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Anzeige von 2561 - 2565 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2561 1804 8 7 In Eisenstadt. Ich besuchte Kárner. Hummel holte Therese und Rosalie um 10 h zum Singen ab, später kam auch ich hin. Wir blieben bis ½ 1 h. Vorher war ich bei Stessel, Rathmayer, der die Aufsicht der Sängerknaben hat, und beim Maurer im großen Saal, der wie ein Minister sich mit dem Aufrichten des Theaters beschäftigte. Mit Kárner verabredete ich, die „Zauberflöte“ am Freitag im Saal beim Engel-Wirt zu geben. Mittags waren Kárner, Röckl und Kastner Fuchs unsere Gäste. Wir aßen erst um 2 h. Vorher las ich „Napoleon und das französische Volk“ von Sch[labrendorf ?], ist sehr interessant. Wir saßen bis 6 h. Den Vormittag regnete es, nach Mittag heiterte es sich auf und Kárner führte uns durch die schönsten Partien des Tiergartens spazieren. Therese und Rosalie gingen nach Haus, ich zum Kühnel, wo eben von Hummel, 2 Tomasini und Clameth (?) in Quartetten „Die Tage der Gefahr“ gemacht wurden. Es war da Gesellschaft, ich blieb bis 10 h, dann schlich ich mich fort. Band 05 (V.), Seite 36v
2562 1804 8 8 In Eisenstadt. Ein schöner Tag. Waldunterhaltung auf Sattlers Wiese. Früh zu Kárner, um eine Empfehlung nach Pottendorf. Da wurde eben Herrenstuhl-Exekution gehalten, die Warendiebe, und Julerl, Perlendiebin, wurden geprügelt. Ich bewunderte die Dreistigkeit dieser Kerls. Der Richart und Sepherl schrieb ich. Am Vormittag waren Therese, Rosalie und ich bei Hummel und Fuchs. Mittags zu Haus. Nach Tische machten Therese und ich Visiten bei Kühnel und Scheer. Um 5 h gingen Therese und Rosalie, Kröss und Söhne, Kühnel, Székely, Bage (?), Stürmer, 2 Prinster, Elsler, meine Mutter und wir zusammen in den Wald zur Sattler-Wiese. Es wurden Horn-Duetten geblasen, Canons gesungen, Kegel geschoben, Feuerrad (?) und Schwärmer angezunden, geschossen, und lustig gelebt. Erst um 11 h kamen wir unter Beleuchtung der Spanfackeln nach Haus. Band 05 (V.), Seite 36v
2563 1804 8 9 In Eisenstadt. Früh Regen, nach Mittags heiter. Hummel holte Therese und Rosalie zum Singen ab, Elsler besuchte uns. Ich schrieb an den Pfarrer von Müllendorf und lud ihn zur „Zauberflöte“ ein, schrieb mein Tagebuch, schickte den Jean zum Pölt wegen Pferden nach Pottendorf. Ging zu Stessel, in den großen Saal, dem Maurer nachzusehen, zum Hummel, dann mit Therese und Rosalie zum Rathmayer. Mittags zu Haus. Nach Tische fuhren Therese, Rosalie und ich, Franzl (?), Nany, Jean, Tinerl, Brandl und Tonerl in 2 Wägen nach Pottendorf. Kárner gab uns an Scharinger einen Brief mit, den aber der Justiziär Huber öffnete und alle Wege einschlug um uns die Garnmanufaktur zu zeigen. Der Mit-Direktor Tisz (?), Großmeister des Grobian-Ordens, versagte es uns gänzlich. Ich selbst ersuchte ihn sehr höflich und erhielt eine abschlägige Antwort. Wir durchgingen das Schloss, den Garten, sahen den Forellenteich, sahen die Fabrik von außen. Da gesellte sich zu uns der Kassenkontrollor Woller, ein junger, artiger Mensch, der mir, so viel es tun ließ, den Bau erklärte. Beim Verwalter jausneten wir und nach 7 h fuhren wir nach Haus. Es war Neumond und ein schöner Abend. Band 05 (V.), Seite 36v
2564 1804 8 10 In Eisenstadt. Ein schöner Tag. Aufführung der „Zauberflöte" beim Engel. Früh zum Stessel, Pointner, um 10 h Probe bei Fuchs. Nach selber machte ich kleine Besuche bei Packh und Csekonics. Mittags zu Haus, nach Tische machten wir Visiten bei Stessel und Ringer. Therese ging nach Haus um Toilette zu machen, ich zu Kárner, der eben von Preßburg kam. Wir blieben zusammen bis nach 6 h. Er schickte Therese Tokajer und ließ sie in seinem Pirutsch zum Engel führen. Gingen zum Canto, der nicht zu Hause war, in den Saal, Maurers Arbeit zu sehen. Da gesellten sich Kühnel, Frau und Kelz (?) Therese zu uns und wir gingen in Compagnie in den Saal. Nach 7 h begann die Produktion. Der ziemlich große Saal war ganz voll. Es waren sicher ohne Orchester mehr als 300 Menschen. Therese sang meisterhaft und wurde außerordentlich applaudiert, selbst mit Rosalie als Pamina war man zufrieden. Fuchs dirigierte, Rotter sang den Sarastro. Die Unkosten der Beleuchtung, Wein, Brot, Instrumentdiener etc. bestritt ich allein. Selbst von Pottendorf kamen Huber, Woller, Kassier etc. Um ½ 10 h gingen wir nach Haus, ich begab mich gleich ins Bett. Band 05 (V.), Seite 37r
2565 1804 8 11 In Eisenstadt. Vormittag Regen. Den Vormittag waren wir zu Haus, erhielten Briefe von Richart, Sepherl. Letzterer schrieb Therese und erlaubte ihr, herabzukommen. Ich las und schrieb, besuchte Kárner. Alle zusammen speisten wir beim Assessor Schörr (?). Wir blieben bis 6 h, begaben uns ins Schloss, es heiterte sich aus, in den Garten. Besuchten Rathmayer und seine Knaben, sahen Kárners Pferden nach und begleiteten ihn und Therese nach Haus. Ich allein machte noch eine Promenade auf den Berg, besuchte Csekonics, erzählte ihnen „Die Kleinstädter“ und um ½ 10 h begleiteten sie mich nach Hause. Band 05 (V.), Seite 37r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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