasser mit Wein. Zu uns gesellte sich der Graveur Fischer mit Schwester und noch ein paar Fremde. Parisot mit dem Werkmeister Torton [?, recte wohl Thornton] aus Pottendorf war auch da. Nach 7 h fuhren wir wieder nach Haus, ich wiegte mich gleich in Morpheus' Armen.
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In Eisenstadt. Regen, die Waldunterhaltung der Kröss ist vereitelt. Den Vormittag las und schrieb ich, Therese arbeitete. Später besuchte ich Kárner, Stessel, las im großen Saal und sah des Maurer übel angerichtete Arbeit nach. Mittags aßen wir zu Haus. Es heiterte sich aus, bei Pointner sah ich den Barometer steigen. Die Kröss schickte fragen, ob wir noch in den Wald gehen. Ich sagte ja, und alle Zurichtungen geschahen. Ich las bis 5 h, da kam Kárner und wir gingen mit ihm und Kühnel in den Wald zum Sattler. Eine Gesellschaft von beinahe 30 Personen erwartete uns. Es waren viele von den Kanzleien, die Wollerischen (?), Ruttrich, Székely, die 2 Prinster, Ochs, Rosenstingl, der Schwadroneur Gall etc. Wir schoben Kegel, tanzten um das Feuer, es wurden Duette geblasen, gescherzt, Raketen stiegen, um Pfänder gespielt. Die Unterhaltung dauerte bis 11 h. Mit Musik zogen wir in die Stadt, hielten bei Kárner, Kühnel, dem Waldmeister Kreitschek (?) und mir ein Ständchen, wo Duette geblasen wurden. Der Abend wurde sehr schön und unsere Unterhaltung angenehm und belebt. Erst um 12 h kamen wir ins Bett.
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In Eisenstadt. Ein warmer, heiterer Tag. Bis 10 h waren wir zu Haus, Prinster und Köstler frühstückten mit uns. Therese ging in Gesellschaft in den Hofgarten, ich zu Kárner, Hummel, in die Kassa zum Stessel und mit selbem durch den Saal, wo wir über den geschäftigen Maurer lachten, zur Dampfmaschine, den Treibhäusern, der großen Allee. Da holte ich Therese ab, wir machten Besuche bei Röckl und Waldmeister, fanden aber niemand zu Haus. Bis zum Speisen las ich in „Napoleon Bonaparte“. Kárner war unser Gast. Nach Tische ritt Kárner zur Batterie und Dampfmaschine, ich mit Ringer, der uns besuchte und für morgen zum Speisen lud, begab mich zur Dampfmaschine. Um 6 h führte uns Kárner nach Großhöflein, den Bau des neuen Posthauses zu sehen, dann im Hofgarten spazieren. Kárner begleiteten wir zuerst, dann ich Therese nach Haus. Ich kehrte um, setzte mich zum Casino, um 10 h begleitete mich Prinster nach Haus und fand unser Dienstmädl von Wien da.
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Christi [sic !] Himmelfahrt. In Eisenstadt. Ein sehr warmer Tag. Kühnels Lätizel auf der Wiese. Früh zu Kárner, mit dem ich das Patent von der erblichen Kaiserwürde von Österreich las, vom 11. datiert. Mit selbem und einem Brief wegen der rückgelassenen Sachen des seligen Fritzi (?) zum Pointner, wo Scheer und Pölt waren. Um 11 h ins feierliche Amt, gehalten vom Probst Pointner. Dann empfing ich Briefe von Wien, Arbesser schrieb mir zwei. Nach der Kirche mit meiner Mutter in den Garten und in ganzer Gesellschaft zum Ringer speisen. Fajt und Frau waren da, und nebst uns und Kárner noch Gäste. Wir waren lustig, nach Tische wurde bei einer etwas grösseren Orgel getanzt. Nach 6 h gingen wir en suite auf Kühnels Wiese, großer Cercle. Es wurden Quartette, Waldhorn-Duette gemacht und ein kleines Feuerwerk abgebrannt. Nach ½ 9 h gingen wir von der Wiese zum Kühnel, da wurde getanzt, Quartette gemacht. Um 11 h nach Haus.
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In Eisenstadt. Therese befindet sich heiser und in ihrer schwärmerischen Stimmung. Sie packte den Vormittag, erhielt Besuche von Hummel, Prinster etc. Ich ging zu Kárner, Stessel, mit ihm in den Saal zu Maurer, in den Garten, setzten uns in der Fürstin neues Gärtel. Es ist sehr schwül. Um 12 h nach Haus, ordnete Verschiedenes, schrieb und las. Kárner und Röckl waren unsere Gäste. Therese und Rosalie erhielten vom Prinster Zeichnungen zum Andenken. Um 5 h fuhren wir in 3 Pirutsch nach Donnerskirchen zum Polham (?) Zuerst fuhr Kárner mit Jean und der Kühnel, dann Therese, Rosalie und ich, dann Kühnel mit Keler (?) Auf der Straße außer Eisenstadt lag ein halbtotes Pferd, welches sich noch in der Retour bewegte. Die hätte bald unter unseren Pferden große Konfusion gemacht. Wir besuchten den Keller, ließen pritschen, trafen Springer, welchen ich mich freute zu sehen. Er musste zur Jausen zum Polham (?) mit. Nach 9 h fuhren wir nach Haus. Es war ein schöner, melancholischer Mondabend. Wir gingen noch ins Casino, da warteten unser Röckl, Prinster, Elsler und Hummel. Wir nahmen von ihnen Abschied und kamen um 11 h ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).